Es war einmal und ist nicht mehr: Die DAMM am Maifeiertag
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- Geschrieben von Axel Hermanns (Text) und Dieter Krumm (Recherche)
(Edenkoben/Krefeld, 15. April 2023) Diesmal fällt der arbeitsfreie „Tag der Arbeit“, der 1.Mai, besonders günstig auf einen Montag zur Verlängerung des Wochenendes. Losgelöst davon ist er von je her ein Feiertag für die Senioren-Leichtathletik mit Durchgängen oder gar Landesfinals für die gute alte Deutsche Altersklassen-Mannschaftsmeisterschaft (DAMM), die vor allem anderen für die Ü30-Generation im Olympiajahr 1972 just in München ihren Ursprung genommen hat.
Nicht nur Adel, sondern auch Tradition verpflichtet. Das lässt sich jedoch leider nicht beliebig durchhalten. Jener Maifeiertag ist schon länger nicht mehr der klassische Termin für den willkommenen Aufgalopp in die Freiluftsaison auf Mannschaftsebene. Geplant war er immerhin in Baden-Württemberg. Doch nunmehr erfolgte die ernüchternde Kunde, dass die BW-Teammeisterschaften mangels Ausrichter zunächst (?) nicht durchgeführt werden können. Die Abstimmung hinsichtlich eines Alternativtermins und vor allem Schauplatzes mit – wie es im bürokratischen DLV-Deutsch nach Deister heißt – „belastbarer Absichtserklärung“ laufe. Wenigstens das!
Da wir gerade schon bei den schlechten Nachrichten sind, geht es sogar noch einen Tick schlimmer. Das für den 06.Mai in Piesbach vorgesehene saarländische Teamfinale entfällt ersatzlos. Rumms! Der LV Pfalz biete im Zusammenwirken mit dem LCO Edenkoben am selben Tag jedoch eine Qualifikationsmöglichkeit für die DAMM. Allerdings lediglich in stark abgespeckter Form für die W40 und 50 sowie die M60. Meldeschluss ist der 01.Mai, der somit zumindest eine Nebenrolle spielt (Ausschreibung, Meldebogen und Zeitplan siehe Link).
Offener Brief von Jörg Hofmann an DLV-Vorstand Ralf Buckwitz
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Moment mal
(Fürth/Darmstadt/Krefeld, 13. April 2023) Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger, verheißt ein flapsiger Spruch aus Volkes Mund. Nicht alle, aber immer noch zu viele hauptamtlichen Mitarbeiter (DLV-Präsident Jürgen Kessing hat sie mal „Kräfte“ genannt) und hochrangigen Ehrenamtlichen des Deutschen Leichtathletik-(„Verhinderungs“-)Verbands sind nach grober Einschätzung von dieser These mindestens so weit entfernt wie die Erde vom Mond.
Jörg Hofmann vom LAC Quelle Fürth kann mittlerweile ein traurig‘, mehr so garstig Lied davon singen. Es hat sich zur „unendlichen Geschichte“, genauer zur Hängepartie entwickelt, was der 75-jährige Sprinter und Mehrkämpfer im Interesse der durch den DLV mit größtmöglicher Geringschätzigkeit und Missachtung behandelten, treffender: ge-/bestraften, Senioren bereits Anfang diesen Jahres angestoßen hat (wir berichteten). Mit Anstand, Stil und Höflichkeit hat das herzlich wenig zu tun, wie ihm da begegnet wird. Da herrscht eher die Maxime vor, dass sich manche Dinge durch längeres Liegenlassen von selbst erledigen.
Doch nicht alles erledigt sich durch längeres Liegenlassen!
Nunmehr platzte dem Bayern aus dem Fränkischen gemessen an seiner ansonsten äußerst zurückhaltenden, vornehmen Art jedoch sinnbildlich der Kragen des immer dicker werdenden Halses. Er schrieb vorige Woche eine neuerliche E-Mail an das für Sportentwicklung (richtiger wäre Sportverhinderung) zuständige geschäftsführende Vorstandsmitglied Ralf Buckwitz (siehe Link). Um den Druck ein wenig zu erhöhen (ein Versuch ist es wert), veröffentlicht LAMPIS als einzig wahre Interessenvertretung mit Außendarstellung den elektronischen Brief an den qua Amt opulent honorierten Spitzenfunktionär der Dachorganisation:
Sehr geehrter Herr Dr. Buckwitz
Am 14.01.2023 habe ich die Wünsche und die unverständliche Situation der Senioren im DLV an den Vorsitzenden des Sportausschusses im Bundestag, Frank Ullrich, geschickt.
Am 07.02.2023 ging das gleiche Schreiben auf Wunsch von Herrn Ullrich an den Präsidenten Kessing.
Am 13.02.2023 bekam ich von Ihnen eine Rückmeldung zu diesem Schreiben mit komplett falschen Informationen.
Am 20.02.2023 habe ich Ihnen auf Ihr Schreiben geantwortet und Sie auf die von Ihnen falsch dargestellten Inhalte hingewiesen.
Am 06.03.2023 teilten Sie mir mit, sich mit ehrenamtlichen DLV Mitarbeitern zu den genannten Themen zu treffen.
Heute ist der 07.04.2023 und es fehlt jegliche Stellungnahme von Ihnen, wie es denn weitergehen soll. Persönlich finde ich es eine Respektlosigkeit den DLV Senioren in Deutschland gegenüber und es scheint sich zu bestätigen, dass der DLV kein Interesse an den aktiven Senioren hat – außer denen, die international auftreten.
Es tut mir leid, dies in dieser Form formulieren zu müssen, aber ich habe gelernt, in sehr vielen Berufsjahren Kunden und Mitarbeiter – auch im internationalen Einsatz – mit großem Respekt und Einfühlungsvermögen zu behandeln, nur dann sind sie zu voller Mitarbeit bereit.
Auf Ihre neuen Informationen bin ich sehr gespannt.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Hofmann
Und die große Lesergemeinde mit ihm, dem wackeren Jörg Hofmann als inzwischen leicht verdrossenem, indes unermüdlichen Kämpfer in der und für die Sache seiner Sportkameraden aus der Senioren-Leichtathletik.
Ehrensache, dass wir am Thema bleiben. Mit welchem Ergebnis sei dahingestellt. Vermutlich einer abermaligen Nullnummer.
Helmut Kaleve steigerte deutschen Diskus-Rekord von Philipp Frech
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Niederselters/Borken/Krefeld, 08. April 2023) Beneidenswert, der Mann! Gleich in mehrfacher Hinsicht: Er hat das Durchschnittsalter (78,9 Jahre) seiner Landsleute der vermeintlichen Krone der Schöpfung mal locker bereits um elf Lenze überschritten, erfreut sich körperlicher wie geistiger Frische und stellte obendrein bei säuischen äußeren Bedingungen (Dauerregen, Kühle) einen deutschen Rekord im Diskuswurf der M90 auf. So gesehen sowie uns übermittelt von Martin Frömel aus Villmar und geschehen durch Helmut Kaleve (*1933) vom TV Eschhofen beim ersten diesjährigen Werfertag der LSG Goldener Grund in Niederselters.
Der Jung-Neunziger (wobei wir nicht wissen, ob er es schon vollendet hat) verbesserte die bisherige nationale Bestmarke von Philipp Frech (`*06.07.1920, †06.02.2017; siehe Nachruf) vom Pulheimer SC, den der „Sonnenkönig“ einen Tag vor Heiligabend 2010 in Durban (Südafrika) mit 22,64m aufstellte, um 19 Zentimeter auf 22,83m. Das muss derart früh in der Saison und insbesondere der leistungsfeindlichen Voraussetzungen des in Nähe der Lahn lebenden fortgeschrittenen Naturburschen nicht das Ende der Kletterstange gewesen sein. Nächste Gelegenheit an selber Stelle am 22. April. Alles Weitere in einem ausführlichen Beitrag auf der Veranstalternetzseite und Ergebnisliste.
Erika und Günther Fändrich knackten unisono die 4.000-Punkte-Schallmauer
Wer nicht da ist, der hat frei. Soll heißen, dass Überkreuzvergleiche zwangsläufig hinken und vermeintlich entgangene Goldmedaillen bei internationalen Meisterschaften nicht mit der Post zugeschickt werden. Dennoch werden sie gerne angestellt. Spielen wir also ein bisschen mit. Günther Fändrich (*1941) vom TV Heppenheim schleuderte parallel zu Niederselters und ähnlichem „Sauwetter“ im Rahmen des traditionellen Wurf-Fünfkampfes von TuSpo Borken (sie nennen es fälschlich Werferfünfkampf) den Hammer in der M80 bei im Mehrkampf lediglich üblichen drei Versuchen auf 44,15m. Der US-Amerikaner Robert Cahners musste sich derweil als Weltmeister bei der Hallen- und Winterwurf-WM in Torun mit 37,47m bescheiden. Doch zum Stellenwert dieser „Geldmeisterschaften“ haben wir bereits genug ausgeführt.
Zurück ins hessische Borken. Der Heppenheimer erzielte mit veritablen 4.507 Punkten klassenübergreifend das herausragende Resultat, übertraf zudem als einziger Mehrkämpfer die begehrte 4.000-Punkte-Schallmauer. Das tat ihm seine 20 Jahre jüngere „bessere Hälfte“ Erika mit 4.209 Zählern in der W60 gleich. Auch die gebürtige Ungarin, die keinen deutschen Pass, jedoch ein internationales Startrecht für Deutschland besitzt und die aktuelle DLV-Bestenliste mit 9,99m (!) Vorsprung anführt, hätte in Polen den Hammerwurf mit 40,31 zu 35,54m klar für sich entschieden. – Alle Ergebnisse aus Borken im elendigen SELTEC-Such-Verfahren.
Mit diesem Beitrag verabschieden wir uns bis spätestens kommenden Mittwoch von dieser Stelle und Welle, lassen die präsidialen Osterhasen Margit und Cheick-I. symbolisch schön grüßen!
Neustädter Kugel-Cup gehört nun zur Bel Etage der Spezialmeetings
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Erfurt/Neustädt/Darmstadt/Krefeld, 11. April 2023) „Aufstieg in die erste Liga“, titelte die in der Landeshauptstadt Erfurt herausgegebene „Thüringer Allgemeine Zeitung“ in ihrem Lokalsportteil. Gemeint ist jedoch nicht der allmächtige, alles andere förmlich von der Medienpräsenz erdrückende „König Fußball“. Diesmal geht es um die von den (un-)verantwortlich handelnden Personen des Dachverbandes in Darmstadt zur Randsportart runtergewirtschafteten Leichtathletik. Ein Dorf mit nur 247 Einwohnern im Wartburgkreis an und teilweise sogar direkt auf der thüringisch-hessischen Landesgrenze hat es mit lediglich einer Disziplin tatsächlich in jene Bel Etage der Sportfeste geschafft. Dermaßen geadelt wird der von Initiator und Chef-Organisator Heiko Wendorf zunächst als Jedermann-Wettbewerb aus der Taufe gehobene Neustädter Kugel-Cup, der selbst der Corona-Pandemie trotzte und ohne Unterbrechung am 04.Juni 2023 bereits seine siebte Auflage feiert.
"Größtes Dorfsportfest der Welt" hat Volksfestcharakter
Und das darf getrost wörtlich genommen werden. Denn das „Größte Dorfsportfest der Welt“ dieser sehr kleinen Gemeinde ist ein Riesenspektakel mit Volksfestcharakter von allerlei Drumherum mit einer kleinen Zeltstadt, Catering vom Feinsten (natürlich mit Thüringer Rostbratwurst vom Holzkohlengrill), Musikbeschallung und Moderation der Wettbewerbe durch den schlagfertigen, humorvollen Animateur von Protagonisten wie Publikum („Liebe Leute, das ist hier eine Sportveranstaltung und keine Beerdigung“) Hardy Gnewuch (im Bild). Der umtriebige 65-Jährige mit schneidiger Meckifrisur ist seines Zeichens Sportlicher Leiter des Olympiastützpunktes Sachsen-Anhalt in Halle an der Saale und neuerdings auch Präsident des über 4.000 Mitglieder starken Mehrspartenvereins SV Halle, dem auch Weltklasse-Kugelstoßerin Sara Gambetta angehört. Aber eben auch eine ausgesprochene Zierde seines mit großer Profession und Leidenschaft ausgeübten Nebenschauplatzes, weit mehr als bloß ein Ansager am Mikrofon. Das weiß ich hautnah in Doppelfunktion aus oftmaliger eigener Erfahrung als Kugelstoßer und Berichterstatter.
Nunmehr Bestandteil beim "Deutschen Wurf-Cup 2023"
Doch zurück zur neuerlichen Aufwertung dieser Veranstaltung, die sich schon seit 2021 als Normen-, Qualifikations- und Sichtungswettkampf der verschiedenen Kugelstoß-Bundeskader einen Namen machen durfte und seit dem Vorjahr im Verbund mit dem ASV Erfurt durchgeführt wird. Für die kommende Freiluftsaison nahm der Leitende (oder doch eher Leidende?) Bundestrainer Wurf, Sven Lang, dieses Meeting in den „Deutschen Wurf-Cup 2023“ auf. Dazu gehören neben Neustädt noch 13 Klassiker der Szene, darunter die weithin bekannten und ge-/berühmten Halleschen Werfertage an Pfingsten am 21./22.Mai. Gewertet werden bei Männern, Frauen und männliche/weibliche U20 die jeweils vier punktbesten Wettbewerbe (1. Platz sechs Punkte absteigend bis Rang sechs einen Zähler) in der Palette der Spezialisten von Kugel, Diskus, Speer und Hammer. Ausgelobt sind für die drei Erstplatzierten bei Männern/Frauen von 1.000, 750 und 500 Euro, in den U-Klassen m/w 400, 200 und 100 Euro. Ein ordentliches, erstrebenswertes Zubrot für die nicht auf Rosen gebettete Zunft von Stoß und Wurf. Des Weiteren gibt es hochwertige Wettkampfgeräte für die Sieger und Sachpreise für die Platzierten. Überörtlicher Veranstalter ist das Leichtathletik-Wurfteam e.V.; Einladungen erfolgen von den jeweiligen Ausrichtern der Wettkämpfe, die zur Refinanzierung der „Fleischtöpfe“ einen bestimmten, gestaffelten Obolus über die schon erkleckliche DLV-Veranstaltungsgebühr von 155 Euro hinaus zu entrichten haben und sich ihrerseits Sponsoren vergewissern müssen.
Mit Ulf Timmermann, Udo Beyer und Ilona Longo hochkarätige Zaungäste
Da muss einem bei Wendorf (im Bild) nicht bange sein, der sich als Vermarkter aufs Klinkenputzen versteht. Und er kann weit im Vorfeld hochkarätige Prominenz und damit „Zugpferde“ mit den früheren Kugelstoß-Assen Ulf Timmermann, Udo Beyer und Ilona Longo (geb. Slupaniek) am Rande des Geschehens als Zaungäste vom Fach präsentieren. Gemessen an ihren Bestleistungen in derselben Reihenfolge von 23,06 (erster Kugelstoßer weltweit über 23 Meter, immer noch Europarekord), 22,64 und 22,45m werden daran die aktuellen deutschen Akteure bei den Erwachsenen nicht einmal annähernd heranreichen. Ebenfalls im Boot ist das MDR-Fernsehen mit einem Internet-Livestream für interessierte Sehleute daheim am Smart-TV, PC oder Notebook. Ehrensache, dass der im fünften Jahre amtierende, äußerst engagierte DLV-Seniorensprecher, Wirtschaftsjurist und leidenschaftliche, spätberufene Kugelstoßer aus Neustädt ein großes Sportlerherz für seine Spezies hat. Einen Tag davor, am Samstag, schlägt die Ü30-Generation beiderlei Geschlechts auf. Womöglich vorneweg mit Weltklasse-Senior Andy Dittmar (*1974) aus dem nahen Gotha und sicherlich Stammbesucher Ralf Mordhorst (*1973) vom LAC Lübeck, gerade erst hinter Dittmar Vize-Weltmeister bei der Hallen-/Winterwurf-WM in Torun und überlegener Titelträger im Diskuswurf der M45 geworden.
Eine andere Osterbotschaft zum Gedenken an eine Männerfreundschaft
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Krefeld und die Republik, Karfreitag, 07. April 2023) Mitunter liefere ich mir selber eine Steilvorlage für einen neuen Beitrag, wobei heute allerdings die Wünsche zum Osterfest ganz oben auf der Agenda gestanden haben. Doch anknüpfend an die gestrige Story zu durch die Senioren-Leichtathletik geborenen Männerfreundschaften fiel mir just an Gründonnerstag eine von mir ein, die an diesem Datum vor elf Jahren mit einer weit auseinander klaffenden, geradezu tragisch zu nennenden Kombination von Freud und Leid durch den Tod jäh beendet wurde. Ursprünglich hatte ich die Hallen-Weltmeisterschaften der Ü35 über Ostern 2012 im mittelfinnischen Jyväskylä aufgrund anhaltender Formschwäche bereits abgeschrieben, weder Flug noch Hotel gebucht.
Doch mein aus Homberg am Niederrhein stammender, schon lange in Walsrode am Rande der Lüneburger Heide lebender und mit einer gebürtigen Krefelderin verheiratete (Sport-)Freund Eugen Reinhardt (*26.11.1940,†06.04.2012; im Bild) redete mich wie ein Wanderprediger förmlich in die Nummer rein. Vorausgeschickt, dass ich mit ihm neben ziemlich regelmäßigen gegenseitigen Besuchen mit Ehefrauen viele Reisen zu internationalen Meisterschaften gemeinsam geplant und unternommen habe, telefonierten mehrmals wöchentlich miteinander. Er selber stornierte jedoch den Skandinavien-Trip kurzfristig wegen eines zu behandelnden erhöhten Blutdrucks, für den die Pressatmung beim Kugelstoßen das pure Gift gewesen wäre.
Eine schiere Achterbahnfahrt der Gefühle nahm ihren Lauf
Der Zufall wollte es, dass ich statt seiner das plötzlich freigewordene Hotelzimmer in der ansonsten restlos ausgebuchten Universitätsstadt bekam. Es sollte noch besser werden: Beim Kugelstoß-Wettbewerb der M65 schlug ich den favorisierten finnischen Lokalmatadoren Matti Juppila mit 13,65 zu 13,43m. Noch vor der Siegerehrung war meine erste Handlung Eugen anzurufen, um ihm freudestrahlend zu danken, dass er mich erfolgreich zu diesem WM-Erfolg überredet hatte und ihm den Titel zu widmen. Am anderen Ende der imaginären Leitung meldete sich seine Frau Helga, da schon, was ich noch nicht wusste, seine Witwe, der ich in Kurzform von meinem Titelgewinn berichtete. „Toll, Glückwunsch!“, antwortete sie zunächst. „Aber Eugen ist in der vergangenen Nacht an Herzversagen verstorben.“ Eine Achterbahnfahrt der Gefühle nahm ihren Lauf.
Schier überschäumende Freude von jetzt auf gleich wie weggeblasen
Stark komprimiert wiedergegeben, war meine bis dahin schier überschäumende Freude von jetzt auf gleich wie weggeblasen. Nach dem Telefonat heulte ich ausgewachsenes, scheinbar hartgesottenes Mannsbild von 67 Jahren erst mal wie ein kleines Kind Rotz und Wasser, ehe ich bei dem mir zufällig über den Weg laufenden Werfer-Ehepaar Teodora und Hermann Albrecht, die den allseits beliebten, offenherzigen und humorvollen Eugen kannten, ersten Trost fand und anschließend die traurige Nachricht handschriftlich für das Schwarze Brett der DLV-Equipe verfasste. Den Rest bis zu meinem Heimflug am nächsten Tag erlebte ich wie in Trance und schwor mir, nie mehr bei einer Senioren-Europa- oder Weltmeisterschaft zu starten. Das hat Bestand und wird es für die Restlaufzeit der Lebensuhr auf dieser derzeitig besonders schnöden Welt haben.
Romantische Floskel vom ehrenden Gedenken trifft bisweilen zu
Dem Menschen über seinen Tod hinaus ein ehrendes Gedenken zu bewahren ist eine romantische Floskel, wird bei den eigenen Eltern und Geschwistern sicherlich zutreffen. Ansonsten? Aus den Augen, aus dem Sinn! Doch nicht nur, aber spätestens am 06.April, wenngleich es wie diesmal kein Gründonnerstag ist, kommt mir mein ehemaliger, untrennbar mit meinem größten Erfolg im Ring verbundener „Spezi“ in den Sinn. Selbstverständlich habe ich ihn vor elf Jahren auf seiner ultimativen letzten Reise begleitet, vorher mit weichen Knien, gelegentlich zitternder Stimme und wässrigen Augen die Traueransprache aus Sportlersicht in der Friedhofskapelle von Walsrode gehalten. Obwohl der Anlass der denkbar traurigste gewesen ist, war es mir eine große Ehre!
Nach dieser etwas anderen Osterbotschaft wünsche ich allen getreuen LAMPIS-Lesern mit einem freihändig bemalten hohlen Gänseei meiner kreativen Frau Elke als Symbol gleichermaßen fröhliche wie besinnliche Festtage wo und mit wem auch immer!