Deutschland darf nicht abgeschafft werden: SENGIDA contra Germany!
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Glosse
Neben der Spur
(Erfurt/Krefeld, 25. Februar 2015) Bedingt durch die Tagesaktualität in Sachen Vergangenheitsaufarbeitung von Doping-Praktiken in der alten Bundesrepublik wurde SENGIDA (= Senioren gegen Internationalisierung der AK-Trikots) ein wenig in den Hintergrund gedrängt. Nennen wir es die Ruhe vor dem Sturm. Denn der Kampf gegen die Verbandswillkür und Gängelung von Athleten/innen in fortgeschrittenem Leistungssportalter, die sich nicht in einem Akt der kulturellen Selbstverleugnung vom DLV in ein Trikot mit der Aufschrift GERMANY nötigen lassen wollen, geht unverdrossen weiter. Mag dabei der Senioren(ver)sprecher „Alf“ Hermes (im Bild) aus der einstigen Kernreaktor-Gemeinde Jülich als Rotkäppchen (rote Baseballmütze mit goldener Bestickung GERMANY) verkleidet bei der Hallen-DM am kommende Wochenende im thüringenschen Erfurt in einer Art Realsatire den verstrahlten Versuch einer Altkleidersammlung unternehmen. Wer wird schon allen Ernstes sein Trikot spenden, um damit einheitlich gedresste Teilnehmer für Staffeln auszustaffieren? Crazy! Klingt ein bisschen netter als total bekloppt.
Sei in diesem Zusammenhang ein mir ganz nahes Beispiel genannt. Mein extra dafür gekauftes, abgespecktes Nationaltrikot (da Flagge statt Bundesadler), in dem ich im April 2012 bei der Hallen-WM im mittelfinnischen Jyväskylä an Karfreitag Weltmeister im Kugelstoßen der M65 geworden bin, habe ich über eine Schaufensterpuppe gezogen, ihr die Goldmedaille um den Hals gehängt und in den Hausflur meines denkmalgeschützten Drei-Familien-Hauses des Baujahres 1896 (genau, da waren die ersten Olympischen Spiele der Moderne) gestellt. Wann immer ein Besucher das Haus betritt, wird per Bewegungsmelder das zur Schau gestellte Objekt mittels LED-Licht grell-hell angestrahlt und die Nationalhymne, die deutsche natürlich, eingespielt.
Bevor es noch einer glaubt, sei daran erinnert, dass es sich hier um eine Glosse und folglich um eine spaßige Fiktion handelt. Es soll gleichwohl heißen, dass dieses Trikot einen hohen Erinnerungswert für mich hat. Da ich nach diesem Erfolg nicht mehr international starten werde, wie sollte ich das mit jetzt Siebzig auch noch steigern können, habe ich es durch meine persönliche Regierungschefin, eine – das passt dazu – Textil-Designerin (das ist jetzt kein Scherz), schmuckvoll in einen Rahmen drapieren lassen und in meine eigene kleine „Folterkammer“ im Keller aufgehängt. Da sieht es außer mir zwar keiner, reicht mir aber völlig. Notfalls als Motivation, so sich beim „Eisenbiegen“ mal wieder der innere Schweinhund melden sollte. Denn ohne Fleiß kein Preis. Und sei es der eines Nordrheinmeisters. Zurück zu unserem possierlichen Alfilein. Sein sinnfreies Vorhaben ist kontraproduktiv und spielt dem DLV in die Karten, der sich nicht einmal mehr aus der Verantwortung stehlen muss. Der „Götterbote“ begründet es damit, nicht nach der „Obrigkeit“ rufen zu wollen. Das ausgerechnet von ihm, der stets in devoter Haltung in Geschäftsführung ohne Auftrag als oberster Erfüllungsgehilfe des Verbandes fungiert, statt die Interessen seiner Schutzbefohlenen zu vertreten. Schizophren! Umgekehrt wird ein Sportschuh daraus. Während sich Senioren/innen zu Europa- und Weltmeisterschaften mit allem Drum und Dran selber entsenden, werden sie allein für Staffeln und Mannschaftswettbewerbe (Gehen, Cross, Marathon) offiziell von ihrem Verband, hier dem DLV, nominiert. Also hat der in diesem konkreten Falle auch für die Ausrüstung mit einheitlichen, von der EMA/WMA genehmigten Leibchen Sorge zu tragen. So einfach ist das. Und es ist mit einem weiteren Missverständnis aufzuräumen. Die schon allerorten und allenthalben viel zitierte Regel 143.1 spricht sowohl in der deutschen, als auch in der originären englischen Fassung von Trikot, also Einzahl. Danach kann bei strenger Auslegung der DLV gar keine zwei verschiedenen Versionen mit einerseits Deutschland, andererseits GERMANY aus den beiden letzten Kollektionen melden. Dazu können, was den Wiedererkennungswert, die eigene und die Identität für Dritte angeht, zwei Begriffe für dieselbe Nation nicht weiter auseinander liegen.
Lange Vorrede, kurzer Sinn: Die Initiatorengruppe SENGIDA wird bei der DM im Foyer der Steigerwaldhalle Unterschriftenlisten Contra GERMANY und zurück zu Deutschland auslegen. Unser einig Vaterland darf in der Außendarstellung nicht abgeschafft werden. Hören wir auf unseren Bundespräsidenten Joachim Gauck, der da unlängst sagte: „Wir alle sind Deutschland!“
Basta! Punkt! Schluss! Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben. Für immer!
Alwin J. Wagner derzeit als leibhaftiger Wanderpokal unterwegs
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Frankfurt/Melsungen/Krefeld, 24. Februar 2015) Als leibhaftiger Wanderpokal in Sachen Doping-Vergangenheitsbewältigung reist momentan der ehemalige Weltklasse-Diskuswerfer Alwin J. Wagner (im Bild) aus dem hessischen Melsungen bei Kassel durch die Lande (wir berichteten). Der 64-jährige Polizei-Hauptkommissar a.D. und Leichtathletik-Trainer seines Heimatvereines war gestern Abend in der Live-Sendung „Heimspiel“ des Hessischen Fernsehens in Frankfurt Studiogast. Dort wurde in zwei verschiedenen Blöcken zum Thema berichtet. Allerdings ist in der Mediathek nur der Beitrag abrufbar, bei dem Moderator Tobias Kämmerer, die Sportrechtsexpertin Prof. Dr. Anne Jakob, Ex-Zehnkämpfer Frank Busemann und eben Wagner in kargen 3:49 Minuten sich am runden Tisch letztlich viel zu oberflächlich über die Gesetzesvorlage zum Straftatbestand von Doping unterhalten konnten. Mehr zum ersten Block auf der Videotextseite 207 vom Hessischen Rundfunk (HR).
Einmal mehr bezeichnend, dass der DLV, der schließlich auch immer wieder genannt wird, sich auf seiner Netzseite zu all dem gründlich ausschweigt. Dabei können sie sich in Darmstadt nicht damit herausreden, sie wären nicht über alles im Bilde, was durch die verschiedenen Medien geistert. Denn deren beileibe nicht kleine PR-Abteilung hat einen so genannten Ausschnittdienst beauftragt, der ihnen jeden Schnipsel liefert, in dem irgendwo der DLV drin vorkommt. Womöglich sogar bei uns. Aber in Darmstadt hat es System, Blinde Kuh zu spielen, alles schön zu reden/schreiben und die nicht vorhandene heile (Leichtathletik-)Welt vorzugaukeln. Dazu fiele mir jetzt noch ein schöner Spruch ein. Den verwahre ich mir jedoch für einen Kommentar auf.
Doping: Nicht alle konnten live sehen, was wir angekündigt hatten
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(Stuttgart/Krefeld, 23. Februar 2015) Möglicherweise haben wir gestern mit unserer Ankündigung des Auftritts vom ehemaligen Weltklasse-Diskuswerfer Alwin J. Wagner aus Melsungen als Studiogast in der Sendung „Sport im Dritten“ (22.05 Uhr) im SWR-Fernsehen unbeabsichtigt einige in die Wüste geschickt. Dieses dritte Programm der ARD-Kette strahlt in seinem rechten großen Verbreitungsgebiet Baden-Württemberg mit Ausläufern nach Rheinland-Pfalz zur gleichen Zeit regional verschiedene Formate aus. Wer geografisch gesehen am „falschen“ Ort wohnt, wozu ich auch gehöre, dem flimmerte stattdessen „Flutlicht“ mit der ehemaligen Weitspringerin Heike Drechsler unter den Gästen in die gute Stube. Vermutlich aus dem Landesstudio Baden-Baden. Alwin gab jedoch in besagter Sendung Moderator Michael Antwerpes in Stuttgart Rede und Antwort. Mit einem Einspieler auf das Doping-Thema um die Praktiken des vermeintlichen Medizin-Gurus Prof. Dr. Armin Klümper (damals Freiburg) dauert der Beitrag 16:04 Minuten, den wir in der SWR-Mediathek aufgestöbert und hier verlinkt haben. In unserer gestrigen Kolumne ist ein vorher mit Wagner in der gleichen Sache geführtes Interview von 19:47 Minuten Länge per Link abrufbar.
10. Hallen-EM mit 2.409 gemeldeten Athleten aus 44 Nationen
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(Lausanne/Torun/Krefeld, 24. Februar 2015) Offenbar handelte es sich um eine äußerst schwere Geburt. Wie so ziemlich alles, was mit den 10.Hallen-Europameisterschaften mit Winterwurf der Ü-35-Generation vom 23. bis 28. März 2015 im polnischen Torun in Zusammenhang steht. Erst geschlagene drei Wochen nach Meldeschluss veröffentlichte die European Masters Athletics (EMA oder immer noch EVAA) mit Sitz in Lausanne (Schweiz) gestern auf ihrer Netzseite die Meldezahlen für diese unter keinem guten Stern stehenden Jubiläumstitelkämpfe. Danach haben 2.409 Athleten (1.765 Männer, 644 Frauen) aus 39 kontinentalen und fünf außereuropäischen (!) Nationen (Argentinien, Australien, Chile, Kanada, USA) ihre Nennungen abgegeben. Aus dem genannten Quintett ist es buchstäblich nur eine Handvoll. Aber es hätte doch etwas, wenn ein Südamerikaner tatsächlich Europameister würde. Gewissermaßen reif fürs Kuriositätenkabinett. Nebenbei bemerkt darf das Lokale Organisationskomitee (LOC) nach den immer noch geltenden Statuten der EVAA keine Meldungen von Aktiven annehmen, deren Land nicht der EMA/EVAA angehört. Aber das haben wir schon bei früherer Gelegenheit thematisiert. Kann dennoch nicht schaden, den EMA-Präsidenten Kurt Kaschke aus Freudenstadt im Schwarzwald daran zu erinnern. Wie an die immer noch ausstehende Antwort, ob Teilnehmern wahrhaftig eine Disqualifikation droht, wenn sie nicht im aktuellen Leibchen ihres nationalen Verbandes aufschlagen? Bevor es noch irgendwo im Schnee an seinem Haushang am „Kniebis“ (das ist ein 960 Meter hoher Bergrücken) stecken bleibt.
Alwin J. Wagner als Zeitzeuge bei Doping-Aufklärung ein gefragter Mann
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Das Wort am Sonntag(Stuttgart/Melsungen/Krefeld, 22. Februar 2015) Es ist unter Insidern schon lange kein gut gehütetes Geheimnis mehr, dass in der „Blütezeit“ des Dopings und noch keiner großflächigen Wettkampfkontrollen, von solchen daheim im stillen (Folter-)Kämmerlein ganz zu schweigen, während der siebziger- und achtziger Jahre in der alten Bundesrepublik nicht nur weiße Schafe unterwegs waren. Da wurde von Trainern und Medizinern (!) sanktioniert bei (Leicht-)Athleten geschluckt und gespritzt, was die Schwarte hergab. Kreuze auf Friedhöfen pflasterten ihren Weg. Birgit Dressel, Ralf Reichenbach und Uwe Beyer, um nur einige prominente Opfer zu nennen. Obwohl wir gründlichen Deutschen ungekrönte Weltmeister der Vergangenheitsbewältigung und –aufarbeitung aller Art sind, versickerte eine groß angelegte, mehrere hundert Seiten starke diesbezügliche Studie des Sportausschusses des Bundestages aus dem Vorjahr im Sande. Eine paar Auszüge in den Medien – das war’s. Gewissermaßen wie im richtigen Leben, wo mit schnellem Verfallsdatum Themen aufflackern. Gerade so, als würde es HIV, Rinderseuche, Vogelpest, Ebola und sonstige Geißeln der Menschheit nicht mehr geben. Leider ein fataler Trugschluss.
Sp(r)itzenathleten pilgerten nach Freiburg
Doch zurück zu unserer eigentlichen Baustelle. So bleibt es weitestgehend der Findig- und Hartnäckigkeit sowie Ausgrabungskunst von Journalisten vorbehalten, Missstände der Vergangenheit aufzudecken und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu transportieren. Aktuell machte sich ein Autoren-Team des SWR-Fernsehens aus Stuttgart in der Sache verdient. Diesmal mit etwas anderem Ansatz als sonst üblich. Es geht vordergründig nicht um die Dopingsünder, die gleichwohl als Zeitzeugen gefragt sind und befragt werden, sondern um das System dahinter. Eine besonders unselige Rolle spielte dabei der schon lange nicht mehr in Freiburg praktizierende und heutzutage im fernen Südafrika lebende Prof. Dr. Armin Klümper.
Besagte „Blütezeit“ habe ich als Modell des Jahrganges 1944, Spätlese Anfang Dezember, logischerweise hautnah miterlebt, ohne sie indes als Kugelstoßer der zweiten Reihe mitzumachen. Als Indiz dafür mag meine 1976 mit einem Körpergewicht von 96 Kilogramm erzielte Lebensbestleistung von 16,90 Meter herhalten. Zwei bis drei Meter mehr hätte ich mir indes mit den „weißen Kotletts“ des damals gebräuchlichen Diana-bols (bezeichnend, dass die Glücksgöttin der Jagd zur Namensgebung herhalten musste) schon noch anfressen können. Als junger, allein ernährender Ehemann und Vater standen rein finanzielle Gründe dagegen. Von Ethik und Fair play keine Spur. Schließlich machten es (fast) alle anderen auch. Wer wüsste dies besser als ich, der Winter für Winter von „kurenden Hinterbänklern“ links und rechts überholt wurde. Allerdings wäre ich bei meiner durchaus soliden Grundbasis für einen lupenreinen, drei- bis viermal die Woche trainierenden Amateur nie in den „Genuss“ gekommen, mir meine Depotspritze für die wettkampfreie Zeit bei Klümper abzuholen. Freilich kenne ich die Sprüche über für eine paar Tage abwesende Sp(r)itzenathleten. „Der ,Soundso' (Namen in Wirklichkeit bekannt, der Verfasser) ist gerade in Freiburg zum Abschmierdienst.“
SWR-Fernsehen legt heute Abend nach
Der ehemalige Weltklasse-Diskuswerfer Alwin J. Wagner (*1950) aus Melsungen bei Kassel, mit dem ich als Gründungsmitglied der Leichathletik-Bundesliga im Jahre 1975, er für den USC Mainz, ich als „Playing Captain“ für den FC Bayer 05 Uerdingen, in erhalten gebliebener Sportfreundschaft verbunden bin, ist dieser Tage als Zeitzeuge gefragt. Vergangenen Freitag gegen 18 Uhr war er während der Übertragung der ARD von der Nordic-WM in Falun (Schweden) zwischen dem Skisprung-Finale der Frauen und der Qualifikation der Männer in einem Beitrag des SWR zu sehen und hören. Und heute Abend (22.05 Uhr) ist Alwin Studiogast der SWR-Sendung „Sport“. Nicht verpassen, wenn der heutige vehemente Anti-Doping-Kämpfer, der an Schulen, Sportvereinen und sonstigen Einrichtungen mit Jugendlichen Vorträge hält, aus dem Nähkästchen plaudert.
In diesem Sinne noch einen schönen Sonntag und sofern aktiv im Einsatz eine gedeihliche Vorbereitung auf die Deutschen Hallen- und Winterwurf-Meisterschaften der Ü-35-Generation am kommenden Wochenende in der thüringenschen Landeshauptstadt Erfurt!