Biografie von Alwin J. Wagner wirbelte eine Menge Staub auf
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Das Wort am Sonntag
(Krefeld, 15. März 2015) Allemal besser als eine hübsch verpackte Lüge ist die ungeschminkte Wahrheit. Auf persönliche Schicksale kann und darf dabei keine Rücksicht genommen werden. Schließlich ist es Sinn und Zweck der Übung, Ross und Reiter zu nennen. Wenngleich wir ein bescheidenes Nischenengagement betreiben und sich unsere täglichen Besucherzahlen im Durchschnitt bei etwa 1.250 einzupendeln pflegen, gibt es je nach Thematik gelegentliche Ausreißer nach oben. Die Biografie und Trilogie (ein wenig später im Fenster „Flurfunk“ der letzte Teil) von Ex-Diskuswerfer Alwin J. Wagner (im Bild) aus Melsungen zu den Doping-Praktiken der siebziger und achtziger Jahren wirbelte gehörigen Staub auf. Als durchaus angenehmen Nebeneffekt bescherte sie uns durch eine von Alwin initiierte Verlinkung über Facebook neue Leser. Ganz allgemein war die Resonanz auch bei unserem harten Kern der Stammbesucher, die sich bei unserer Redaktion zu Wort oder Schrift meldeten, sehr unterschiedlich. Per Saldo war die Reaktion jedoch positiv, dieses heiße Eisen noch einmal angefasst zu haben. Auch ehemalige Spitzenathleten waren darunter. Das „r“ hinter dem „p“ lassen wir jetzt einmal weg. Auch Namen, da wir uns hüten, sie ohne Autorisierung zu zitieren. Wer sich indes angesprochen fühlt, soll dies liebend gerne tun.
Den Nörglern sei jedoch noch vor dem Hochamt ins Gebetbuch geschrieben, dass es zwar alter, aber kein kalter Kaffee ist, ein kleines Stück Vergangenheitsbewältigung zu betreiben. Denn es darf nicht übersehen werden, dass seit 1980 schon mehrere Generationen von Leichtathleten nachgewachsen sind, die von diesen bis in höchste Kreise hinein sanktionierten, mit Verlaub, teilweise kriminellen Sauereien nichts mit bekommen haben. Der Vergleich mag jetzt ein wenig kühn sein, aber über die Gräueltaten des so genannten „Tausendjährigen Reiches“ wird ja auch nicht der Mantel des Stillschweigens gehüllt und das Kapitel für „ewig“ geschlossen, obwohl es noch viel länger her ist. Nämlich mittlerweile 70 Jahre. Das Nichtvergessen dient schlussendlich auch als Mahnmal, dass sich so etwas niemals wiederholen darf. Bei Doping allerdings ein frommer Wunsch, um im kirchlichen Bilde zu bleiben. Resignation hilft jedoch noch weniger weiter.
Die Wanne ist voll als Synonym
Das komische Komikerpaar Helga Feddersen (1990 verstorben) und Didi Hallervorden sangen dereinst „Die Wanne ist voll“. Dieser Titel könnte auch als Synonym für vielerlei Dinge und Anlässe herhalten. Konkret wurde dabei der jedoch hier zu Lande unerträgliche Sprachenmischmasch in einem Denglish for Runneways ordentlich auf die Schippe genommen. Dieser Schlager von 1978 (!) ist aktueller denn je. Bei unser aller Dachverband auf der Alzheimer, pardon, Alsfelder Straße in Darmstadt werden sie vermutlich irgendwann Englisch als Amtssprache einführen. Mit ein paar Brocken Deutsch vielleicht. Torsten Lange, seines Zeichens Wurf-Allrounder, gelegentlicher Lampis-Gastautor und Mitstreiter in Sachen SENGIDA (=Senioren/innen gegen die Internationalisierung des Altersklassensports), hat im Archiv einen Artikel in der FAZ vom 22. März 1996 entdeckt, der wie die Faust aufs Auge zum vom DLV gemeldeten Nebeneinander der Senioren-Trikots mit den Schriftzügen DEUTSCHLAND und GERMANY passt. Die angesehene Tageszeitung schreibt unter der Überschrift „Von Pöseldorf in die Welt“, getextet von Modeschöpferin Jil Sander: „Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, dass man contemporary sein muss, das future-Denken haben muss. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, dass man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewusste Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muss Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils.“
Eine doppeldeutige Werbebotschaft
Da fühlt man(n)/frau sich doch unversehens an den amerikanischen Ausrüstungssponsor und des von ihm gegängelten Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) erinnert. Die damit in Zusammenhang stehende Verfilzung wollen wir jetzt nicht wiederkäuen. Geradezu bezeichnend war jedoch die Werbebotschaft (siehe Bild) des US-Giganten auf einem großen Banner im Trauerflorformat anlässlich der Deutschen Hallen- und Winterwurfmeisterschaften in Erfurt. Um wessen Vorteil es hier vordergründig geht, darüber muss nicht lange sinniert werden.
In diesem Sinne noch einen genussvollen Sonntag und eine ereignisreiche neue Kalenderwoche, in die der Frühlingsanfang (20. März) fällt!
Hermann Albrecht verbesserte auf einen Schlag drei deutsche Rekorde
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Igersheim/Krefeld, 14. März 2015) Bekanntlich fängt der frühe Vogel den Wurm. Hermann Albrecht (*06. April 1940) von der Spvgg Gröningen-Satteldorf mischte bereits bei einem vorsaisonalen Werfertag in Igersheim die deutsche Rekordliste in der M75 ein wenig auf. Im Rahmen eines Wurf-Fünfkampfes brachte er gleich drei nationale Bestmarken in seinen Besitz, die bisher allesamt „König“ Richard Rzehak (*1929) vom SC Preußen Erlangen, aufgestellt vor elf Jahren, sein eigen nannte. Als da wären: der Vielseitigkeitswettbewerb als solcher mit 4.955 Punkten (bisher 4.842), der Hammerwurf mit 48,75m (48,19) und der Gewichtwurf denkbar knapp mit 19,15m (19,12). Dazu stieß Hermann noch Landesrekord mit der Kugel (11,75m), warf den Diskus 34,80m und den Speer 33,65m weit.
Es handelte sich indes ganz offensichtlich um eine schwere Geburt. Nicht das Werk des neuen Dreifachrekordlers. Vielmehr vom veranstaltenden 1. FC Igersheim in der LG Hohenlohe. Vom Zeitpunkt der Veranstaltung am 23.Februar 2015 bis zum Bekanntwerden der Punktzahl vergingen fast drei Wochen. Und ohne die Zuhilfenahme vom Schöpfer der Mehrkampfwertung „Modelresults2010“, Bernd Rehpenning aus Garbsen bei Hannover, würden die Organisatoren vermutlich weiterhin über der Auswertung brüten. Denn eine Ergebnisliste ist immer noch nicht veröffentlicht. Die Rekorde mit Hammer und Gewicht wären allerdings ganz leicht zu ermitteln gewesen, hätte ein Blick auf die DLV-Netzseite vollauf genügt. So wird der ohnehin nicht gute Ruf der Leichtathletik in der öffentlichen Wahrnehmung weiter beschädigt. Schade, dass das bei einem derart positiven Anlass konstatiert werden muss.
Redaktionelle Anmerkung: Im Fenster "Flurfunk" ist der zweite Teil der Autobiografie von Alwin J.Wagner in Sachen Doping-Auflärung nachzulesen.
Rechtzeitig für die EM wurde Lothar Huchthausen achtzig Jahre
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(Arneburg/Krefeld, 12. März 2015) Rechtzeitig genug vollendete Wurf-Allrounder Lothar Huchthausen (*12.03.1935) sein 80. Lebensjahr. Er ging nicht nur knapp Freitag, dem 13. aus dem Wege. Denn nun kann der für die LG Altmark in Sachsen-Anhalt startende Mann als echter Achtziger bei den 10. Hallen-Europameisterschaften mit Winterwurf vom 23. bis 28. März 2015 im polnischen Turin an den vierfachen Start gehen. Wobei er das nicht im klassischen Sinne, sondern als vielseitiger Werfer mit Kugel, Diskus, Speer und Hammer tun wird. Wie ein solcher sieht der späte Quereinsteiger in die Senioren-Leichtathletik allerdings nicht aus. Gegen derartige Recken aus seiner altersmäßigen Umgebung wie Peter Speckens, Karl-Heinz Marg und Johann Hansen, um nur einige zu nennen, wirkt er eher schmächtig. Das hindert(e) den ehemaligen Fischer jedoch nicht daran, fleißig Medaillen und Titel bei nationalen sowie internationalen Meisterschaften zu angeln. Die alle auf einmal um den Hals gehängt, würden ihm vermutlich einen ungewollten Diener abnötigen. Huchthausen, dazu bedarf es keines Propheten, wird in der Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus nicht nach den Sternen greifen müssen. Vielmehr wird er reichlich Edelmetall mit auf die Heimreise nehmen. Mit Kugel und Speer, seiner eigentlichen Domäne, dürfte er nicht zu schlagen sein. Zumal gerade für ihn, der weniger Körpergewicht in die Waagschale legen kann und nicht so sehr von der Kraft kommt, sind die leichteren Wurfgeräte sehr von Vorteil. Das hat er erst kürzlich bei der Hallen- und Winterwurf-DM in Erfurt bewiesen, stellte dort jeweils neue deutsche Rekorde (national gilt das Jahr der Vollendung) in den beiden genannten Disziplinen bei der M80 auf. Nur die ein wenig zu späte Geburt oder der etwas zu frühe Termin verhinderten einen neuen Weltrekord (noch 13,49m) mit dem 3-Kilo-Kügelchen, den er mit 13,74m übertraf. Hier wird die zuvor aufgestellte These besonders deutlich, stieß er doch im Vorjahr die „Vierer“ im Schnitt unter zwölf Meter. Nahezu zwei Meter mehr bei einem Kilo weniger Gewicht sind ein gewaltiger, nicht branchenüblicher Unterschied.
Jetzt aber auch von dieser Stelle „Herzlichen Glückwunsch“, lieber Lothar und weiterhin viel Erfolg!
Gerhard Hoffmann kostete Doping-Verweigerung 175 DM monatlich
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Melsungen/Krefeld, Freitag, 13. März 2015) Nicht alle rufen lauthals Hurra und klatschen anhaltend Beifall, dass sich Alwin J(osef). Wagner aus Melsungen derzeit um die Aufklärung der Doping-Vergangenheit im ehemaligen West-Deutschland verdient macht. Manch eine/r meint, man solle die noch lebenden und schon toten Dopingsünder (unter anderem Birgit Dressel, Ralf Reichenbach, Uwe Beyer) von dereinst in Frieden ruhen lassen. Denjenigen sei entgegnet, dass niemand gezwungen wird, diesbezügliche Verlautbarungen in den Medien wahrzunehmen, obwohl sie der Wahrheit entsprechen. Was nun Lampis speziell betrifft, erreichte uns überwiegend Zustimmung und sogar ein Beitrag zur Erhärtung der Beweislage. So schrieb uns der ehemalige Hammerwerfer Gerhard „Gerd“ Hoffmann mit dem Freigabevermerk zur Veröffentlichung: „Als mir im Frühjahr 1972 aufgrund stagnierender
Werte (war bei der Bundeswehr – jedoch nicht in Sportförderkompanie und litt ungewöhnlich stark unter meiner Pollen-Allergie) ,leistungsfördernde Maßnahmen’ nahe gelegt wurden und ich diese – in Kenntnis, was sich dahinter verbirgt – rundherum ablehnte, wurde mir postwendend und kommentarlos die Sporthilfeförderung von 175 DM monatlich gestrichen.“ Und weiter: „Mitunter habe ich Konkurrenten auf den ersten Blick nicht erkannt, wenn man sich nach dem Wintertraining auf Sportfesten wieder gesehen hat … Aber ich bereue nichts, erfreue mich noch ganz leidlicher Gesundheit und habe letztes Jahr im September nach 41-jähriger Wettkampfpause in der M60 wieder angefangen.“
Kurzum: Im weiteren Verlauf des Tages werden wir im Fenster „Flurfunk“ das 1.Kapitel des gestern angekündigten Dreiteilers von Alwin in Sachen Doping online stellen. Ein bisschen Anheizung zu einem spannenden Thema muss schließlich sein (mittlerweile ab 14.25 Uhr abrufbar).
Doping: Ganz üble Tricksereien unter dem Dach des Fachverbandes
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Melsungen/Krefeld, 12. März 2015) Als irgendwer vor ein paar Wochen die längst verschüttet geglaubten Dopingpraktiken des lange Zeit als Guru gehandelten Freiburger Sportmediziners Prof. Dr. Armin Klümper wieder ausgegraben hatte, erinnerten sich Presse, Funk und Fernsehen an den ehemaligen Weltklasse-Diskuswerfer Alwin J. Wagner (*11. August 1950) aus Melsungen bei Kassel. Der in seiner Blütezeit für den USC Mainz startende Wagner war der einzige Leichtathlet, der sich noch zu seiner aktiven Zeit bekannte, gedopt zu haben. Der Mann hatte sicher einiges zu erzählen, wurde richtig gemutmaßt. Fortan tingelte Alwin 14 Tage lang als leibhaftiger Wanderpokal durch einschlägige Sportsendungen bei der ARD, dem SWR und HR , war im doppelten Wortsinne gefragter Interviewpartner bei unzähligen bekannten Tageszeitungen wie „Süddeutsche“, Bild, Rheinische Post, um nur einige zu nennen. Da plauderte er pointiert aus dem „Nähkästchen“. Nicht alle unsere Besucher werden alles gesehen, gehört und gelesen haben. Und längst nicht alles konnte Alwin aus Zeitgründen erzählen. Deshalb kommt er bei uns in einer Abhandlung ausführlich zu Wort, die wir wegen des großen Umfanges in den kommenden drei Tagen im Fenster „Flurfunk“ häppchenweise veröffentlichen werden.
Nach Wandlung vom Saulus zum Paulus geächtet
Vorab zum besseren Verständnis noch einige Details vom Sportler Alwin Wagner, der als Ehemann und Vater eines Sohnes und dreier Töchter natürlich auch ein Privatleben hat. Ein intaktes dazu. Ganz stark eingedampft und per Saldo immer noch zu episch geraten: Alwin bestritt 44 A-Länderkämpfe, davon viele als „Playing Captain“, war von 1981 bis ’85 fünfmal in Serie Deutscher Meister im Diskuswurf. Damit einmal, nämlich 1985, schon in der post-anabolen Phase. Denn gedopt hatte er, zunächst gesteuert vom damaligen Diskuswurf-Bundestrainer Karlheinz Steinmetz und später von Klümper, in so genannten „Kuren“ vorwiegend zwischen Januar und März von 1977 bis rund drei Wochen vor den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles, wo er den sechsten Platz belegte. Danach wandelte sich der gläubige Katholik vom Saulus zum Paulus, wurde zum Mahner und Warner derartiger leistungsfördernder, verbotener Substanzen. Das verkleinerte schlagartig seinen Freundeskreis in der munter weiter werkelnden Szene der vermeintlich „Hochbegabten“. Er galt als Nestbeschmutzer und Verräter, nur weil er die Wahrheit sagte, wurde geächtet und geschnitten. Der Begriff Mobbing war 1984 noch nicht erfunden.
Bestleistung nach erster "Kur" um 4 Meter gesteigert
Der noch „unschuldige, saubere“ Alwin warf 1976 bei einem Länderkampf in der Schweiz 61,88m, brachte bei 1,97 Meter Körpergröße 105 Kilogramm auf die Waage. Das Gewicht steigerte er bei weiterhin gut definierter Muskulatur und sehr athletischer, austrainierter Figur bis zu den Sommerspielen 1984 sukzessive auf letztlich 134,2 kg. Seine ohnehin schon respektablen Kraftwerte in der Hantelkniebeuge gingen nach der ersten „Mast“ im Frühjahr 1977 mit einem Plus von 40 Kilo quasi durch die Decke des Kraftraumes. Beim ersten saisonalen Wettkampf im Mai desselben Jahres warf er 65,88m, übertraf seine bisherige Bestweite mal eben um 4,00 Meter. Aber fast noch erstaunlicher, dass der Wahl-Mainzer seine persönliche Bestleistung (PBL) von 67,80m im August 1987, bei freilich begünstigendem Gegenwind, auf seiner Heimanlage in Melsungen erzielte. Folglich zu einem Zeitpunkt, bei dem er schon drei Jahre „clean“ war. Er führte es auf sein stark angehobenes Grundniveau und die Erhöhung seines Körpergewichtes durch die anabolen Steroide zurück.
Hohes Grundniveau auch nach Absetzung gehalten
Denn entgegen vieler anderer Sp(r)itzenathleten, die notgedrungen absetzen mussten, und sei es nur vor wichtigen Wettkämpfen mit dem darüber schwebenden Damoklesschwert von Kontrollen, fiel er nicht vom Fleische und verlor vor allem nicht den Glauben an seine Leistungsfähigkeit. Selbst nach der operativen Entfernung eines bösartigen Hirntumors im Herbst 1987 nicht. Scheinbar fortan ohne Perspektive, warf ihn der DLV aus dem Olympiakader für die OS 1988 in Seoul. Nach einem gemeinsamen mehrwöchigen Trainingslager in Melsungen mit dem aus der DDR ausgebürgerten Wolfgang Schmidt (PBL 71,16m) und dem 2011 verstorbenen Schweden Ricky Bruch (PBL 71,26 m) warf Wagner im Juni 1988 bei einem Qualifikationswettkampf in Flein 64,64m und schlug Schmidt um vier Zentimeter. Auch als Dritter der DM 1988 in Frankfurt mit 64,70m erfüllte er die Kriterien für eine Nominierung. Doch er und der hinter Rolf Danneberg (67,20m) Zweitplatzierte Schmidt (65,08m) wurden ausgebootet, bekamen die wesentlich jüngeren Wulf Brunner (4. mit 63,66m) und Alois Hannecker (5. mit 61,82m) nach dem Motto „Jugend forscht“ die begehrten Olympia-Tickets.
Tumorerkrankungen vermutlich Folge des Missbrauchs
Fast 40-Jährig Anno 1990 warf Alwin, da schon sechs (!) Jahre nach dem letzten Anabolika-Konsum, 65,80 Meter. Das spricht für sein außergewöhnliches Talent und der These von Fachleuten in zweifacher Hinsicht, dass er bei konsequenterer Vorgehensweise weit über 70 Meter hätte werfen können. Er ist nicht erst seit heute froh, dass er aus ethischen, gesundheitlichen (wobei sein Hirntumor und der noch nicht ausgestandene Kampf mit dem Blasenkrebs wahrscheinlich nicht von ungefähr kamen) und Gründen des Fair Plays dem Dopingsumpf 1984 unwiderruflich entronnen zu sein. Das war bei Offiziellen selbstverständlich bekannt, sodass er bei einem Länderkampf gegen Frankreich 1987 in Versailles wegen der zu befürchtenden Dopingkontrollen obendrein beim Hammerwurf und Kugelstoßen einspringen „durfte“, um seinen „verseuchten“ Sportkameraden den Allerwertesten und zudem je einen Punkt zu retten. Das wurde im Übrigen 1983 beim Drei-Länderkampf Italien – Polen – Deutschland in Turin mit dem späteren Hochsprung-Olympiasieger Dieter Mögenburg praktiziert, der mit 13 Meter soundso viel als Kugelstoßer wider Willen ran musste. Und die größte Sauerei zu unguter Letzt: Beim Länderkampf gegen die Sowjetunion am 30. Juni 1978 in Dortmund gab Steinmetz für seinen mit 62,64m siegreichen, ausgelosten und dort „positiv“ gewesenen Schützling Wagner die Urinprobe ab. Seinerzeit stand der Doping-Kontrolleur beim Müssen-müssen noch nicht unmittelbar neben oder hinter dem Probanden. Fazit allein dieser drei Vorgänge: Ganz üble, geradezu haarsträubende Tricksereien, nett formuliert, unter dem Dach des Fachverbandes. Ein Staatsanwalt würde es wohl als kriminell bezeichnen. Zumindest die drittgenannte "Zirkusnummer".
Der geläuterte Saulus und pensionierte Polizei-Hauptkommissar hält schon seit etlichen Jahren in Schulen sowie Sportvereinen vor Jugendlichen Vorträge im Kampf gegen Doping und Drogenkonsum aller Art.