Freiluftsaison um ausgefallene "Westdeutsche" im Winterwurf verlängert
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Krefeld, 07. Oktober 2014) Selbst für die früher und länger im Jahr werkelnden Werfer/innen neigt sich die Freiluftsaison 2014 unwiderruflich dem Ende zu. Bislang hieß es im zu den Niederlanden angrenzenden westdeutschen Raum stets auf der Bundesautobahn A 52 „Letzte Ausfahrt Roermond/NL“. Die traditionelle „Douwe Smit Trofee“ von Swift Atletiek Roermond fand immer am letzten Samstag im Oktober statt. Doch diesmal ist sie am 18.Oktober 2014, sodass die LG Haltern das außerordentliche Vergnügen hat, mit ihrer Werfermatinee einen Tag später zum saisonalen Kehraus zu laden. Wohl gemerkt im tieferen Westen der Republik. Flächendeckend können wir das beim besten Willen nicht beackern. Da ist die Wettkampf-Datenbank www.ladv.de, die sich mit nichts anderem beschäftigt, die kompetentere Adresse.
Allerdings übersehen wir keineswegs, dass noch ein hochkarätiger Nachholtermin aus- und ansteht: Die am 12.Januar 2014 in Düsseldorf ausgefallenen Westdeutschen Winter-Wurfmeisterschaften der Senioren ab M/W 30 kommen am 15.November 2014 im Sportzentrum Balker Aue in Leichlingen im Bergischen Land nahe Leverkusen zur Austragung. Auf der Menukarte stehen mit Meisterehren Diskus, Speer und Hammer sowie erstmals als Rahmenwettbewerb und Versuchsballon Gewichtwurf.
Da gerade bei den Senioren/innen selten Diskuswerfer als lupenreine Spezialisten unterwegs sind, wäre es sicherlich eine gute Idee, Kugelstoßen als weitere Disziplin außerhalb der Meisterschaftswertung ins Programm zu nehmen. Das würde garantiert mehr Teilnehmer aus dem klassischen Double Kugel/Diskus mobilisieren. Dies wäre sicherlich ohne sehr viel größeren Aufwand machbar. Zumal die Ausschreibung auf der Netzseite des gastgebenden Leichtathletik-Verbandes Nordrhein (LVN) noch nicht veröffentlicht ist.
Diskus-Ikone Robert Harting setzte markiges Signal gegen Doping
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kommentar
Unter uns gesagt
(Berlin/Krefeld, 06. Oktober 2014) Es ist eine pure Laune des Zufalls. Doch ein Dramaturg hätte es nicht besser und trefflicher inszenieren können. Vergangene Woche sickerte durch, dass dem Deutschlandfunk und der Berliner Zeitung der neue Gesetzentwurf aus den Bundesministerien für Justiz und Inneres zu einem erheblich verschärften Strafenkatalog zum Anti-Doping-Gesetz vorliege. Danach wird Doping zum Straftatbestand, es drohen Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren Haft. Ferner verbunden mit einem Preisgeldentzug für die überführten Dopingsünder. Selbst bei einem Verdacht auf Doping sollen künftig Preisgelder eingezogen werden können. Ohne sie damit unter Generalverdacht stellen zu wollen, was auch kompletter Unsinn wäre, sind derzeit 7.000 Sportler im Testpool der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) geführt. Allerdings müssten im Falle eines Falles überführte Doper aus diesem Personenkreis mit der ganzen Härte des Gesetzes rechnen. Ehr-, Geld- und vor allem Freiheitsverlust sind schwerwiegende Argumente. „Eine gelungene Steilvorlage für einen sauberen Sport“, wird Dieter Rössner aus Marburg zitiert, ein ehemaliger Professor für Strafrecht.
Nur wenige Tage später meldete sich Diskuswurf-Allesgewinner Robert Harting (*18.10.1984) vom SCC Berlin aus seiner Reha nach der Knieoperation im vorigen Monat spektakulär zu Wort und setzte ein Aufsehen erregendes Signal zum Kampf gegen Doping. Der von der IAAF, dem Leichtathletik-Weltverband, zur Wahl des Welt-Leichtathleten 2014 vorgeschlagene Olympiasieger und aktuelle Weltmeister ersuchte die Verantwortlichen ihn „abzunominieren“, kreierte damit ganz nebenbei ein neues Wort. „Die Nominierung als solche finde ich zwar toll. Dennoch stehe ich zusammen mit einem ehemaligen Dopingsünder zur Wahl – und das ist für mich der Grund auf den Verzicht", sagte der knapp noch 29 Jahre alte Berliner am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Gemeint ist der ebenfalls auf der „Shortlist“ der IAAF stehende US-Sprinter Justin Gatlin, mit 9,77 Sekunden Weltranglisten-Erster über 100 Meter, der von 2006 bis 2010 gesperrt war.
Der ansonsten blasse und in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene DLV-Präsident Clemens Prokop (im Bild) bezeichnete im Gespräch mit der Rheinischen Post die Haltung von Harting „einen bemerkenswerten, mutigen Schritt und als ein wichtiges Zeichen gegen die Bagatellisierung von Doping im Sport“. Da ist der „Präses“ aber gehörig über seinen kleinen Schatten gesprungen, wird ihm doch ein zwiespältiges Verhältnis zur bundesdeutschen Leichtathletik-Ikone nachgesagt. Umgekehrt übrigens auch, beruht also auf Gegenseitigkeit.
Wissinger stellte beim Fünfkampf-Weltrekord noch einen WR auf
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Baunatal/Gelnhausen/Krefeld, 04. Oktober 2014) Mitunter sieht man(n) vor lauter Bäumen den Wald nicht. Allerdings ist es selbst bei einer gewissen Affinität zu Zahlen und zur Statistik schier unmöglich, in den Altersklassen von M/W30 bis endlos in fünf Einzeldisziplinen der Sektion Stoß/Wurf plus Wurf-Fünfkämpfen alle deutschen, kontinentalen und globalen Rekorde auch nur annähernd auf der angewachsenen Festplatte gespeichert zu haben. Zugegebenermaßen ist es mir auch mehr zufällig aufgefallen, dass Susanne Wissinger (*1934) vom TV Gelnhausen bei der Verbesserung des Weltrekords (5.039 Punkte) im Rahmen der Deutschen Senioren-Meisterschaften im Wurf-Fünfkampf in Baunatal so ganz „nebenbei“ den deutschen Rekord im Gewichtwurf verbesserte. So wir denn der entsprechenden Liste des DLV unter leichtathletik.de (sie nennen es dort verschämt Deutsche Senioren-Bestleistungen, Rekord ist ein igitt-Wort, steht auf dem Index) trauen dürfen. Das ist nicht selbstverständlich, wie später noch bewiesen wird. Jedenfalls wird dort Irmgard Lütjens (*1930) von der LG Schleswig-Fahrdorf als Rekordhalterin geführt, aufgestellt am 20. Mai 2012 in Medelby. Die 80-jährige Hessin warf vergangenen Sonntag bei der DM 10,78m. Das entspricht einer satten Steigerung von 1,47 Meter oder phänomenalen 11,58 Prozent. Und das in der fünften und letzten Disziplin nach zwölf Wettkampfversuchen und sicherlich noch einigen zur Vorbereitung. Als Fachportal verneigen wir uns in Ehrfurcht und Ehrerbietung vor der Wettkampfhärte und Kraftausdauer dieser fitten Dame im weit fortgeschrittenen Leistungssportalter. Doch damit noch nicht genug, musste doch auch der zwei Jahre alte Weltrekord (10,56m) der Belgierin Rachel Hanssens (*1929) dran glauben.
Nun kommt die gute Susanne noch einmal ins Spiel, ohne dafür aktuell etwas getan zu haben. Nach besagtem Machwerk des DLV soll Christa Winkelmann (*1934) vom CSV Marathon Krefeld den deutschen Rekord im Hammerwurf der W80 bei der Senioren-DM in Erfurt am 11. Juli 2014 auf 24,92m verbessert haben. Den hätte sie zwischenzeitlich sogar nach den 25,26m bei der Senioren-EM Ende August in Izmir (Türkei) um 34 Zentimeter gesteigert. Doch das Vergnügen besteht lediglich von Statistiker-Gnaden. Denn Susanne Wissinger schleuderte den Hammer bei der Hallen-WM mit Winterwurf am 28. März 2014 in Budapest auf 29,58m. Dieser Wettbewerb fand unstreitig unter freiem Himmel statt und wird beim globalen Senioren-Dachverband WMA zudem als Weltrekord geführt. Dann sollte es nach der engstirnigen Lesart des DLV zumindest eine nationale Bestleistung sein.
Prof. Dietrich Grönemeyer empfiehlt: "Turne bis zur Urne"
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Das Wort am Sonntag
(Krefeld, 05 . Oktober 2014) Was hat den Mikrokosmos der Senioren-Leichtathletik seit unserer letzten Kolumne bewegt? Grundsätzlich zuviel, um hier alles niedergeschrieben zu werden. Doch immer wieder „erbaulich“ und zum Bauklötze staunen ist ein virtueller Rundgang durch die einschlägigen Netzseiten, der bisweilen zum Rundumschlag animiert. Etikettenschwindel betreibt seit rund sechs Wochen die European Masters Athletics (EMA), die kontinentale Senioren-Dachorganisation mit Sitz im schweizerischen Lausanne am Genfer See (nobel geht die Welt zu Grunde, dort residiert auch das Internationale Olympische Komitee/IOC), bei ihrem Internetauftritt. Es steht nicht drauf, was drin ist. Unverändert firmiert sie als European Veterans Athletic Association (EVAA) und altem Logo. Während sie sich geradezu unglaublich schnell nach der längst überfälligen Namensänderung (wenngleich zunächst ohne das Plural-„s“ bei Masters, wo Lampis drauf hinweisen musste) anlässlich der Generalversammlung bei der EM Ende August in Izmir (Türkei) mit neuem "Outfit", aber noch falschem Schriftzug (siehe oben rechts) präsentierte, hat der gelegentlich sprintende EMA-Präsident Kurt Kaschke aus Freudenstadt im Schwarzwald nun wieder die Langsamkeit entdeckt. Das ist schwach, ganz schwach, wird sein Wohnsitz nicht zum Programm. Freude kommt dabei jedenfalls nicht auf.
Die kann auch beim Aufruf der unverändert miserabel, da höchst selten und amateurhaft gepflegten Senioren-Spielecke auf der DLV-Netzseite nicht entwickelt werden. Erst geschlagene vier Tage nach den Deutschen Senioren-Meisterschaften im Wurf-Fünfkampf in Baunatal erschien dort ein Beitrag mit dem irreführenden Titel „Susanne Wissinger verbessert Mehrkampfrekord“. Damit ist jetzt nicht das fehlende „e“ hinter verbessert gemeint. Denn nach vier Tagen war es längst Vergangenheit. Sondern das Wort „Mehrkampfrekord“. Erstens suggeriert es, dass es sich um einen Rekord im Drei-, Fünf- oder Siebenkampf gehandelt habe, und zweitens bleibt im Dunkel, welcher Rekord da eigentlich gesteigert wurde. Obwohl es im Text nicht mehr verheimlicht werden konnte, dass es ein Weltrekord war, ist es quasi typisch für den DLV, dass bei den Senioren/innen in der plakativen Überschrift der Ball hübsch flach gehalten wird. Noch lieber würde er, wenn es nur ginge, unterirdisch gespielt. Unverändert schizophren ist zudem, dass von heimischen „Oldies“ sehr wohl ein Weltrekord aufgestellt werden kann, es sich aber weiterhin lediglich um eine Deutsche Senioren-Bestleistung handelt. Geht’s vielleicht noch ein bisschen bekloppter? Bestimmt! Einfach nur abwarten. Ganz nach Belieben mit oder ohne Tee zu trinken.
Schließen wir mit etwas wirklich Erbaulichem, ein paar Lebensweisheiten, gerade für ältere Menschen, vom Sinologen, Arzt, Bestsellerautor und Lehrstuhl-Inhaber Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer (*1952) aus Bochum. Keine Namenszufälligkeit, sondern tatsächlich der ältere Bruder von Liedsänger, Musiker und Ex-Schauspieler („Das Boot“) Herbert Grönemeyer (*1956). Wie die angesehene Rheinische Post gestern berichtete, hielt der 61-jährige Mediziner einen viel beachteten Vortrag vor 1.200 begeisterten Zuhörern im voll besetzten Saal des Krefelder Seidenweberhauses. Vorweg sein sehr griffiger Ratschlag: „Turne bis zur Urne“. Er nannte drei Grundbegriffe, wie man von den Indern lerne könne 120 Jahre alt zu werden: Bewegung, Eigenverantwortung und Ernährung. Zu Letzterem ließe sich „Stark durch Magerquark“ leicht merken. „Alt zu werden ist nicht allein eine Gnade“, behauptet unser 94-jähriges VIP-Mitglied Philipp Frech aus Pulheim, der es schließlich wissen muss. Grönemeyer hatte auch ein Beispiel eines heute 94-Jährigen parat, der sich täglich mit Sport fit hält und erst mit 85 mit Bodybuilding begann. Was lehrt uns das? Es ist selten zu früh, jedoch nie zu spät! „Nehmt euer Schicksal selber in die Hand, bewahrt Haltung“, empfiehlt Grönemeyer.
In diesem Sinne einen zauberhaften ersten Sonntag im vermeintlich „Goldenen Oktober“ und eine arbeits- oder für Ruheständler erlebnisreiche Woche! Zweites gerne auch für die erste Gruppe der Werktätigen.
Der Sportirrtum: Spazierengehen hätte keine gesundheitliche Wirkung
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- Geschrieben von Prof. Dr. Ingo Froböse
(Köln/Krefeld, 01. Oktober 2014) Es kursieren eine Menge Sportirrtümer, die so lange kolportiert und transportiert werden, dass sie irgendwann Mythenstatus erlangen, also für bare Münze genommen werden. Der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ingo Froböse (im Bild) von der Deutschen Sporthochschule Köln, früherer Klasse-Sprinter beim einstmals ruhmreichen ASV Köln, nimmt sich derartiger Vorurteile im WDR2-Hörfunk und ARD-Morgenmagazin unter der Rubrik „Sportsch(l)au“ an. Mit seiner freundlichen Genehmigung werden wir in loser Folge diese Beiträge veröffentlichen, wobei wir aus Platzgründen gelegentlich den Sinn wahrende Kürzungen vornehmen. Das ist nunmehr das 57. Kapitel zu diesem Themenkomplex. A.H.
Wenn Frauen schnatternd durch den Stadtwald walken, so werden sie zumindest von ambitionierten Läufern gern belächelt. Denn nur wer sich beim Sport auch anstrengt, hat langfristig etwas davon. Spazierengehen wird dagegen vielmehr als Bewegungsform für Rentner und Bewegungsmuffel angesehen, da es keine gesundheitlich relevanten Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Reaktionen in Gang setzen würde. Und warum, in Gottes Namen, verankern immer mehr Krankenkassen Alltagsbelastungen in ihren Präventionskonzepten sowie Gesundheitskongressen und stehen Schrittzähler-Studien hoch im Kurs?
Betrachtet man also die international anerkannten Richtlinien zur körperlichen Aktivität, so wird innerhalb der letzten Jahrzehnte eine fast „evolutionäre Entwicklung“ erkennbar. Der Trend vollzieht sich eindeutig zu den so genannten niederschwelligen Bewegungsformen wie dem Gehen oder Spazierengehen, Radfahren im Alltag und Ähnlichem. In einer groß angelegten wissenschaftlichen Studie zeigte sich, dass „strammes“ Spazierengehen mit einem Tempo von 4,5 bis 6 Stundenkilometern die gleichen positiven Effekte wie das Joggen in sich vereint. Ausschlaggebend ist die regelmäßige Ausführung der körperlichen Aktivität und dass eine Summe von mindestens 30 Minuten am Tag nicht unterschritten wird. Pro Einheit sollte darauf geachtet werden, eine Mindestbelastung von sechs bis zehn Minuten einzuhalten. Eine höhere Dosis an Bewegung ist jedoch ganz klar überlegen, was die gesundheitliche Wirkung angeht. Hier gilt also: Mehr ist besser als wenig!
Fazit: Das Gute daran ist: Beim Spazierengehen entstehen keine zusätzlichen Kosten für spezielle Ausrüstungen und Material, Beiträge für Fitnessstudios oder Vereine. Dazu besteht die Möglichkeit nahezu an jedem Ort zu jeder Zeit aktiv zu sein.