Autonomie: Wenn's um Allgemeines geht, sollten Regeln durchgängig sein
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Vaterstetten/München/Darmstadt, 22. Juni 2015) Autonomie ist in allen Bereichen grundsätzlich und oberflächlich betrachtet eine feine Sache. Einmal abgesehen von den ständigen Streiks der Deutschen Bundesbahn und der Lufthansa für ihre restlos genervten Fahr-/Fluggäste. Aber wenn es um die herrlichste Nebensache der Welt, den Sport geht, sollten die Regeln von oben nach unten durchgängig sein. Abseits im Fußball lässt ja auch keinen Interpretationsspielraum zu. Außer es immer richtig zu erkennen. Einmal mehr ist in der Leichtathletik eine Diskussion über Medaillenstandards und die Vergabe von Titeln bei weniger als drei Teilnehmern entbrannt. Ohne es jetzt auf alle 20 Landesverbände abgeklopft zu haben, gibt es offensichtlich unterschiedliche Auslegungen, aktuell ausgelöst bei den Bayerischen Senioren-Meisterschaften am 13./14. Juni 2015 in Vaterstetten.
Zunächst einmal kann Lieschen Müller oder Hans Mustermann nix dafür, buchstäblich konkurrenzlos an den Start gehen zu müssen. Das für sich gesehen ist schon nicht besonders spaßig. Allerdings hört der Spaß endgültig auf, bei einer adäquaten Leistung, die über der DM-Norm liegt, obendrein nicht mit dem Titel gekürt zu werden und sich Landesmeister nennen zu dürfen. Nun steht der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) wahrlich nicht in dem Geruch, dass immer alles zum Wohl (leider meist Wehe) seiner Schutzbefohlenen ist, was er in seinem Wolkenkuckucksheim in Darmstadt so auszubaldowern pflegt. Aber das schon:
„Die so genannten Medaillen- beziehungsweise Leistungsstandards, die Senioren/innen bei den Deutschen Senioren Meisterschaften für die Meistertitel erfüllen mussten, wenn weniger als drei Teilnehmer/innen am Start waren, wurden zum 01.01.2015 abgeschafft. Sie werden auch nicht mehr als notwendig erachtet, da mittlerweile für alle Disziplinen Qualifikationsleistungen verlangt werden.“
Aus der Nummer kämen die falsch gepolten Landesverbände im Zweifel ziemlich leicht heraus, wenn es auch hier hieße Bundesrecht bricht Länderrecht, ehe wieder ein langer Weg durch die Instanzen angetreten werden muss. Freilich sollte der mitgliederstarke, einflussreiche Bayerische LV in München mit seinem um- und einsichtigen Präsidenten Wolfgang Schoeppe aus Ansbach so autark sein, dieses "Luxusproblem" selber im Sinne der Aktiven lösen zu können.
Austrian Masters: Gottfried Gassenbauer warf den Hammer 56 Meter weit
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Götzis, 21. Juni 2015) Oberhalb der Stadionuhr im unter Leichtathleten weltberühmten Möslestadion (Mekka der Mehrkämpfer/innen) steht in großen Lettern „Vollbad“. Das wird sich den meisten Betrachtern nicht erschließen, ist beim Blick auf die Zeit zudem eher unerheblich. Vermutlich handelt es sich um die Werbebotschaft eines Sanitärunternehmens aus der heimischen Wirtschaft. Allerdings kann es hinsichtlich der Internationalen Österreichischen Mastersmeisterschaften an diesem Wochenende getrost als Synonym für Teilnehmer und Offizielle herhalten. Die mussten nämlich ungewollt bei teilweise sintflutartigem, nahezu andauerendem Regen schon vor der warmen Dusche ein ungewolltes, ziemlich kühles Vollbad nehmen. Denn zu allem Überdruss sackten die Temperaturen bis unter zehn Grad (heute Morgen um 09.15 Uhr) beim Kugelstoßen der M70 und älter in den Keller. Das weiß ich ganz genau, da ich nicht nur dabei, sondern mittendrin unter weiteren zwölf Startern war. Aber das lediglich als Nachweis der Authentizität. Und das alles, wie zum Hohne, zum kalendarischen Sommeranfang...Da den Glücklichen keine Stunde schlägt oder, um im wettertechnischen Bilde zu bleiben, manchmal eben doch, erwischten der uneingeschränkte Ösi-Star der Masters und seine Mitbewerber der M50/55 gestern Mittag eine regenfreie Nische beim Hammerwurf auf dem Nebenplatz. Dabei ist diese Spezies weniger empfindlich, hat sie doch das in dem Falle sechs Kilo schwere Gerät an einem Griff und Draht, dazu noch einen Handschuh an. Aber ohne Dauerberrieselung von oben macht es einfach mehr Spaß und ermöglicht bessere Leistungen. Und so nutzte Gottfried Gassenbauer (*1958) aus Wien die Gunst von Petrus, zelebrierte einmal mehr seine Disziplin und sich, ohne dabei penetrant zu wirken, erzielte innerhalb einer blitzsauberen Serie die Tagesbestweite von 56,00 Meter. Es war zugleich das herausragende Resultat dieser Titelkämpfe, bei denen etliche Athleten aus Deutschland ihre Visitenkarte abgaben.
Eigentlich wollte ich die Gelegenheit wahrnehmen, um mit meinem Sportfreund und Lampis-Repräsentanten in der Alpenrepublik sowie seiner bezaubernden Frau Silvia (meine „Regierungschefin“ war auch mit von der Partie) ein bisschen zu plaudern. Ein Ding der Unmöglichkeit. Jeder kennt ihn, jeder mag ihn, jeder will ihm auf die kräftige Schulter klopfen und ein paar Worte mit ihm wechseln. Bei ihm kommt eben die unschlagbare Kombination Wiener und Werfer zusammen. Kein Schmäh! Beide muss man bekanntlich gar nicht erst in Stimmung bringen - die sind's ja schon. Die abendliche Athletenfete mit angemessener Oldie-Musik in der geräumigen Cafeteria hinter der Tribüne musste ich leider sausen lassen (siehe obige Startzeit am nächsten Tag).
Als dieser Beitrag eingestellt wurde, war die Online-Ergebnisliste unter www.oelv.at (Masters > Wettkämpfe > Wettkampfliste 2015 > Details unter 20.06.) noch nicht veröffentlicht. Ein dazu passender Spruch, wenngleich in anderem Zusammenhang, von Chef-Organisator Jose Oberhauser: „Gut Ding will Weile haben.“ Um das auch noch aufzuklären: Er hat für mich netterweise die Handynummer des im nahen Feldkirch lebenden ehemaligen Eishockey-Trainers Miroslav „Miro“ Berek ermittelt, den ich während seiner Zeit bei den Krefeld Pinguinen in den neunziger Jahren als Sportjournalist beruflich bedingt kennen gelernt und mit dem ich mich inzwischen für nächste Woche verabredet habe. Wenigstens dieses Treffen kommt zustande.
Fernseh-Tipp: Liveübertragung von der Team-EM Männer/Frauen
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Cheboksary/Krefeld, 20. Juni 2015) Vielfach wird der ewige Leichtathletik-Nachwuchs für die nächsthöhere Altersklasse an diesem Wochenende irgendwie und irgendwo selber im wonnevollen Einsatz sein. Aber auch die Daheimbleibenden müssen zumindest passiv nicht auf ihre alles geliebte Sportart verzichten. Der Spartensender EUROSPORT wird heute (ab 14 Uhr) und morgen (ab 14.30 Uhr) in der von ihm gewohnten Ausführlichkeit live bis zum letzten Wettbewerb des Tages von der Team-EM der Männer/Frauen im russischen Cheboksary berichten. Wie stets bei derlei Anlässen wird sich das kongeniale Mikrofon-Doppel Siggi Heinrich und Dirk Thiele die verbalen Pässe zuspielen, das Kind ungeschminkt beim Namen nennen und nicht gekünstelte Emotionen akustisch in die gute Stube transportieren. Gelegentlich schrecken sie auch nicht davor zurück, sich selber oder den Kollegen auf die Schippe zu nehmen. Wofür sie nix können, sich darüber gerne immer wieder mal aufregen, ist die internationale Bildregie. Da heißt es zum Verdruss unserer Spezies Lauf vor Sprung und Wurf. Die siebte Zeitlupenwiederholung vom Einlauf irgendeiner Laufentscheidung oder die epische Vorstellung eines Teilnehmerfeldes ist allemal wichtiger als ein aktueller Kugelstoß-Versuch von David Storl oder Christina Schwanitz. Damit wären zugleich die größten heimischen Anwärter auf die volle Punktausbeute von Titelverteidiger Deutschland genannt. Die Gastgeber aus Putin-Land werden sich jedoch mächtig ins Zeug legen, die Wiederholung des vorjährigen Erfolges des DLV-Teams vor heimischer Kulisse in Braunschweig zu verhindern.
Sei mir noch ein persönlicher Schlenker erlaubt, den eh keiner verhindern kann: Beim Hammerwurf der Männer, sofern es davon bewegte Bilder gibt, werde ich ganz genau hinschauen. Der aus der Talentschmiede von Trainer Helmut Penert aus meinem Klub SC Bayer 05 Uerdingen hervorgegangene Paul Hützen (aus Studiengründen jetzt TSV Bayer 04 Leverkusen) feiert sein Debüt in der A-Nationalmannschaft.
LVN "Open": Diskuswerfer Olaf Többen und Rolf Griesberg ragten heraus
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Oberhausen/Krefeld, 20. Juni 2015) Für die herausragende metrische Leistung aus Werfersicht bei den Offenen Nordrhein-Seniorenmeisterschaften heute im Stadion Sterkrade in Oberhausen sorgte Olaf Többen (*1962) vom Pulheimer SC. Der einstige 60-m-Diskuswerfer in der Männer-Klasse verfehlte in der M50 bei seinen selten gewordenen Wettkampf-Ausflügen die 50-m-Marke lediglich um 48 Zentimeter. Mindestens genauso bemerkenswert zwei Altersetagen höher sein zehn Jahre älterer Klubkamerad Rolf Griesberg (*1952) in derselben Disziplin. Er garniert bislang jeden Start der diesjährigen Freiluftsaison mit einem neuen „Hausrekord“. Nunmehr ist er mit dem "Einer" bei 46,75m angelangt – und das aus dem Stand! Bei ihm hat wie bei keinem anderen der achtköpfigen Gruppe der einwöchige Trainingsaufenthalt Mitte April unter Alwin Wagner im Südtiroler Latsch aber sowas von angeschlagen. Gewiss nicht von alleine, sondern verbunden mit der weiteren Umsetzung der gewonnenen neuen Erkenntnisse. Wilma Jansen (*1980) von der LT DSHS Köln erzielte bei ihrem ungefährdeten Triple in der W35 mit 43,80m im Speerwurf ihr bestes Resultat. – Alle Ergebnisse unter diesem Link.
Online-Ergebnisliste: Eine neue extrem exotische Stilblüte entdeckt
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Bregenz/A, 19. Juni 2015) Hoch lebe die Statistik! Mitunter treibt sie seltsame Blüten. Eine solche der extrem exotischen Spezies hat der bevorzugt kugelstoßende Lampis-Mitarbeiter und eifrige, aufmerksame Netzarbeiter Dieter Krumm (*1952) vom LAC Quelle Fürth mit seinen Argusaugen entdeckt. Die Online-Ergebnisliste von den Offenen Vorarlberger Mastersmeisterschaften am vergangenen Sonntag im Casino-Stadion in Bregenz weist just im Kugelstoßen der M60 den Schweizer Erik Bohner (*1955) ohne gültigen Versuch (o.g.V.) als Erstplatzierten aus. Weitere Ungereimtheit: er hatte zwei Mitbewerber in seiner Altersklasse, unter „Anzahl der Teilnehmer“ werden jedoch lediglich zwei genannt. Es besteht indes keine Zweifel daran, dass der Eidgenosse aus Zürich auch ohne ein messbares Resultat am Wettkampf teilgenommen hat und somit Teilnehmer war. Mithin war es also ein Trio.
Diese Erkenntnis ist indes nicht neu. Der gequirlte Unsinn setzt sich bei der Software des österreichischen Anbieters SELTEC jedoch fort. So werden Athleten/innen, die nicht angetreten und mit n.a. gekennzeichnet sind oder sich abgemeldet (ab.) haben bei den Teilnehmern mitgezählt. Die auf Knopfdruck ausgespuckten Gesamtstatistiken liefern in solchen Fällen zwangsläufig falsche Werte. Diesbezüglich habe ich mir eingedenk meines pathologischen Helfersyndroms beim Leichtathletik-Verband Nordrhein (LVN), der sich bei seinen Meisterschaften ebenfalls dieser Software bedient, schon die Finger wund geschrieben und den Mund fusselig geredet. Außer Lippenbekenntnissen („Das werden wir bei Seltec anschneiden") ist absolut nix passiert. Siehe oben!
Diesem Beispiel folge ich nunmehr und zitiere in dem Zusammenhang nur noch Ritter Götz von Berlichingen. Gleichwohl sei Dieter Dank für die passgenaue Steilvorlage.