"Götterbote" will mit kritischem Rückblick rhetorische Keule schwingen
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Das Wort am Sonntag(Krefeld/Lyon/Jülich, 16. August 2015) Leichtathletik-Freunde, aufgepasst! Große Dinge haben sich bereits auf seiner Verharmlosungsnetzseite angekündigt. Senioren(ver)sprecher Alfred Hermes (*1946) vom Pulheimer SC wird aus seinem stillen Kämmerlein in Jülich den darob vermutlich mächtig verblüfften Leser morgen mit der Veröffentlichung eines „kritischen Rückblicks“ von der Senioren-WM konfrontieren. Das wäre eine völlig neue Attitüde an ihm. Bislang ist der „Götterbote“ eher dadurch auffällig geworden, dass stets alles aalglatt und stromlinienförmig bei ihm daher kam. Bloß nicht anecken. Bei niemanden. Der Diplomat im Trainingsanzug mit dem Schriftzug Made(n) in GERMANY. Also lassen wir uns alle miteinander überraschen, ob er tatsächlich die rhetorische Keule schwingen wird. Allerdings tun wir gut daran, den Tag nicht vor dem Abend und Hermes zu loben. Dank unserer Korrespondenten vor Ort konnten Lampis-Stammbesucher schon während der Titelkämpfe Missstände erfahren. Die Nachbetrachtung schenken wir uns.
Und was wird der DLV Abschließendes bieten? Vermutlich einen überdimensionalen Medaillenspiegel, obwohl er für die vielen Erfolge absolut nix kann, und welch tolle Arbeit in perfekter Harmonie wie dereinst „Ebony and Ivory“die 6,33 Personen starke Begleitcrew (Delegationsleiter Matthias Reick war nur vier Tage vor Ort) nebst einiger Gattinnen (wie werden die eigentlich abgerechnet?) geleistet hat. Was darin garantiert nicht vorkommt, ist das eigene unrühmliche Verhalten um Langhürdler Wolfgang Kreemke. Dazu heißt es in den Flunker’schen Erzählungen in der Senioren-Spielecke: „Im 300-Meter-Hürdenfinale der Altersklasse M60 erkämpfte sich auf den letzten Metern der aktive, brandenburgische Seniorenwart, Wolfgang Kreemke, in 46,17 Sekunden ursprünglich Platz drei. Erst durch einen eingelegten und dann stattgegebenen Protest der amerikanischen Mannschaftsleitung landete er auf Platz vier.“ Weshalb, wieso, warum? Nichts von alledem. Und vor allem: warum wurde vom DLV kein Gegenprotest eingelegt? Weil es „nur“ um Bronze ging und der Betroffene nicht Müller hieß, dem noch 175 Gramm an seiner 30 Kilo schweren Medaillensammlung fehlten? Letzteres ausgeklammert, wäre das von allgemeinem Interesse und Chronistenpflicht gewesen.
Selbstbeweihräucherung statt Chronistenpflicht
Aber damit hat er es ohnehin nicht, der Kachelmann für Arme, der uns allerdings diesmal mit Wetterberichten, Wasserstandsmeldungen und „ihr müsst gaaanz viel trinken“ (auch wir daheim) verschonte. Nach wie vor erfährt der Betrachter selbst bei Aufmacherfotos mit einem Solisten darauf nicht, um wen es sich handelt. Hauptsache das Copyright mit Flucke prangt rechts unten auf dem Bild. Dabei wäre es bei dem 200- oder 400-m-Läufer der M55 mit der Startnummer 4283 und dem schönen DEUTSCHLAND-Trikot auf dem durchtrainierten Körper ein Leichtes gewesen. Was nicht so recht dazu passen wollte war die Überschrift „Deutsche Springer punkten in Lyon mit Medaillen“ zu dem darunter stehenden Artikel. Da fehlte, abgesehen von punktenden Springern (?), schlichtweg der Bezug von Foto und Text.
Andererseits sollte einmal darüber nachgedacht und womöglich geprellte Dritte ruhig hellhörig werden, dass ein nicht berufsmäßiger Pressefotograf wie Flucke streng genommen und eng ausgelegt gar keine Berechtigung hat mit einem offiziellen Leibchen bei einer (Senioren-)WM ausgestattet zu werden, überall Zugang zu haben und den Aktiven im Innenraum über die Füße zu laufen. Das gilt im Übrigen auch für Lutwin Jungmann, den Angetrauten von WMA-Vizepräsidentin und Verbandsoberschwester Margit Jungmann. Kungelei, Klüngel und Amtsmissbrauch gibt es eben nicht nur bei der FIFA. Ganz Übel würde es, wenn derartige Fotos über den internen Gebrauch der „eigenen“ Netzseite hinaus angeboten und gegen bare Münze in kommerziellen Publikationsorganen (Zeitungen, Magazinen) erscheinen würden. Gerade professionelle Fotografen haben heutzutage in der Medienlandschaft einen ganz schweren Stand, krebsen nicht selten am Existenzminimum herum. Als berufsständisch organisierter Sportjournalist weiß ich aus vielen Verbandstagen heraus, wovon ich rede (schreibe). Kavaliersdelikte sehen jedenfalls anders aus.
In diesem Sinne noch einen schönen Sonntag und eine ereignisreiche neue Kalenderwoche!
Kolumne traf auf breite Zustimmung bei Klubs und anderen Netzseiten
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Krefeld/Stendal/Darmstadt/, 15. August 2015) Es gilt in allen möglichen Lebensbereichen Trends und im Journalismus Themen zu erkennen. Mitunter spielt einem Kommissar Zufall in die Karten und beides trifft in einer idealen Weise zusammen. Der Trend: die (un-)verantwortlich Handelnden beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) in Darmstadt wollen die (Kinder-)Leichtathletik kaputt reformieren. Eines der Opfer ist der Stendaler LV, dem für eine Traditionsveranstaltung die Genehmigung versagt wurde. Die Fakten dazu hat unser gelegentlicher Gastautor Knut Reimann entdeckt und in unserer Kolumne „DLV noch weltfremder und der Wirklichkeit entrückter als der Vatikan“ thematisiert.Selten zuvor ist ein Beitrag von uns auf dermaßen breite, ausnahmslose Zustimmung getroffen. Vereine haben darauf Bezug genommen, andere Netzseiten baten uns um Freigabe der Verlinkung des Artikels, dem wir selbstverständlich gerne nachgekommen sind. Da kommt Freude auf! Nicht vordergründig wegen des eigenen Erfolges, sondern der gemeinsamen Sache gedient zu haben. Und sei es (vorerst?) nur mit einem Denkanstoß den Finger in die Wunde gelegt zu haben, dass der DLV einmal mehr seine „Patienten“ ungeachtet aller Risiken und Nebenwirkungen am offenen Herzen operieren will. Genau deshalb engagieren wir uns über unsere eigene Bestimmung hinaus, wie zum Beispiel der höchst umstrittenen Laufmaut und vielen anderen Dingen. Längst sind wir nicht mehr nur der heimliche Seniorensprecher.
Aber überlassen wir diese Bewertung getrost unseren vielen Besuchern, die uns selbst während der Ferienzeit und der momentan noch laufenden Senioren-WM in Lyon mit vielen Teilnehmern und mithin ansonsten potenziellen Lesern aus dem deutschsprachigen Raum sowie den BENELUX-Ländern in großer Zahl bis zu 1.848 täglich die Treue gehalten haben. Das ist für uns Verpflichtung und Ansporn zugleich.
DLV noch weltfremder und der Wirklichkeit entrückter als der Vatikan
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- Geschrieben von Knut Reimann
Kolumne
Moment mal
(Krefeld/Stendal, 14. August 2015) Schicken wir zum besseren Verständnis voraus, dass Siegfried „Siggi“ Wille, vielen in der Szene bestens bekannt als rühriger Macher des Stendaler LV in Sachsen-Anhalt, auf der Netzseite seines Klubs folgenden Beitrag mit Überschrift und Unterzeile veröffentlichte:
Aber wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!
Verband darf 6. Zwergen-Olympiade so nicht mehr genehmigen(swi) Ich glaube im falschen Film zu sein…
„Die Winckelmann-Games mit der 6. Zwergen-Olympiade können so nicht genehmigt werden“, teilte der Wettkampfwart des BFV Magdeburg an die Adresse des Stendaler LV'92 mit. Der Wettkampfwart ist ein in Stendal überaus geachteter Mann, der selbst die richtige Leichtathletik (auch in Sachsen-Anhalt) noch kennt. Aber er muss sich an den Beschluss der Mitgliederversammlung des Landesverbandes vom 10. April 2015 halten. Dass der Beschluss unter größten Bedenken verabschiedet wurde, ist da schon nebensächlich. Armer DLV mit armen Landesverbänden, die sich diesem Beschluss beugen. Da versteht man schon, warum der DLV kaum über die WM der Seniorinnen und Senioren in Lyon informiert. Man soll sich als Freund der Leichtathletik schon daran gewöhnen, dass es in Deutschland (DLV-Tarnname „Germany") nach Harting und so weiter keine Medaillengewinner bei OS, WM und EM mehr geben darf. In Zeiten, in denen zum Beispiel die Fußballer fast schon vor den Entbindungsstationen ihre Talente (die gar keine sein müssen) an ihre Sportart binden, verbietet der DLV für Kinder den sportlichen Vergleich im traditionellen Sprint, Sprung und Wurf. Wer soll das noch verstehen? Bleibt bei mir die Angst, auf DLV-Beschluss beim 4.Stendaler Hanse-Cup statt Zehn- und Siebenkampf das Eierlaufen und Sackhüpfen auszuschreiben. Aber dann ohne uns ...!!! – Zitat Ende.
Funktionierende Basis wird ohne jede Not zerstört
Die Diktate des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) greifen nun auch in die noch funktionierende Ebene der Basis ein, da, wo unsere Leichtathletik beginnt und wo noch mit Spaß und Freude unsere Sportart vermittelt wird. Da sagt also ein Landesverband – auf Geheiß von oben – eine höchst beliebte und mit 19 Wiederholungen etablierte Veranstaltung für Kinder ab. Hallo! Geht’s noch?Wie weit will es dieser Verband noch auf die Spitze treiben? Wettbewerbe müssen uniform sein, so wie es das Darmstädter Ignoranz-Gremium will. Dagegen hält der sich nicht an Wettbewerbe, die beispielsweise die World Masters Athletics (WMA) in Generalversammlungen verabschiedete, bei denen DLV-Vertreter teilgenommen, abgestimmt und mit beschlossen haben. Dafür aber wird Druck ausgeübt (wider besseren Wissens bei den Kaufkollektionen der Pseudo-Nationaltrikots ohne Bundesadler), damit die Kasse klingelt und der US-Ausrüstungssponsor jubiliert ob seines willfährigen Partners aus „Good old Germany“.
Verlasst euch drauf, dass die Schrauben künftig noch enger gestellt werden. Demnächst werden Leistungen und Rekorde nicht mehr anerkannt, weil der Mattenhersteller bei Hoch- und Stabhochsprung nicht im Sponsoren-Pool des DLV ist; da wird der Weitsprungrekord nicht notiert, weil die Körnung des Sandes nicht mit der übereinstimmt, die der bevorzugte Lieferant (= Sponsor des DLV) vorgegeben hat; Hürdenleistungen entfallen, wenn der Sportartikelhersteller nicht beim DLV angemeldet ist und auf der VIP-Tribüne (Beispiel DM in Nürnberg: amputierte Weitsprung-Wettbewerbe auf dem Hauptmarkt beim 250.000 Euro teuren Sponsorenspektakel) gesessen hat. Und so weiter und so fort. Und letztendlich wird es auf dem Veranstaltungsberichtsbogen eine Extra-Spalte geben, wo eingetragen und per Zertifikat amtlich bestätigt werden muss, ob die örtlichen Werbeflächen alle fein säuberlich abgehängt waren wie einst bei der Senioren-DM in Erfurt.
Es wird auf Teufel komm raus verschlimmbessert
Der nationale Dach- und Fachverband ist noch weltfremder und der Wirklichkeit entrückter als der Vatikan. Da wird im Sandkasten des Alzheimergassls, pardon: der Alsfelder Straße, in Darmstadt mit (Re-)Förmchen gespielt, auf Teufel komm raus verschlimmbessert und buchstäblich das Kind (siehe oben) mit dem Bade ausgeschüttet.
Qua vadis (Wohin gehst du) einstmals schöne deutsche Leichtathletik? Schnurstracks den Bach runter. Das ist keine Mutmaßung, sondern eine nicht allzu kühne Vorhersage.
Senioren-WM 2018: Málaga machte das Rennen gegen Venedig
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Krefeld/Lyon, 14. August 2015) Wandeln wir den Titel eines britisch-italienischen Horrorfilms aus dem Jahre 1973 ein wenig ab: Die Gondeln werden Trauer tragen. Zumindest bezogen auf die Senioren-Leichtathletik. Die sicherlich vielfältigen Bemühungen aller erdenklichen Verantwortlichen aus „Bella Italia“ waren für die Katz’, den Zuschlag für die Ausrichtung der 23.Weltmeisterschaften der „ewigen Talente“ ab 35 Jahre zu bekommen. Auf der gestrigen Generalversammlung der World Masters Athletics (WMA) am zweiten freien Wettkampftag in Lyon machte statt Venedig das andalusische Málaga (Spanien) das Rennen um die Gunst der Delegierten-Mehrheit (98:25 Stimmen) für die Titelkämpfe 2018. Zweifellos auch eine sehr reizvolle Stadt, die wieder einmal viele Sporttouristen aus aller Herren Länder anlocken wird. Zuvor ist jedoch nach dem Turnuswechsel von ungerade auf gerade Jahre mit der 22. Auflage Perth in Australien vom 26. Oktober bis 06. November 2016 an der Reihe. Für die Teilnehmer aus dem fernen Europa heißt es dann Wintertraining einmal anders, erfordert eine völlig ungewohnte doppelte Wettkampf-Periodisierung. Aber wie stets handelt es sich um die freie Entscheidung der sich selber entsendenden Startwilligen mit viel Kleingeld in großen Scheinen.
Sei nicht verschwiegen, dass wir den Beschluss pro Málaga auf dem zuverlässigen Obergefreiten-Dienstweg erfahren haben. Abermals. Alle die es vor uns wussten wie WMA und DLV schweigen dazu (noch) auf ihren Netzseiten, so sie überhaupt darüber berichten werden. Aktualität kommt in ihrem Vokabular nicht vor. Wer bei der WMA dafür zuständig wäre, haben wir oft genug erwähnt. Für das mutmaßlich verbliebene Quintett, das es noch nicht weiß: Vizepräsidentin und Verbandsoberschwester Margit Jungmann aus Rehlingen. Die EMA/EVAA ist da schneller, schreibt aber fälschlicherweise von "for the next World Masters Athletics Championships". Die sind in Perth.
Hinweis der Redaktion: Als wir diesen Beitrag um 08:30 Uhr online gestellt haben, stand von dem Vorgang noch nichts in der Senioren-Spielecke auf der DLV-Netzseite. Irgendwann im Laufe des heutigen Vormittags wurde das mit Datum vom 13.August 2015 nachgeschoben. Ganz schlechter Stil sowie eine bewusste Veräppelung unserer und derer Besucher. Die EMA besserte inzwischen ebenfalls klammheimlich nach.
Kugelige Aphorismen: Felix "Der Glückliche" landete perfekten Glücksstoß
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- Geschrieben von Teilnehmer Torsten Lange
(Lyon, 13. August 2015) William Shakespeare lässt in seinem „König Heinrich IV.“ den Oberrichter sagen: "Weckt den schlafenden Wolf nicht auf!" Gut, dass bei den M-70-Kugelstoßern der Senioren-WM in Lyon Glenn Sasser aus den USA diese Warnung nicht beherzigt hat! Als er in der Qualifikationsrunde tags zuvor locker die Kreide am Rand der 13-m- Linie beseitigte und mit seinen 12,96 m die Konkurrenz deutlich distanzierte, schien für das Finale am folgenden Tag alles klar zu sein.
Nichts da! Felix Mohr (im Bild) aus dem südbadischen Radolfzell, aktueller Deutscher Meister mit 13,53m und in der Qualifikation noch als Fünfter mit 12,63m dahin dümpelnd, trat zum ersten Versuch in den Ring, verharrte eine gefühlte Ewigkeit in seiner Standwaage, die jeden anderen zum Umfallen gebracht hätte, explodierte und wuchtete das Gerät auf exakt 13,99m hinaus! Das zahlreiche fachkundige Publikum klatschte begeistert, weil es ahnte, dass hier die Entscheidung wohl schon gefallen war. Wir als seine Konkurrenten waren erst einmal ebenso sprachlos wie Felix selber, dann aber voller Respekt vor diesem mit vollem Tempo durchgezogenen und gehaltenen Stoß.Was danach kam war Kopfsache: Kopfsache für den lang aufgeschossenen Amerikaner, der noch 13,60m nachlegte, fortan aber mühsam nur noch die verblasste 13-m-Linie beackerte. Kopfsache für Felix, der zwei Stöße um die zwölfeinhalb Meter samt drei ungültiger Versuche nachschob und sich nun mit der Frage beschäftigen muss, was er mit dieser Pulverisierung seiner Bestmarke eigentlich richtig respektive bislang womöglich falsch gemacht hat. Kopfsache auch für jene hoffnungsfrohen Konkurrenten, die in der Qualifikationsrunde noch vor oder knapp hinter ihm waren.
US-Boy gefror zum Ice-Borg
Glenn Sasser ging es vermutlich so wie früher einem Björn Borg: äußerlich aufreizend cool, aber innerlich siedend! Am Ende war wohl sein als Gratulation gedachter kräftiger Stoß an den Oberarm von Felix ein Indiz dafür.
Abschließendes: Der Ring ohne Beanstandung, die Anlage ein Ackerfeld, die/das keiner Kreismeisterschaft würdig gewesen wäre (siehe Bild), das Überangebot an Offiziellen korrekt und mit napoleonischer Aura: stark, ordnungsliebend, gerecht!