Kugelstoßerin Christina Schwanitz erste Medaillenhoffnung bei der WM
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Krefeld/Peking, 21. August 2015) So lange nichts bewiesen ist, gilt stets die Unschuldsvermutung. Natürlich auch für Sportler. Wer nicht des Dopings überführt wurde, muss wohl „sauber“ sein. Aber eingedenk der letzten Enthüllungen der ARD und weiterer bekannt gewordener Sachverhalte fällt es schwer, sich ab Morgen völlig unvorbelastet vor die Glotze zu setzen und unbeschwert dem Treiben bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Männer/Frauen im „Vogelnest“ von Peking (China) zuzuschauen. Ein Genuss ohne Reue und Vorbehalte? Den Eiertanz muss jede/r mit sich selber austragen.Wie bei allen sportlichen Großereignissen üblich, versenken die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten in verschwenderischer Weise die Gebühren der zahlungspflichtigen Konsumenten, berichten ARD und ZDF im täglichen Wechsel. Wer stoppt endlich diesen gigantischen, doppeltgemoppelten teuren Aufwand? Dazu geht noch der private, in der Leichtathletik klar den Ton angebende und von Lampis empfohlene Spartensender EUROSPORT auf Sendung. Richtig live berichten sie jedoch alle nicht. Zumindest nicht von den Vorentscheidungen. Das ist freilich dem sechsstündigen Zeitunterschied zur Mitteleuropäischen Sommerzeit geschuldet. So muss Christina Schwanitz zur Qualifikation im Kugelstoßen bereits um 04.20 Uhr MESZ (Ortszeit 10.20 Uhr) ran. Vielleicht gibt es für Nachtschwärmer einen Livestream auf leichtathletik.de. Das morgige Finale beginnt zur verträglichen Fernsehzeit 14.05 Uhr. Der DLV hat in seinem Medienservice (immerhin den gibt es) Schwanitz und auch Titelverteidiger David Storl, der Sonntag an der Reihe ist, als heiße Anwärter auf die Goldmedaillen ausgerufen.
Da wäre ich bei (m)einer Prognose vorsichtiger. Selbstläufer werden es jedenfalls nicht.
DLV-Chef Clemens Prokop auf internationalem Parkett "abgewatscht"
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Krefeld/Peking, 20. August 2015) Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. DLV-Präsident Clemens Prokop (*1957) aus Regensburg ist beim Kongress des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF in Peking (China) grandios gescheitert. Der 58-jährige Jurist hatte sich für einen Platz im IAAF-Council (Regierung) beworben, fiel im ersten Wahlgang mit 66 und zweiten mit 45 von 207 möglichen Stimmen mit Grandezza durch. Damit ist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nicht mehr in diesem wichtigen Gremium vertreten. Dem gehörte bisher Helmut Digel (*1944) an. Der erimitierte Professor der Universität Tübingen, als ehemaliger DLV-Präsident unmittelbarer Vorgänger von Prokop, kandidierte nicht mehr.
Diese „Watschen“ für den seit 2001 aktuellen Verbandschef wirft auch ein schlechtes Licht auf den internationalen Stellenwert der deutschen Leichtathletik im Allgemeinen und von Prokop im Besonderen. Großer Beliebtheit in der Innen- wie Außenwirkung erfreut er sich jedenfalls nicht. Er agiert häufig sehr unglücklich, vergreift sich auch schon mal in der Wortwahl („50 Prozent aller Senioren sind gedopt“) und hat, wofür er (fast) nix kann, die Ausstrahlung einer Eisenbahnschranke. So verwundert es nicht weiter, dass sein Scheitern in breiten Kreisen große Schadenfreude ausgelöst hat.
WMA bleibt Gesamtliste und Senioren(ver)sprecher die Kritik schuldig
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Krefeld/Lyon, 18. August 2015) Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn beantworten wir die womöglich allgemein interessierende Frage, ob wir mit der Berichterstattung der Senioren-WM „durch“ seien? Jein! Konkreter: Eigentlich nicht. Ursprünglich war beabsichtigt, dass wir bei Vorliegen einer Gesamtergebnisliste noch einen zuckersüßen Beitrag für das Fenster „Ergebnisse“ verfassen. Mit Abschluss der Titelkämpfe hatten wir eine Liste in der klassischen Form nach Altersklassen und Disziplinen in der üblichen Reihenfolge Lauf, Sprung, Wurf erwartet, die ein gescheites, zumutbares Arbeiten zulässt. Leider bis zur Onlinestellung (08.30 Uhr) dieses Beitrages Fehlanzeige. Es gibt unverändert die labyrinthartige Version, bei der man sich über sieben Brücken zu etwas Bestimmten durchkämpfen muss, statt eine übersichtliche Zusammenfassung (von der WM 2013 gibt es eine solche) zu erhalten, wie es bei allen Meisterschaften von Kreis angefangen Standard ist/wäre.Bei allem Spaß an der Freud’ – an dieser Stelle hört er auf. Unverständlich bleibt auch, dass der globale Senioren-Dachverband World Master Athletics (WMA) bei diesem unsäglichen Zustand tatenlos zusieht. Eine – möglichst vernünftige – Online-Ergebnisliste ist schließlich auch die Arbeitsgrundlage für Sportjournalisten aus aller Welt (98 Nationen waren beteiligt). Für die erfolgreichen deutschen Werfer-/innen tut es uns leid, deren Leistungen wir herzlich gerne im verdienten Glanz hätten (er-)scheinen lassen. Aber so wie sie akzeptable Rahmenbedingungen vorfinden wollen, dürfen wir das auch erwarten. Sucht also die Schuld nicht bei Lampis, sondern beim Lokalen Organisationskomitee (LOC) und der WMA, namentlich der für die Exekutive verantwortlich zeichnenden Vizepräsidentin Margit Jungmann (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
).
Das sind die richtigen Ansprechpartner für diesbezügliche Beschwerden. Und da wir gerade schon bei Unzulänglichkeiten sind: Senioren(ver)sprecher Alfred Hermes hatte am 13. August für gestern, Montag, einen „kritischen Rückblick“ der Senioren-WM auf seiner Verharmlosungsnetzseite versprochen. Da hat er wohl Angst vor der eigenen Courage bekommen oder ist vom DLV zurück gepfiffen worden. Ein Abklatsch vom Schlusstag, wobei er beiläufig Werferfünfkämpfe nennt (es wird nicht mit Werfern, sondern Geräten geworfen, der Wettbewerb heißt Wurf-Fünfkampf) – das war’s. Alles andere wäre allerdings auch eine Riesenüberraschung gewesen, einem Sechser im Lotto gleich.
Servicewüste DLV: WM-Zeitplan in chinesischer Ortszeit angegeben
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Krefeld/Peking, 19. August 2015) Wenn man auf leichtathletik.de das Fenster Verband öffnet, erfährt der erstaunte Betrachter, dass sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in einem Anflug von Größenwahn selber als „attraktiv, fair und innovativ“ bezeichnet. Selten so gelacht. Liefern wir gleich ein aktuelles Gegenbeispiel zur dritten These. Der DLV veröffentlicht auf seiner Netzseite einen Zeitplan zur kommenden Samstag im „Vogelnest“ zu Peking (China) beginnenden Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Männer/Frauen – in Ortszeit! Wer den Hinweis übersieht, dass gegenüber der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) sechs Stunden abzuziehen sind, der kann zu früher Morgenstunde buchstäblich ein böses Erwachen erleben. Dann ist der Spuk nämlich schon längst vorbei. Das ist wirklich außerordentlich innovativ von diesem glorreichen Verband, soll ein Service für seine Mitglieder sein. Dämlicher geht's nimmer.
Also aufgepasst: die Qualifikation im Kugelstoßen der Frauen mit Christina Schwanitz gleich zum samstäglichen Auftakt beginnt um 04.10 Uhr MESZ. Wer sich die lästige stete Umrechnerei ersparen möchte, bei der man sich obendrein leicht vertun kann, denen empfehlen wir den von uns verlinkten Zeitplan der IAAF. Dort steht in der zweiten Spalte auch unsere Ortszeit der Wettbewerbe.
Keine Ursache. Gern geschehen. Bei uns werden sie wirklich geholfen.
Diese Senioren-WM kann keinen Platz in der Ruhmeshalle beanspruchen
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Krefeld/Lyon, 17. August 2015) Nunmehr sind die 21. Senioren-Weltmeisterschaften im französischen Lyon Historie. Sie werden keinen Ehrenplatz in der Ruhmeshalle dieser Titelkämpfe beanspruchen können. Allenfalls den, dass sie nach dem Meldeergebnis (8.042) den – vorerst – dritten Platz hinter dem japanischen Miyazaki (11.475) in 1993 und dem italienischen Riccione (8.946) aus dem Jahre 2007 einnehmen. Aber derartige Zahlen sind hinsichtlich der dargebotenen Leistungen noch lange keine Qualitätsmerkmal. Allerdings stoßen häufig die Organisatoren dabei an ihren Grenzen. Wie eben in Frankreich, die sich mit ihrem mit der Muttermilch aufgesogenen Stolz zusätzlich im Wege standen. Doch lassen wir es dabei bewenden, stehen zu unserem gestern im „Wort am Sonntag“ gegebenen Versprechen, nicht in einer Replik nach Art des Wiederkäuers noch einmal in eine Kritik einzusteigen, die unsere Korrespondenten vor Ort schon während der WM hinlänglich und ausführlich geäußert haben. Böse Zungen aus einschlägigen Kreisen behaupten indes, dass in der Metropole der Rhone-Alpes-Region nicht nur Fleisch zur "Lyoner" verwurstet wird. Das ist, um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen, im übertragenen Sinne zu verstehen.
Ferner schenken wir uns nach der vor Jahren geführten höchst interessanten Diskussion unserer Mitglieder und Stammbesucher weiterhin mit konstanter Bosheit den Medaillenspiegel. Er ist 1.) ein Vergleich von Äpfel und Birnen, 2.) aus Sicht des DLV pure Heuchelei, dem die Senioren/innen im Prinzip am Allerwertesten vorbei gehen und 3.) für das Bundesministerium des Inneren (BMI) völlig irrelevant ist, da hier keinerlei Fördermittel von abhängen. Wer mag, soll sich freilich daran ergötzen, muss dann jedoch anderswo nachschauen. Tipp: WMA, EMA/EVAA oder DLV.
Bleibt uns noch, auf einen lesenswerten Beitrag im Fenster „Flurfunk“ von unserem gelegentlichen Gastautoren Albert Fichtner, diesmal in der Rolle als Teilnehmer, hinzuweisen, der sich ebenfalls mit Lyon beschäftigt.