Niederbayer Helmut Maryniak als "Goldjunge" im Diskuswurf der M50
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Torun/Krefeld, 30. März 2023) Einmal prosaisch ins rhetorisch oberste Regal gegriffen: Nur einer kam – bis ganz nach oben – durch aus der insgesamt 34 Starter starken deutschen Fraktion Wurf bei der Hallen- und Winterwurf-WM der Ü35-Genration gestern im polnischen Torun. Und das in einer Art Kontrastprogramm. Dabei wurde der urwüchsige Niederbayer Helmut Maryniak (*14.06.1968; im Bild) vom LAC Passau seiner Favoritenrolle zur sehr frühen Morgenstunde (Beginn 9 Uhr, Ende 10:07h) gerecht und gewann bei seinem internationalen Kehraus in der M50 mit 51,64m den Titel im Diskuswurf. Derweil wurde einer seiner drei Landsleute in dieser Konkurrenz (16 Teilnehmer) mit einem Würfchen von 23,31m mit der imaginären Roten Laterne dekoriert.
Überhaupt war außergewöhnlich viel Fußvolk im Germany-Trikot in den Ringen und am Ablauf. Bei der M55 (ebenfalls16) belegten von gleich sieben (!) Deutschen zwei die beiden letzten Plätze. Das ist halt die Krux, dass sich die „Breitensportler“ selbst entsenden und es keine Kontingentierung auf maximal drei Starter pro Nation gibt. Ganz abgesehen von fehlenden Mindestnormen, die derartige Auswüchse zusätzlich begünstigen.
Diskuswerfer Ralf Mordhorst überraschte mit Silber im Gewichtwurf
Auf der Habenseite an rein farblich nachempfundenem Edelmetall gemessen standen zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen. Diskuswurf-Spezialist Ralf Mordhorst wurde nach seinem zweiten Rang im Kugelstoßen der M45 gestern beim nächsten „Aufgalopp“ für die heutige Mission Gold in seiner Paradedisziplin mit einer erheblichen Steigerung auf 14,92m überraschend Zweiter im Gewichtwurf des 15köpfigen Feldes mit einem Quintett, das bis auf den Drittplatzierten Thorsten Simon (14,42m) den Anspruch „Made in Germany“ nicht zu erfüllen vermochte.
Nicht nur speziell, sondern ganz allgemein betrachtet scheint der Gewichtwurf unter Sporttouristen aus aller Herren Länder nach dem Motto „Das probiere ich auch mal“ besonders beliebt zu sein. Beinahe- und tatsächliche Unfälle bei nach amerikanischer Erfindung unsinnigerweise in meist beengten Verhältnissen unter dem Hallendach ausgeübten Disziplin aus dem Wurf-Fünfkampf können ein traurig Lied davon singen. Keine Panikmache und ein konkretes Beispiel: Bei der Hallen-WM 2009 in Clermond-Ferrand (Frankreich) wären die Frau von Klaus Liedtke und ich als Zuschauer auf der kleinen Stahlrohrtribüne unmittelbar neben der obendrein schlecht gesicherten Anlage von einem „verirrten“ Gerät einer der vielen Möchte-gern-Gewichtwerfer fast zu Unfallopfern geworden. . .
Ein fabelhaft anmutender Weltrekord im Speerwurf der W60
Noch zwei sportlich bemerkenswerte Ereignisse von „Day 4“ der siebentägigen Titelkämpfe (mit weniger Masse wäre das leicht zeitlich zu komprimieren). Die Polin Genowefa Patla stellte mit einem gehörigen Ausreißer von 41,14m (nächstbeste Weite 38,71m) einen fabelhaft anmutenden Weltrekord im Speerwurf der W60 auf. Die bisherige globale Bestmarke wurde seit 2014 von Linda John aus den USA mit 37,50m gehalten. Das allein spricht schon für diese außergewöhnliche Qualität, an denen sich nachwachsende Generationen vergeblich abarbeiteten. Und dann eine Steigerungsrate von 3,64m. Da kommt Katja Ebstein mit ihrem Evergreen „Wunder gibt es immer wieder“ ins Spiel.
Allenfalls bei Siebenkämpferinnen gibt es bei gebotener Vielseitigkeit die Kombination von Hochsprung und Speerwurf. Bei Spezialistinnen des jeweiligen Fachs ist eine derartige Symbiose indes eher selten anzutreffen. Ausnahmen bestätigen hin und wieder die Regel. So bei Elisabeth Wisniewski aus Rodgau in Hessen. Zunächst gewann sie mit 1,29m überlegen mit vier Zentimetern Vorsprung den Titel im Hochsprung der W65 und wurde gestern Dritte mit 22,10m im Speerwurf. Chapeau!
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