Abermals "Ritter-Festspiele" bei sechster Auflage des Kugel-Cups
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Neustädt/Zella-Mehlis/Leichlingen/Krefeld, 07. September 2022) Nun laufen wir als Online-Medium umständehalber der Musik ohnehin schon zähneknirschend ein wenig hinterher. Und wenn man schon kein Glück hat, kommt mitunter noch Pech hinzu. Bei Erstellung dieses Beitrages stand die Ergebnisliste vom 6.Neustädter Kugel-Cup am vergangenen Samstag (vereinsgebunden) und Sonntag (Jedermann-Wettbewerb) auf der privaten, aber ordnungsgemäß abgenommenen Anlage von DLV-Seniorensprecher Heiko Wendorf Am Angelheim in Neustädt, unmittelbar neben der ICE-Strecke Frankfurt – Berlin und umgekehrt, noch nicht zur Verfügung. Für eine Berichterstattung vom Schreibtisch der Redaktionsstube aus denkbar ungünstig. Kaprizieren wir uns also auf die Dinge, die im Telefonat mit Wendorf herausgearbeitet worden sind.
WM-Siebte Jacko Gill gab sich und Neustädt nicht die Ehre
Die weniger erfreuliche Nachricht vorweg: Die Hoffnungen zerschlugen sich, auf Vermittlung der lebenden Trainer-Legende Khalid Alqawati (Mannheim) mit dem WM-Siebten Jacko Gill aus Neuseeland zum „Nulltarif“ einen absoluten Weltklassemann in das Feld der Männer-Klasse zu bekommen. Der 27-jährige Drehstoßer (was sonst?) punktete vorigen Freitag beim „Juwelen-Meeting“ in Brüssel als Dritter mit 21,32m (SBL 21,70m) dermaßen gut, dass er sich damit einen Startplatz beim Diamond League Finale „Weltklasse Zürich“ heute und morgen im berühmten, sagenumwobenen Stadion Letzigrund sicherte. Da hätte das beschauliche Neustädt in Thüringen an der direkten Landesgrenze zu Hessen nicht mehr ins Programm gepasst.
So rückte das Duell Julia Ritter gegen Katharina Maisch in den Mittelpunkt
Doch so hatten als positiven Nebeneffekt die Frauen, allesamt, wie sonst nur auf der ganz großen Leichtathletik-Bühne üblich, vom Platzsprecher nach und nach namentlich vorgestellt, die auf sie gerichtete besondere Aufmerksamkeit für sich. An der Spitze Cup-Verteidigerin und Meeting-Rekordlerin (18,35m) Julia Ritter (im Bild in Aktion) vom TV Wattenscheid und Katharina Maisch vom LV 90 Erzgebirge. Rückblickend auf unsere Vorschau zudem das Duell der verschiedenen Techniken, Ritter konventionell, Maisch drehend, und der EM-Sechsten (18,29m) gegen die Achtplatzierte (18,01m) von München. Die Saison bereits ausklingen lassend, hatten sie nachvollziehbar nicht mehr das 18m-Niveau. Aber der Ehrgeiz zu gewinnen war schon beiderseits ungebrochen vorhanden. Es sollten wieder „Ritter-Festspiele“ der im Wonnemonat Mai geborenen 24-Jährigen werden, die bereits zum dritten Mal beim „größten Dorfsportfest der Welt“ in der 250-Seelen-Gemeinde triumphierte. Mit 17,65m hatte sie um 17 Zentimeter vor Maisch das bessere Ende für sich.
Bei diesem Kugel-Cup reduziert es sich nicht auf die Wettkämpfe
„Das sind so sympathische Mädels“, konstatierte Wendorf hellauf begeistert. „Allein wenn ich an sie denke, habe ich Pipi in den Augen und Gänsehaut. Die kommen nach Neustädt, weil ihnen aus lauter Spaß an der Freud' einfach das gesamte Ambiente gefällt.“ Und das ist mit dem vielfältigen Rahmenprogramm und reichhaltigem Catering mit Volkstümlichem vom Feinsten eben weit mehr als „nur“ Kugelstoßen. Da fabuliere ich als Verfasser dieses Beitrages nicht über des Kaisers Bart. Womit ich nicht den nächtlich gesprießten von Roland Kaiser meine, der allerdings sogleich in persona auch noch eine Rolle spielen wird. Denn im Vorjahr war ich leibhaftig und live mit meiner persönlichen Regierungschefin vor Ort. Das lässt sich nicht alles noch so blumenreich schildern, da sollte man(n)/frau einfach mal dabei gewesen sein. Für 2023 schon mal vormerken. Termin folgt irgendwann später auf LAMPIS oder anderswo.
Erlös geht wieder an die Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland
Der vollständige Erlös der Veranstaltung geht wieder an die Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland mit Sitz in Nordhausen. Stiftungsvorsitzender ist keine Geringerer als Ronald Keiler. Wie bitte, wird jetzt selbst der mit Allgemeinwissen breit aufgestellte Leser männlich wie weiblich vor sich hin fragen? Offen gestanden ich auch, bevor ich unlängst seine Autobiografie „Sonnenseite“ gelesen habe. Weithin bekannter ist der inzwischen 70-Jährige unter seinem Künstlernamen Roland Kaiser. Man muss seine Musik nicht unbedingt mögen, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass er weitaus mehr ist als lediglich ein „Schlager-Fuzzi“, sondern eine großartige Persönlichkeit mit ganz vielen Facetten. Seine karitative Einstellung ist nur eine davon.
Garniert wird der noch nicht feststehende Betrag durch 222 Euro, die Wendorf bei einer erfolgreichen Wette gewann, mit seiner Körperkraft über ein Seil eine Minute lang ein mit 18 Personen vollbesetztes Drachenboot im Mai 2022 an der Abfahrt vom Ufer des Dobbertiner Sees gehindert zu haben.
Trotz-Veranstaltung in Zella-Mehlis war mehr so der berüchtigte Griff ins Kloo
Als Trotz-Veranstaltung zur ausgefallenen Senioren-DM im Wurf-Fünfkampf angedacht, erwies sich das ursprünglich für zwei Tage konzipierte Mehrkampf-Meeting für Werfer/innen als der ominöse Griff ins Kloo, wurden die „Zelte“ bereits am Samstag in der Arena Schöne Aussicht in Zella-Mehlis wieder abgebaut. Die wertvollste Leistung der insgesamt 30 Aufrechten (20 Männer, 10 Frauen) ging auf das Konto von Hammerwurf-Weltrekordlerin Eva Nohl (*1948) vom TSV Langenzenn, die mit 4.206 Punkten in der W70 die inoffizelle „All-Star-Wertung“ für sich entschied. Fast müßig zu erwähnen, dass die Frau aus Franken in diesem disziplinär ungerecht aufgeteilten Mehrkampf mit ihren Filetstücken Hammer- und Gewichtwurf 54 Prozent der Punkte in die Scheuer fuhr. Entsprechend unterbelichtet war der größere Rest.
Für den zweiten „Viertausender“ sorgte in dem fünfköpfigen Feld der M85 mit recht ausgewogenen Leistungen zwischen 719 und 902 Punkten Kurt Winkelhake (*1937) von der LG Nienburg mit 4.041 Zählern. Zur Ergebnisliste.
Diskuswerfer Olaf Többen ragte in Leichlingen bei den Senioren heraus
Einmal mehr recht gut in Summe besetzt war die 17. Auflage des traditionellen Springer- und Werfertag der U- bis Altersklassen des rührigen Leichlinger TV im Sportzentrum Balker Aue der „Blumenstadt“ im Bergischen Land. Bestens in Szene gesetzt von Frontmann Manfred Schmitz (*1960), einem ehemaligen 64,81m-Diskuswerfer, der neben Stoß/Wurf eben auch ein „Herz für Senioren“ hat. Ein zusätzliches Leckerli die Auslobung eines Preisgeldes in Höhe von 25 Euro für jeden neuen Stadionrekord. Wer alles diesmal daran partizipierte, vermögen wir nicht zu berichten. Allerdings gut vorstellbar, dass Diskuswerfer Olaf Többen (*1962) von der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen dazu gehörte, der sich mit seinen 48,14m zumindest an die Spitze der unterjährigen DLV-Bestenliste der M60 setzte. Alle Resultate.