DLV lässt Senioren-DM im Wurf-Fünfkampf an 2.000 Euro scheitern
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Darmstadt/Erfurt/Zella-Mehlis/Krefeld, 05. Juli 2022) Können Senioren männlich wie weiblich bis ins sehr fortgeschrittene Alter hinein Stiefkinder sein? Das ist keine der früher einmal vielen beliebten Nonsens-Fragen an Radio Eriwan, sondern Fakt. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) macht es möglich, der seine mitgliederstärkste Klientel mit der größtmöglichen Geringschätzigkeit behandelt: Eben stiefmütterlich. Der neueste Beweis liegt seit einigen Tagen auf der Verbandsnetzseite als profaner Anhang, mithin ohne weitere Kommunikation, im Unterfenster „Deutsche Meisterschaften 2022“ auf dem Tisch des hohen Hauses in Darmstadt: Die Senioren-DM im Wurf-Fünfkampf entfällt (sie nennen ihn sprachlich unzulänglich Wurf-Mehrkampf).
Liefern wir also in journalistischer Aufarbeitung nach, was hier nonchalant unter den Tisch gekehrt worden ist: Das Unternehmen scheitert an vergleichsweise läppischen 2.000 Euro Nutzungsentgelt für die zweitägige Stadionmiete der Arena Schöne Aussicht in Zella-Mehlis (Thüringen). Derweil werden für die wie ein Heißluftballon aufgeblasene 79-köpfige Leichtathletik-Nationalmannschaft der Männer/Frauen zu den Weltmeisterschaften vom 15. bis 24.Juli 2022 in Eugene im US-Bundesstaat Oregon (plus eines riesigen, teilweise ebenfalls überflüssigen Begleittrosses) Gelder in sechsstelliger Höhe verheizt. Das mal vorab zur besseren Einordnung.
Neue Landesverordnung erwies sich als Stolperstein
Die Vorgeschichte: Der rührige TSV Zella-Mehlis ist mit seinen vortrefflichen Anlagen längst bewährt und erfahren bei der Ausrichtung nationaler Titelkämpfe der Ü35-Generation. Neun dieser Art im Mehrkampf und Wurf-Fünfkampf (bisweilen mit Langstaffeln kombiniert), haben dort bereits zum Gefallen aller Beteiligten stattgefunden. Es sollte zum kleinen Jubiläum eine zehnte Auflage in 2022 geben. Der nimmermüde 81-jährige TSV-Abteilungsleiter Günter Karl hat im unerlässlichen Zusammenwirken mit dem Thüringer Leichtathletik-Verband (TLV) für den 03./04.September die Bewerbung für diesen interessanten Vielseitigkeitswettbewerb der Werfer/innen abgegeben. Einzig zu nehmende Hürde mangels eines Mitbewerbers: Nach einer neuen Landesverordnung sah sich die Gemeinde, die bis dahin auf eine Kostenbeteiligung verzichtete, gezwungen jene Stadionmiete von 1.000 Euro pro Tag aufzurufen.
TSV-Abteilungleiter Günter Karl: "Das ist eine Schande!"
Nun war guter Rat buchstäblich teuer. Der TSV konnte sie aus seinem Budget nicht zahlen (wir berichteten). Vergangenen Donnerstag erhielt Günter Karl auf seine drängende telefonische Nachfrage beim TLV-Präsidenten Heinz-Wolfgang Lahmann die ernüchternde Mitteilung, dass es zwischen seinem Verband und dem DLV keine Einigung gegeben habe mit genanntem Betrag ins Obligo gehen zu wollen. Aus der Traum! „Das ist eine Schande!“, machte Karl im Telefonat mit dem Verfasser aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Auch, wie hier die engagierte Arbeit von Ehrenämtlern missachtet wird, die bereit sind zum Wohle von Wettkampfsportlern etwas auf die Beine zu stellen.“
Unterkriegen und entmutigen lässt sich der rüstige, äußerst rege Rentner dennoch nicht. In eigener Regie steht schon am 16.Juli das 2.Arena-Meeting auf der Agenda und ist in erprobter Zusammenarbeit mit dem Ohrdrufer LV für den ausgefallenen Termin im Herbst eine deutschlandweit offene Veranstaltung geplant. Möglicherweise sogar mit dem Angebot eines Wurf-Fünfkampfes.