Reaktion auf die Ankündigung: Diät oder Schwanengesang?

Kolumne

Moment mal

(Bonn/Krefeld, 05. Oktober 2022)  LAMPIS verschlankt sich? Nicht dass diese Plattform adipös geworden wäre. Aber der regelmäßige Leser fragt sich schon länger, wie diese ständige Herausforderung für einen journalistischen Ruheständler durchzuhalten sei. Täglich Ideen, Recherche, Analyse, Kreativität, Formulierung, Lob und Kritik zu generieren: Alles nicht so aus dem Ärmel zu schütteln! Apropos Kritik: Axel Hermanns wird sicher keinen Friedensnobelpreis überreicht bekommen. In einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem Zeitgeisthaltung positiver assoziiert wird als Fakten, Euphemismen (beschönigende Umschreibungen; die Redaktion) gefälliger wirken als klare Kante und Widerspruch eher als Nestbeschmutzung gilt, macht man sich
als Mitglied im Verein der klaren Aussprache" (Franz-Josef Strauß) nicht überall beliebt. Deshalb gibt es ja auch eine Spezies von LAMPIS-Kritikern, die mit der bemerkenswerten Fähigkeit ausgestattet ist, dieses Format nicht zu lesen, ja gar nicht zu kennen, dennoch aber genau wissen, was drin steht.

"Eine im besten Wortsinne not(!)wendige Netzseite"

Egal: Diese Netzseite war, ist und bleibt im besten Sinne des Wortes not(!)wendig. Sie trennt den Schein vom Sein, indem sie etwa dem organisatorisch und sprachlich aufgeblähten Popanz DLV permanent den Spiegel vorhält, mit der Folge, dass das Abfließen dessen grell aufgetragener Schminke sichtbar wird. Nirgendwo sonst ist hierzulande ein Sportmedium zu finden, das betreffend der Achtlosigkeit, ja Diskriminierung gegenüber seinen Älter-innen und Alt-innen (noch ist das Ironie!) den Finger in die Wunde legt. Nirgendwo sonst sind, bezogen auf uns gereifte Wurf- und Stoßbegeisterte, überregionale Fehlentwicklungen, Verbesserungsvorschläge und Würdigungen besonderer Protagonisten samt deren Leistungen zu finden.
Nein, LAMPIS sollte der Goethe‘schen Maxime „Aufrichtig zu sein, kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht" weiterhin folgen. Ob innerbetrieblich auf zeitliche Tastatur-Diät gesetzt oder weiter dem täglichen Lustgewinn am Schreiben erlegen, ist zweitrangig. Kein Schwanengesang, die Seite muss bleiben, so oder so!

Redaktionelle Anmerkung:
Es ist ein ungeschriebenes journalistisches Gesetz, Person und Sache tunlichst stets strikt voneinander zu trennen. Nicht immer so einfach, wie dieses konkrete Beispiel zeigt. Deshalb habe ich sehr lange überlegt, ob ich diesen Beitrag von Torsten Lange (im Bild), einem in der Leichtathletik, Rasenkraftsport und LSW-Wettbewerben dreigleisig fahrenden Wurf-Allrounder, studierten Germanisten und ehemaligem Mitglied des Bundestages (MdB) veröffentlichen sollte. Torsten hat schlussendlich in einem Telefonat meine Bedenken zerstreut, dass es ihm eben vordergründig um die Sache als solche gehen würde.