Ein Er-lebnis als Multiplikator für eine digital zusammengerückte Welt

(Ahlen/Malmö/Krefeld, 16. Juni 2021)  Mitunter holt einen die längst verschüttet geglaubte Vergangenheit wieder ein. So erging es jüngst dem früher kugelstoßenden Sportjournalisten und LAMPIS-Betreiber Axel Hermanns. Im Zusammenhang mit dem kollabierenden und reanimierten dänischen Fußballspieler Christian Eriksen in der EM-Auftaktpartie gegen Finnland erinnerte sich das 52 Jahre lang aktive Leichtathletik-Urgestein (1966 bis 2018) aus der Seidenstadt am linken Niederrhein an ein sehr ähnliches Er-lebnis (wir berichteten). Und da die mediale Welt eingedenk moderner Kommunikationsmittel ganz eng zusammengerückt ist, entdeckte ein Redakteur der „Ahlener Zeitung“ diesen Beitrag und das unübersehbare Foto von Dieter Massin aus Ahlen, der/das ihn zu einer eigenen Geschichte für sein Blatt inspirierte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Weniger wegen A.H. aus K., sondern mehr aufgrund D.M. aus A. Denn der umtriebige 80-jährige Wahl-Westfale ist in der 56.000-Einwohner-Stadt am Rande des Münsterlandes bekannt wie der vielzitierte bunte Hund, höchstwahrscheinlich sogar ihr prominentester Bürger mit dem größten Wiedererkennungswert.

„Bunte Hund“ Dieter Massin liefert dafür den Aufhänger

Nicht von ungefähr, gingen doch Generationen von Ahlener Kindern, Teens und Twens buchstäblich durch seine Schule als Lehrer und späterer Konrektor. Doch auch nach seiner Pensionierung blieb der (Un-)Ruheständler vor Ort durch seine mannigfaltigen Aktivitäten in aller Munde. Dabei liegt dem ehemaligen DLV-Vizepräsidenten und EVAA/EMA-Präsidenten, deren Ehrenpräsident er seit 2012 ist, die Leichtathletik besonders am Herzen, aber zudem der Sport im Allgemeinen. Er betreibt seit vielen Jahren ein Sport-Museum und –Archiv. Das platzte mit ständig hinzukommenden Unikaten und Devotionalien früherer Epochen aus allen Nähten, ist es erst unlängst vom „Ahlener Kulturkeller“ in seinem eigenen Haus in größere Räumlichkeiten an seiner ehemaligen Schule umgezogen. Auch das unterstreicht die Bedeutung sowie den Stellenwert von Massin und seines Wirkens in seiner und für seine angenommene Heimaststadt.

Schickssalsort Malmö spielte schon vor- und noch nachher eine Rolle

Doch zurück zu der unfreiwilligen und dramatischen Begegnung des damaligen Kugelstoßers der M50 und seinerzeitigen DLV-Delegationsleiters am 06.März 1999 in der schwedischen Hafenstadt Malmö, die für Hermanns nicht nur den Schauplatz seiner Wiedergeburt markiert. Dort erlebte er zuvor 1986 als Dritter der M40 hinter seinem Sportfreund Manfred Buchmüller aus Leverkusen und der lebenden schwedischen Sportlegende Ricky Bruch (beide inzwischen verstorben) aus Malmö seine erste Stadion-Europameisterschaft (Eintrittsalter war da noch 40 Jahre). An selber Stelle wurde er 1996 Titelgewinner in der M50 vor Drehstoßer Kurt Goldschmidt aus Travemünde-Kücknitz. Als Titelverteidiger der ersten Hallen-EM 1997 in Birmingham (geehrt von Doppel-Olympiasiegerin Irena Szewinska aus Polen) holte es ihn dann bei dem erwähnten ominösen Ereignis durch eine Blutleere im Gehirn (Synkope) förmlich von den Beinen. Happy End bekannt. Lieber lebend Zweiter, als posthum Europameister mit jenem unheilvollen besseren fünften Versuch über 15 Meter (Siegesweite 14,89m), bei dem Hermanns nicht aus eigener Kraft den Ring verlassen konnte.

Ein Gedenkbesuch neun Jahre später

Der Stätte des Schreckens statteten der Pechvogel und Massin gut neun Jahre später gewissermaßen einen Gedenkbesuch ab. Gleich nebenan im Stadion fanden Ende August, Anfang September 2008 die European Masters Games (EMG) statt, an denen Hermanns im Kugelstoßen teilnahm und deren oberster Schirmherr Massin als Präsident der European Masters Sports Association (EMSA) war. Davon zeugt jenes obige schwarz-weiße Bilddokument, das womöglich in größerer Aufmachung mit ein paar Textzeilen nun den Weg ins Ahlener Sportmuseum findet. Übrigens mit noch einem Relikt aus der Vergangenheit, trägt Hermanns doch das von Hammerwerfer Claus Dethloff geliehene National-Trikot mit dem Bundesadler von den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta.