Norweger Arild Busterud bislang der herausragende Werfer
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Izmir/Krefeld, 25. August 2014) Wer von einer bestimmten Disziplin nicht genug bekommt, der ist bei einer Senioren-Europameisterschaft bestens aufgehoben. Der kann sich in einer Endlosschleife vom frühen Morgen bis späten Abend den gleichen Wettbewerb anschauen. Hoch lebe die Einfältigkeit der Termingestalter. Diesmal wussten die Letztgenannten allerdings nicht, wann Ende August in Izmir die Sonne untergeht und dass die Werfer-Anlage über kein Flutlicht verfügt. So musste der Gewichtwurf der M 55 und 65 von Samstag auf Sonntag verschoben werden. Nicht ohne längere Debatten bei der M 65, wie in unserem Kommentar im Fenster Nachrichten zu entnehmen ist. Die dort angeschnittene Terminkollision mit dem Diskuswurf konnte allerdings vermieden werden, in dem die beiden noch ausstehenden Konkurrenzen im Gewichtwurf auf den frühen Sonntagabend gelegt wurden.
Zwei Starts, zwei Titel: Felix Austria!
Bei den nackten Resultaten ist der spiegelglatte Untergrund des Wurfringes zu berücksichtigen, in dem die Schweizerin Denise Biellmann auf Schlittschuhen ihre weltberühmte Pirouette hätten drehen können. Unser aktiv mitwirkender Gastautor Alber Fichtner (*1944) aus München beziffert den Verlust aufgrund der vorsichtigeren Herangehensweise im höheren Weitenbereich auf zwei bis drei Meter. Da die Bedingungen für alle gleich schlecht waren, dürfte es weitestgehend keinen Einfluss auf die Platzierungen genommen haben. Rustikaltechniker vielleicht ausgenommen, die sich so schnell nicht erschüttern lassen – von nix.
Herausragender Teilnehmer in den elf Altersklassen war Wurf-Allrounder Arild Busterud (*1948) aus Norwegen. Der mehrfache aktuelle Weltrekord-Inhaber gewann den Gewichtwurf der M65 mit 19,31m und der papierformgemäßen Überlegenheit von fast drei Metern. Für das übersichtliche deutsche Septett standen nach Edelmetall gerechnet zwei Silbermedaillen auf der Habenseite: Wilhelm Kraatz mit 15,54m in der M70 und Peter Speckens (*1935) mit 14,14m eine Altersetage höher. „Don Pedro“ fehlten gegen seinen vier Jahre jüngeren finnischen Kontrahenten Eero Jarvenpaa (14,18m) lediglich fünf Zentimeter zum Titel. Allerdings gibt es so oder so nichts am verdienten Erfolg des Skandinaviers zu deuteln, der die ausgeglichenere Serie hatte, darunter noch einen Wurf von 14,17m. Österreich war nur zweimal, dafür aber bestens vertreten, stellte in Johann Lindner (M 55) und Heimo Viertbauer (M 70) mit 18,93 respektive 16,37m jeweils die Titelträger. Felix Austria!
Küren wir, zumindest bei den Männern, wieder den „Touri des Tages“. Der hatte vermutlich keine sonderlich weite Anreise, kommt aus dem Gastgeberland Türkei und heißt Onal Hidayet (M 80). Mit 6,33m erreichte er gerade einmal 40,22 Prozent der indes sehr propperen Siegerleistung von 15,74m.
Gold durch Maryniak, Heiler und Herbst
Deutlich besser fiel die Bilanz gestern im Diskuswurf aus. Drei „Goldene“ gingen auf den vom großen DLV-Begleittross sorgsam gepflegten Medaillenspiegel. Helmut Maryniak mit 47,54m in der M45, Roland Heiler mit 40,79m in der M75 und Gerhard Herbst mit 13,95m in der M90. Dazu gesellte sich noch Silber durch Norbert Demmel (50,93 m) in der M50 und Jan Voigt (46,49 m) in der M60 sowie Bronze durch Sven Haumacher (39,43 m) in der M 35 . Die M60 war mit 16 Teilnehmern die von der Anzahl am stärksten besetzte Klasse überhaupt. Für den Endkampf waren 42,96m erforderlich, den der bislang sehr beständig um 45 Meter werfende Herbert Mussinghoff (42,42 m) und Walter Kühndel (41,00 m) weniger überraschend verpassten. Arild Busterud (48,32 m) wurde auch mit der Scheibe seiner Favoritenrolle gerecht. Ex aequo, also weitengleich, ging es vorne bei 40,92m in der M70 zu. Mit 39,46 zu 38,87m sprach der nächstbessere Versuch für Peter Hackenschmidt (Schweden) gegenüber Czeslaw Roszak (Polen).
Der „Touri“ bleibt abermals im Lande. Was der Türke Ahmet Ilter mit dem Wurfgewicht noch knapp verfehlte, holte er mit dem Diskus nach. Dafür mit neuer Minimal-Bestleistung. Seine 16,45 m in der M 75 entsprachen 40,20 vom Hundert der Siegerweite von 40,79 m. Das war Heiler, der mithin seinen Anteil an dem Negativ-Rekord hatte.
Mit diesem Link geht es zur Ergebnislisten nach Altersklassen und Disziplinen.
Favorit David Storl trotz Rückenbeschwerden souverän ins Finale
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Zürich/Krefeld, 12. August 2014) Alles wie gehabt bei den Bild-Regisseuren dieser Welt, wenn es um Fernseh-Übertragungen von der Leichtathletik geht: Lauf vor Sprung und Wurf. Völlig egal in welchem mehr oder weniger fortgeschrittenen Stadium sich die Wettbewerbe befinden. Soviel kann ich gar nicht essen, wie ich kotzen möchte. Als sich David Storl gerade zum ersten Durchgang der Qualifikation (20,10 m) im Kugelstoßen bereit machte, wenngleich für ihn nur eine Formsache, wurde pünktlich zur der langatmigen, rund zwei Minuten währenden Vorstellung von Bahn 1 bis 8 der Zehnkämpfer für den einleitenden 100-m-Lauf umgeschwenkt. Mit dem üblich dümmlichen Geschwafel von ZDF-Reporter Wolf-Dieter Poschmann (nannte zunächst 20,20 m als Quali-Weite; Storl habe wegen einer leichten Rückenverletzung auf Stützwurf umgestellt) wurde der Versuch des 24-jährigen Titelverteidigers als Konserve nachgeliefert. Der 24-jähriger Chemnitzer zog mit sehr kontrollierten 20,76 m aus dem Stütz, also ohne umzuspringen, als Primus der morgendlichen Pflichtübung in das Finale heute Abend (Beginn 19.34 Uhr) ein. Auch die übrigen, von uns in der Vorschau genannten Medaillenanwärter kamen weiter. Der Portugiese Fortes (20,03 m) und der extrem schwächelnde Russe Lesnoy (19,88 m) mussten allerdings die „Gnadenregelung“ der Auffüllung bis zur zwölfbesten Leistung in Anspruch nehmen. Nur sechs Schwerathleten übertrafen die geforderte Norm.
Eine Zitterpartie hatte Katharina Molitor (*1983) in der ersten Gruppe der Speerwurf-Ausscheidung. zu überstehen. Obwohl die 57,50 m nun wahrlich kein sehr hohes Anforderungsprofil für sie hätten darstellen dürfen, schaffte die - nett formuliert - temperamentarm wirkende Leverkusenerin sie erst im dritten Versuch mit 58,24 m mal gerade so. Ganz ohne Nachschlag kam auch ihre Klubkameradin Linda Stahl in Gruppe B nicht aus. Dabei hinterließ sie bei ihren im zweiten Durchgang erzielten 59,42 m nicht gerade den Eindruck, als sei hier die europäische Jahresbeste (67,32 m) unterwegs. Ausgerechnet Nesthäkchen Christin Hussong (*1994) bot mit der zweitbesten Weite von 61,13 m die stärkste Vorstellung des deutschen Terzetts. Eine faustdicke Überraschung war, dass Titelkandidatin Hanna Hatsko-Fedusova aus der Ukraine kläglich scheiterte. Angereist mit einer diesjährigen und zugleich absoluten Bestleistung von 67,29 m, musste die 23-jährige nach blamablen, für sie indiskutablen 53,81 m die Segel streichen.
Sehr enttäuschend der Besuch der Vormittagsveranstaltung in einer Leichtathletik-Hochburg wie Zürich. Allenfalls halb gefühlte Ränge bei den vielen weiteren Vorentscheidungen. Nicht zu vergessen, dass die „Könige der Athleten“ Hof hielten und ihre Zwei-Tage-Werk aufnahmen. Und da ist bekanntlich jede Disziplin ein Finale. Das hat zum Beispiel bei der WM 2009 in Berlin völlig anders ausgesehen, wo das vom Fassungsvermögen dreimal so große Olympiastadion schon bei den „Morning Sessions“ nahezu gefüllt war. Da war der Chronist, anders als jetzt, mittendrin und nicht nur dabei.
Alle Daten, Fakten und Zahlen beim kontinentalen Dachverband European Athletics (EA) unter diesem Link.
Andy Dittmar stieß beim Tanz auf zwei Hochzeiten diesmal 18,04 Meter
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Gotha/Krefeld, 17. Juli 2014) Es ist ein herausragendes sportliches Ereignis in Thüringen, das Gothaer Schloss-Meeting vor imposanter historischer Kulisse. Nunmehr erlebte dieses lupenreine Kugelstoß-Spektakel seine 17.Auflage. Und immer dabei Lokalmatador Andy Dittmar (*1974), der seit einigen Jahren in der Doppelrolle als Chef-Organisator fungiert. Trotz dieses Tanzes auf zwei Hochzeiten blieb der 1,98 Meter große und 137 Kilo schwere „Wonneproppen“ dem von Lampis angehefteten Etikett treu, es in der Tagesbestweite nicht unter 18 Meter zu können. Diesmal wurde es freilich mit den 18,04 m aus dem ersten Versuch für den Jung-Vierziger denkbar knapp. Damit schaute er sich das insgesamt siebenköpfige Feld von hinten an, derweil vorne gehörig die Post abging. Doppel-Weltmeister David Storl vom LAC Erdgas Chemnitz verbesserte den Meeting-Rekord seines Dauerrivalen Tomasz Majewski aus Polen um 22 Zentimeter auf 21,52 m und verwies zugleich den Doppel-Olympiasieger (20,31 m) deutlich in die Schranken. Die Online-Ausgabe der Thüringer Allgemeine widmete diesem in des Wortes wahrer Bedeutung eindimensionalen Sportfest, bei dem auch die Frauen mit „Kugelblitz“ Christina Schwanitz (19,69 m) an der Spitze aufschlugen, in Vor- und Nachschau einen großen Raum. Darunter eine Strecke von 61 Bildern. Das darf sich dann getrost Foto-Galerie nennen. Anders als der dünne Aufguss des DLV von der Senioren-DM in Erfurt. Traurig genug, dass eine Tageszeitung einem Fachorgan etwas vormachen muss. – Hier geht es zur leicht zu überschauenden Ergebnisliste.
Einweihung des Hammerwurfkäfigs von Blitz und Donner begleitet
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- Geschrieben von Albert Fichtner und Axel Hermanns
(Zuchering/Zülpich/Passau/Potsdam/Krefeld, 01. August 2014) Der Hammerwurfwettkampf anlässlich der Einweihung des neuen Zuche-Rings am 30. Juli 2014 begann, wie er endete: Mit einem Donnerschlag. Den ersten lieferte der 24-jährige Johannes Bichler von der LG Stadtwerke München durch eine Weite von 67,43 m und der zweite, untermalt mit Blitz und Platzregen, beendete die Veranstaltung vorzeitig. In der Zeit dazwischen boten Viktor Hansen (M 50) vom TV Dingolfing mit 50,64 m und Michael Kriener (M 35) von der LG ESV Augsburg / TSV Neusäß mit 50,03 m ein spannendes, altersklassenübergreifendes Duell. Kurz vor dem ersten Blitzeinschlag schleuderte Viktor Hansen das 11,34 Kilogramm schwere Wurfgewicht noch auf 16,48 m. Alle Ergebnisse sind unter diesem Link hinterlegt.
Nachdem in den vergangenen Wochen das für 5.000 Euro angeschaffte neue Schutzgitter in 150 Arbeitsstunden errichtet worden war, opferte Andreas Zenker, Lehrer am Montgelas-Gymnasium Vilsbiburg, seinen ersten Ferientag für die Vorbereitung und die bestens organisierte Durchführung der Veranstaltung, unterstützt von seinem Vater und Leiter der Leichtathletikabteilung des SV Zuchering, Wolfgang Zenker.
Erst das Zusammenwirken von Verein, Leichtathletik- und Rasenkraftsportabteilung, der Stadt Ingolstadt, privaten Sponsoren und des Bayerischen Rasenkraftsport- und Tauziehverbands (BRTV) ermöglichte den Kauf des Schutzgitters, wobei sich der BRTV den SV Zuchering damit auch als Ausrichter zukünftiger Meisterschaften gewogen machte.
Speerwerfer Robert Andorf (M 50, Saisonbestleistung 54,69 m) versagte sich den Griff zum Hammer und sorgte zusammen mit seiner charmanten russischen Gattin dafür, dass alle Teilnehmer die geleerten Energiedepots in Form von Gegrilltem und Getränken wieder auffüllen konnten.
Herbert Mussinghoff sehr konstant
Noch eine kleine Nachlese aus unserem Bereich, die logischerweise keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Bei einem Springer- und Werferabend in Zülpich bei Euskirchen unterstrich Diskuswurf-Spezialist Herbert Mussinghoff (*1949) vom Team Voreifel mit 45,92 m seine sehr konstante Form auf diesem Niveau. Die „Deutschen“ in Erfurt einmal ausgeklammert, bei denen es dennoch zum Titel in der M 65 reichte und alle die Seuche an den Fingern hatten. Peter Holthuijsen (*1961) vom SC Myhl wurde drei Altersetagen tiefer in der M 50 von den unaufmerksamen Feldkampfrichtern um eine bessere Weite gebracht, als jene 43,56 m, die in die Wertung eingingen. Am Wettkampf beteiligte Athleten haben den Abdruck gute und gerne zwei Meter weiter ausgemacht. Tröstlich, dass der 52-jährige Lampis-Gründervater nicht um eine Saisonbestleistung geprellt wurde. Ärgerlich bleibt es dennoch. „Nie mehr Zülpich“, lautet verständlicherweise seine Konsequenz. Es soll übrigens nicht die einzige Verfehlung des gemischten Doppels gewesen sein. Eine schlechtere Werbung gibt es nicht. Unsererseits werden wir Zülpich nicht mehr in den Veranstaltungskalender aufnehmen.
Nicht sehr hochklassig, jedoch ungemein spannend ging es im Speerwurf der M 65 zu. Die drei Erstplatzierten waren gerade einmal um 33 Zentimeter getrennt. Heinrich-Wilhelm Ott (*1948) vom Pulheimer SC hatte mit 41,72 m das bessere Ende für sich. Damit lag er lediglich um Streicholzlänge vor dem höher eingeschätzten Jürgen Dannenberg (*1949) vom ASG Elsdorf, der 41,67 m warf und nach drei Versuchen abbrach. Alle Resultate gibt es hier.
Maryniak hängte den Olympiasieger ab
Lokalmatador Helmut Maryniak (*1968) vom 1. FC Passau sorgte beim 3. Abendsportfest seines Klubs im Dreiflüssestadion mit 48,04 m als Sieger im Diskuswurf der Männer (!) für die herausragende Leistung aus Senioren- und Werfersicht. Der für die EM gemeldete Niederbayer erzielte damit zugleich eine Weite, die hier zu Lande seit Jahren nicht mehr in der M 45 erreicht wurde und rangierte sich in der „ewigen deutschen Bestenliste“ unter die „Top Ten“ ein. Immerhin noch vor dem Olympiasieger von 1984, Rolf Danneberg (*1953) von der LG Wedel/Pinneberg, der 1998 die 2-Kilo-Scheibe auf 47,37 m beförderte.
Gerne hätten wir auch vom Werferabend des SV Lok Potsdam berichtet, auf den wir im Fenster Veranstaltungen hingewiesen haben. Doch unter seiner Internet-Adresse www.lok-potsdam.de sind immer noch keine Ergebnisse veröffentlicht.
Tolles Comeback von Diskuswerfer Werner Hennig
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Potsdam/Mutterstadt/Krefeld, 17. Juli 2014) Es gab auch noch ein (Wettkampf-)Leben neben der Senioren-DM in Erfurt. Der SV Lok Potsdam veranstaltete vergangenen Freitag auf dem Sportgelände Glienicker Brücke einen Werferabend. Für das herausragende Resultat aus Seniorensicht sorgte dabei Diskuswerfer Werner Hennig (*1947) vom gastgebenden Verein, der nach fast zweijähriger Verletzungspause mit 45,12 m ein geradezu sensationelles Comeback in der M 65 feierte. Noch erwähnenswert in der gleichen Disziplin die 38,82 m seines Klubkameraden Siegfried Pradel (*1942) eine Altersetage höher.
Einen Werfertag für auf die DM bezogen „Daheimgebliebenen“ richtete vorigen Sonntag die TSG Mutterstadt auf der schmucken Anlage im dortigen Sportpark aus. Allerdings stellten die zwischenzeitlichen Regengüsse die unverdrossenen Teilnehmer/innen auf eine harte Probe. Gerhard Zachrau (*1949) glänzte in seiner Doppelrolle als Veranstaltungsleiter und Aktiver vor allem mit 46,37 m im Diskuswurf der M 65. Bei den „Mädels“ ragte Kristina Telge (*1970) vom TV Alzey heraus. Der Schützling von Trainer Lutz Caspers übte sich beim Doppel-Start (Frauen und W 40) mit der Kugel im Zielstoßen, erzielte in verschiedenen Wettbewerben 11,87 respektive 11,89 m.