Planungssicherheit ist das Zauberwort nicht nur, aber auch für Senioren

Kolumne am Mittwoch

Einen Augenblick mal bitte

(Krefeld, 15. März 2023)
Planungssicherheit! Das ist das Zauberwort nicht nur, aber vor allem für Senioren-Leichtathleten beiderlei Geschlechts. Die noch im Berufsleben in abhängiger Beschäftigung oder selbständiger Tätigkeit stehen, müssen schließlich ihren Urlaub nach dem Wettkampfkalender disponieren. Und jene im seligen (Un-)Ruhestand haben ihr Mehr an Freizeitgestaltung jedweder Art mit ihrem liebsten Hobby von Lauf, Sprung, Stoß oder Wurf in Einklang zu bringen. In aller weit überwiegenden Regel ist dabei ja auch ein Lebenspartner oder gar eine Familie mit ins Boot zu nehmen. Stand jetzt ist da bezogen auf unseren gestrigen Beitrag bei nationalen Titelkämpfen Anno Domini 2023 indes leider wieder einmal nicht viel zu managen: Die Stadion- und Team-DM, das war’s schon.

Stolzes DAMM-Jubiläum sollte ein guter Grund zur Teilnahme sein...

Wären wir zugleich beim Stichwort: Nämlich der guten alten Deutschen Altersklassen-Mannschaftsmeisterschaften (DAMM). Nicht mehr, indes auch nicht weniger als die Keimzelle der Seniorenbewegung der deutschen Leichtathletik. Sie feiert in diesem Jahr allen Widrigkeiten in Totengräber-Mentalität mit Kaputt-Reformierungsversuchen eines gewissen Frank O. „Napoleon“ Hamm (im Bild; glücklicherweise treibt er nicht mehr sein Unwesen beim DLV) ein stolzes Jubiläum. Meilenweit vor allem anderen, was da sonst noch im Angebot für die Ü30-Generation ist: Das bundesweite Finale in den fünf Männerklassen im Zehn-Jahre-Rhythmus (M30 – 70) und vier der Frauen (W30 – 60) erlebt am 26.August 2023 im Aggerstadion in Troisdorf bei Bonn die sage und schreibe 50. Auflage. Halleluja!

...und dem Abwärtstrend Einhalt zu gebieten

Das sollte für potenziell daran teilnehmende Vereine und Startgemeinschaften ein guter Grund mehr sein, sich in DAMM-Durchgängen oder –Landesmeisterschaften dafür zu qualifizieren sowie dem nicht zuletzt durch Corona zu beobachtenden Abwärtstrend Einhalt zu gebieten. Im Vorjahr waren es lediglich noch 53 Teams (siehe Fenster Ergebnisse) von ehedem bis zu rund 100 und knapp darüber. Noch im Jahr 2019 für das Finale in der „Weltstadt mit Herz“ München sind es zur Eröffnung des Oktoberfestes am 21.September in bis dahin 18 Qualifikationswettbewerben 95 Mannschaften gewesen (siehe Link).

Ein beglückendes Gemeinschaftserlebnis für lauter Individualisten

Noch sind nicht allen Messen anberaumt, und wir haben gerade mal Mitte März. Doch wehret den Anfängen: Denn nach jetzigem Kenntnisstand unseres DAMM-Experten Dieter Krumm (im Bild) sind es bislang erst sieben DAMM-Termine (siehe Fenster Veranstaltungen). Da LAMPIS bekanntlich ein großer Befürworter dieses beglückenden Gemeinschaftserlebnisses von lauter Individualisten ist und es stets mit umfassender, dazu sehr zeitnaher Berichterstattung begleitet hat, werden bei uns offene Türen eingerannt, entsprechende Ansetzungen zu publizieren und hernach darüber zu berichten.  
Also „Feuer frei“ und nix wie ran!

DLV ist das Salz in der Suppe für die Senioren ausgegangen

(Mönchengladbach/Troisdorf/Krefeld, 14. März 2023) „Für Senioren sind Wettkämpfe das Salz in der Suppe“, behauptet der Deutsche Leichtathletik-(„Verhinderungs-“)Verband schlankweg und staatstragend als Zwischenüberschrift in der von uns so geheißenen Senioren-Spielecke auf seinem offiziellen Mitteilungsorgan. Schade nur, dass er sich selber an dieses Credo nicht gebunden fühlt, es schlechterdings missachtet. Bislang (?) sind von den großen fünf nationalen Meisterschaften für die Ü30/35-Generation jeweils auf dem Hoheitsgebiet des LV Nordrhein (LVN) mit der Senioren-DM am 12./13.August in Mönchengladbach und der 50.Team-DM Senioren (ehedem DAMM) am 26.August in Troisdorf erst zwei Titelkämpfe 2023 fix terminiert. Ausgefallen ist bekanntlich zum dritten Mal in Serie die Hallen-DM mit Winterwurf, die ursprünglich am 04./05.März in dieser Reihenfolge in Erfurt, München und Düsseldorf angedacht war, die jedoch letztlich aus verschiedenen Gründen (teils mutwillig, Düsseldorf verhinderte der LVN) scheiterte.

Neben einem Ausfall sind zwei von fünf nationalen Titelkämpfen immer noch vakant

Vermutlich bis zum Sankt Nimmerleinstag offen sind hingegen die Mehrkampf-DM und jene im Wurf-Fünfkampf. Letztere wusste der DLV in eigener Herrlichkeit zu vereiteln, der sich – es kann nicht oft genug wiederholt werden – in § 2.3 seiner Satzung die Selbstverpflichtung auferlegt hat für alle (!) Klassen Deutsche Meisterschaften anzubieten. Der TV Elsenfeld in Unterfranken hatte sich im Verbund mit dem Bayerischen Leichtathletik-Verband (BLV) darum beworben, speziell dafür die Anlagen mit einem Kostenaufwand von 38.000 Euro saniert. Nunmehr findet dort am 21.Oktober dieser Vielseitigkeitswettbewerb für Werfer als bayerische Landesmeisterschaft statt, möglicherweise im Mai 2024 dann als DM. Wetten darauf sollten besser nicht abgeschlossen werden.
Unser kleines, bescheidenes Fenster Veranstaltungen haben wir heute aktualisiert. Aus nachvollziehbaren Gründen gilt vorneweg das da hinterlegte Vorwort.

Andy Dittmar nutzt den Start als Durchlauferhitzer für die Hallen-WM

(Chemnitz/Krefeld, 11. März 2023) Ultimativ letzte Ausfahrt Chemnitz hierzulande für die Ü30-Generation der Hallensaison 2022/23. Und das obendrein mit der Premiere des 1.Nationalen Seniorenmeetings heute ab 11 Uhr im dortigen Sportforum. Ausgeschrieben sind vier Laufstrecken bis 800 Meter, Weitsprung, Stabhochsprung und Kugelstoßen. Die Startgebühr beträgt proppere 15 Euro, Nachmeldungen das Doppelte. Ob es auch daran gelegen haben mag, dass lediglich übersichtliche 83 potenzielle Teilnehmer aus 57 Vereinen ihre Meldungen für 146 Starts abgegeben haben (siehe Link) oder die sächsische Stadt geografisch gesehen halt ziemlich weit vom Schuss ist? Aber darunter immerhin eine leuchtende Galionsfigur der Seniorenszene, der nicht allein deutsche Primus inter pares im Kugelstoßen der M45 Andy Dittmar (*05.07.1974) von BiG Gotha. Für den noch 48-Jährigen ein Formcheck und Durchlauferhitzer für die Hallen-Weltmeisterschaften der Ü35 vom 26.März bis 01.April 2023 im polnischen Torun.

Ein Rück-/Ausblick in die Historie und nähere Zukunft

Just am selben Schauplatz gewann „Big Andy“ 2019 aufgrund der wegen Corona 2021 ausgefallenen Titelkämpfe die Weltmeisterkrone der M40 mit 17,32m. Und satte vier Lenze später ist der Gigant aus Thüringen in seinem letzten Jahr mit dem 7,26 Kilogramm schweren sportlichen Arbeitsgerät bereits bei 17,40m angelangt. Das beschert ihm den 15.Platz in der aktuellen DLV-Bestenliste bei den Männern! Noch Fragen zu seiner Ausnahmestellung und dem extrem hohen Haltbarkeitsdatum bei den ewigen Talenten für die nächsthöhere Altersklasse?
Unternehmen wir deshalb einen kleinen Ausblick in die nähere Zukunft. Den deutschen Hallenrekord der M50 mit der 6-Kilo-Kugel von Tilmann Northoff (*1969) vom TuS Jöllenbeck mit 17,02m aus 2019 wird Dittmar bei seinem Handwerk buchstäblich im Handstreich mitnehmen. Der unter freiem Himmel ist allerdings selbst für ihn nicht von Pappe, und das wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kein Selbstläufer. Den hält der 2021 80-jährig verstorbene Klaus Liedtke (*1941) vom VfB Lünen, aufgestellt mit 18,45m (ehedem Weltrekord, seit 2014 18,63m) bei der WM 1991 im finnischen Turku.

Andy Dittmar steigerte die bereits formidable Saísonbestweite

(Chemnitz/Krefeld, 12. März 2023) Famos! Furios! Grandios! Setzten wir noch einen Superlativ in dem mit Worten geflochtenen Lorbeerkranz drauf: Der Mann ist schlichtweg ein Phänomen. Da kann es aus unserem originären Bereich von Stoß/Wurf aktuell nur einen in deutschen Landen geben: Kugelstoßer Andy Dittmar (*1974) von BiG Gotha. Der im 49ten Lebensjahr stehende Koloss aus Thüringen wertete gestern beim 1.Nationalen Seniorenmeeting im Sportforum  in Chemnitz seine bereits beachtliche saisonale Bestleistung unter dem Hallendach von 17,40m um 23 Zentimeter auf. Gleich im ersten Versuch landete das 7,26 Kilo schwere Gerät bei 17,63m auf der blauen Gymnastikmatte. Danach war verständlicherweise die Spannung ein wenig raus, blieb er anschließend bei zweimal „Asche“ mit 16,75, 17,00 und 17,18m etwas hinter seinen überragenden Möglichkeiten zurück. Doch das ist eh allein für die Statistik. Was zählt und vorneweg in die Ergebnisliste eingeht ist die erzielte Tagesbestweite. Und die liegt früh im Jahr bereits neun Zentimeter über dem absoluten „Hausrekord“ von 2022 mit 17,54m. Das sieht verdächtig danach aus, dass er sein stetes Ziel mit einer 18 vor dem Komma wieder realisieren kann (18,09m in 2021).  

Mit 17,63m nahezu fünf Meter vor der nationalen Konkurrenz

Auf die Altersklasse im letzten Jahr der Zugehörigkeit bezogen trennt Dittmar nahezu fünf Meter vom Zweitplatzierten der DLV-Hallenbestenliste, macht er praktisch alle 
Preise" kaputt. Dabei ist der ehemalige Semi-Professionell (Bestleistung 20,55m aus 2006) in leitender Stellung bei der AOK Thüringen als Ehemann und Vater von drei Kindern Feierabendsportler wie alle anderen Senioren. Allerdings insofern begnadet, als er 1,96m Körpergröße, austrainierte 140kg „Abtropfgewicht“, eine gute, althergebrachte Rückenstoßtechnik nach Parry O’Brien und einen reichen Fundus an Erfahrungen einer durchgängigen Karriere in die Waagschale legen kann. Wobei er mittlerweile auch Autodidakt, also – neben einigen Schützlingen – sein eigener Trainer ist.
Bei Interesse mehr über ihn von ehedem auf Wikipedia.

Bürokratiemonster DLV pumpt seinen Wasserkopf weiterhin munter auf

Kolumne

Moment mal

(Darmstadt/Krefeld, 10. März 2023)
Ein philosophischer Spruch nicht aus der Feder, aber dem Fundus von Wurf-Allrounder Klaus Kynast aus Hagen lautet: „Ich weiß nicht ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ (Georg Christoph Lichtenberg). Den Schuh können sich die Politik und so manche Institutionen anziehen. Der passt jedoch auch in der sportlichen Ausführung geradezu wie geschaffen für den Deutschen Leichtathletik-(„Verhinderungs“-)Verband. Das Bürokratiemonster mit seinen über 50 hauptamtlichen Kräften in der Geschäftsstelle in Darmstadt sowie 68 Bundes- und elf Stützpunkttrainern oder so ähnlich bekam weiteren Zuwachs zur Überfüllung des administrativen Wasserkopfes.
Irgendwo in dem undurchdringlichen oberen Hierarchiegeflecht mit dem allmächtigen, „ein Klima der Angst verbreitenden“ (O-Ton von Ex-Sportdirektor Jürgen Mallow) Vorstandsvorsitzenden Cheick-Idriss Gonschinska, dem Vorstand Sportentwicklung Ralf Buckwitz und der sich gerne mal verbal vergaloppierenden, Empathie-armen Chef-Bundestrainerin Annett Stein wurde ein neuer Sportdirektor mit garantiert sechsstelligem Jahressalär eingepflanzt. Es ist ja so leicht anderer Leute Geld auszugeben, im Zweifel das des Steuerzahlers. Der steht bekanntlich stets am Ende der Nahrungskette.

Geballte Fachkompetenz scheint nicht zum Anforderungsprofil zu gehören

Geballte Fachkompetenz scheint beim DLV weiterhin nicht zum Anforderungsprofil bei den Einstellungskriterien zu gehören. Speziell von der Leichtathletik hat jener Jörg Bügner so viel Ahnung wie die Kuh vom Sonntag. Aus seiner auf der Verbandsnetzseite veröffentlichten sportlichen Vita geht hervor, dass der 54-Jährige von der Deutschen Triathlon Union (DTU) kommt, davor als Teamtrainer des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) ausschließlich mit Wasser zu tun hatte und weitere leitende Tätigkeiten ausgeübt habe. Nun übernimmt er also „die sportlichen Geschicke des weltweit größten Leichtathletik-Verbandes“. Hier werden effekthaschend und angeberisch bei unterschiedlichen Strukturen in anderen Ländern mal eben Äpfel mit Birnen verglichen. Die von ihm missachteten Senioren abgezogen, bleibt vom DLV nur noch die Hälfte übrig. Und obendrein hieße „größten“ nicht zugleich „bedeutendsten“ Fachverband. Schon im hausinternen Verdrängungswettbewerb die desaströse WM 2022 in den USA vergessen?
Es darf gemutmaßt werden, dass jetzt ein weiterer (Pseudo-)Koch den Brei verderben darf. Doch lassen wir ihn erst mal machen. Zu verhindern ist es eh nicht.