Hanna Klein und Konstanze Klosterhalfen mit 3.000m-Doppelerfolg
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Istanbul/Krefeld, 04. März 2023) Immer schön ordentlich alle beeinflussenden und begünstigenden Parameter eingerechnet, die da wären Europa, längst daraus nicht alle Asse am Start und für DLV-Verhältnisse recht kleines Aufgebot, schlagen sich bislang die deutschen Frauen und Männer bei der Hallen-EM in Istanbul sehr achtbar. Jedenfalls sind zum Super-GAU bei der vorjährigen Stadion-WM in Eugene (USA) mit einer Art sportlichem Offenbarungseid deutlich mehr Erfolgserlebnisse als Totalausfälle zu notieren. Voran hauptsächlich der „Women-Power“ zu verdanken. Das gipfelte gar in einem Doppelerfolg übers 15 Runden lange Schaulaufen über 3.000 Meter. Freilich gehörten da Konstanze Klosterhalfen und Hanna Klein in dieser Gewichtung nach den Vorleistungen zum allerengsten Favoritenkreis auf Edelmetall. Aber die „Papierform“ ist das eine, derweil steht die Umsetzung in den Minuten der Wahrheit wieder auf einem anderen Blatt.
Doch das Duo erfüllte die Hoffnungen. Allerdings nicht im von vielen prognostizierten passieren der Ziellinie. Da hatte die spurtstärkere, von der Unterdistanz kommende Klein in bestzeitnahen 8:35,87 Minuten vor ihrer favorisierten Teamkameradin Klosterhalfen (8:36,50) das bessere Ende für sich. Ob geteilte Freude wirklich doppelte Freude ist, sei einmal dahingestellt. Das süß-saure Lächeln der „ersten Verliererin“ bei der Siegerehrung mag ein Hinweis darauf gewesen sein. Wobei sie betonte, dass sie sich bei eingeräumter leiser Enttäuschung „für Hanna freue“. Zumindest durfte sich „Koko“ bei der Nationalhymne mit angesprochen fühlen.
Sara Gambetta landete im fünften Versuch den silbernen Befreiungsschlag
Später legte Kugelstoßerin Sara Gambetta (im Bild) mit ihrem größten Erfolg auf internationaler Bühne Silber nach. Das Edelmetall wurde ihr bei bis auf die hoch überlegene Portugiesin Auriol Dongmo (19,76m) schwächelnden Konkurrenz auf dem Silbertablett serviert. Dazu bedurfte es allerdings des Befreiungsschlages von 18,83m im fünften Versuch. Die eher introvertierte, oftmals vielleicht zu tiefenentspannt wirkende 30-jährige Hallenserin quittierte es mit einem lauthalsen zweisprachigen Jubelschrei in Yes und Ja! Die schwedische Drehstoßerin Fanny Roos katapultierte sich im finalen sechsten Durchgang mit 18,42m von Platz acht (17,71m) noch auf den Bronzerang. So blieb die „Rote Laterne“ an der nachvollziehbar mit sich hadernden Julia Ritter mit 17,89m hängen.
Nach dem vorzeitigen Aus in den Vorentscheidungen von 400-m-Läufer Marvin Schlegel und Hochspringer Jonas Wagner rettete Dreispringer Max Heß als Final-Dritter mit 16,57m nicht gleich die Ehre, aber die vorläufige Bilanz der deutschen Männer-„Herrlichkeit“.
Ulf Timmermann behält beide Rekorde unter dem Hallendach
Beim Kugelstoßen der Männer, der überhaupt ersten finalen Entscheidung dieser viertägigen Titelkämpfe unter dem Hallendach, war „GER“, genauer „GDR“ wenigstens in der Kopfzeile der Ergebnisliste vertreten. Ulf Timmermann behält mit 22,55 respektive 22,19m weiterhin den Europa- und Meisterschaftsrekord. Letzterem kam jedoch der Italiener Zane Weir in einer hochklassigen Konkurrenz, in der gegenüber der enttäuschenden Qualifikation gehörig die Post abging, mit seinem neuen Landesrekord von 22,06m ziemlich nahe. Damit verbesserte er zugleich die europäische Jahresbestleistung, die bis dahin Bob Bertemes aus Luxemburg mit 21,93m gehalten hatte. Der murkste vier Versuche lang mehr schlecht als recht herum, ehe er im fünften Durchgang mit blanken 21 Metern Schadensbegrenzung betrieb. Gleichwohl war der fünfte Platz für das „Nervenbündel“, dem zum Auftakt der Magnesiumklotz aus der Hand fiel, durchaus als Erfolg zu werten. Denn für die weiteren Medaillen hinter Weir waren formidable 21,90 und 21,84m nötig. Gleich sechs „Fahrkarten“ produzierte Leonardo Fabbri, der mithin ohne Platzierung den Heimflug nach Bella Italia mit seinem siegestrunkenen Landsmann antreten musste. Mehr Kontrast geht nicht.
Alle Resultate unter diesem Link.