Resümee der IAAF-Oberen: Die Saat ist aufgegangen!
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- Geschrieben von Knut Reimann
Kolumne
Moment mal
(Krefeld/Peking, 01. September 2015) Resümee der Weltmeisterschaft von Peking aus Sicht der Oberen des internationalen Leichtathletik-Dachverbandes IAAF um den neuen Präsidenten Sebastian Coe: „Die Saat ist aufgegangen!“Welche Saat, bitte schön? Ja, die Saat, die in den Regionalen Entwicklungszentren (RDC) und Hochleistungszentren (HPC) der IAAF rund um die Welt gestreut wurde. Seit Jahr und Tag betreut die Dachorganisation zum Beispiel in Nairobi (Kenia) ein RDC und in Kingston (Jamaika) ein HPC. Just in diesen Tagen kann sie feststellen, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Denn mit Kenia und Jamaika präsentierten sich im Reich der Mitte die beiden besten Medaillensammler der ranghöchsten globalen Titelkämpfe.
Alles andere als ein Genuss ohne Reue
Friede, Freude, Eierkuchen und stundenlanges Schulterklopfen!? Wäre da nicht Hans-Joachim (Hajo) Seppelt, der mit seinem ARD-Team in Sachen Doping kräftig in die Suppe spuckte und einen Genuss ohne Reue verhinderte. Der (General-)Verdacht ist ein ständiger Wegbegleiter. Leider! Gerade in Kenia, dem Wunderland der Ausdauerläufer. Da, wo die Läufersaat schon beim ersten Regenguss sprießt und ein Ende nicht absehbar scheint.
Nun kommen bekanntermaßen bis zu maximal vier Athleten in einer (Lauf-)Disziplin zu einer WM. Das bedeutet, dass aus der schier endlosen Zahl der Wunder-Läufer der Großteil zu Hause bleiben muss. Doch ganz so traurig ist der überwiegende Teil dieser Wunderläufer gar nicht. Schließlich tingeln diese genetisch und geografisch bevorzugten Dauerrenner im Glanze der Erfolgssaat und des IAAF-RDC-Produktes auf Tournee durch Europa: bei Volks-, City- und Marathonläufen stellen sie ihre Wundergene zur Schau. Denn sie alle kommen ja aus der gleichen Hochbegabtenförderung des Ausdauerlaufs, haben dieselbe Ausbildung, haben dieselben Trainer und auch dieselbe medizinische Betreuung, wie Hajo Seppelt mit seiner versteckten Kamera dokumentieren konnte.
Bei der WM gibt es (Pseudo-) Dopingtests, Läufer aus Kenia sind „clean“, versteht sich. Doch gibt es Dopingtests bei Volks-, City- und Marathonläufen, wo es um Siegprämien sowie Antrittsgelder in nicht unerheblichem Maße geht? Man stelle sich vor, bei diesen Läufen würde getestet. Die Vermutung, dass sich die Siegereinläufe sehr schnell mit europäischen Farben vermischen würden, ist mehr als naheliegend. Und so mancher deutsche Läufer könnte (endlich) auch mal ein Preisgeld mit nach Hause nehmen, ein Preisgeld, das er nicht mit Managern und Medizinmännern (auch gern „Spritzenmänner“ genannt) teilen müsste.
Diese Form von Dopingtests wäre überlegens- und empfehlenswert. Denn wie immer im Sport beginnt alles an der Basis. Und bekanntermaßen bildet die breite Masse (auch im Veranstaltungswesen) diese Basis. Auch in der Leichtathletik.
Es geht zumindest um ein Stück Glaubwürdigkeit
Sebastian Coes erste Aktion könnte demzufolge sein, Dopingtests bei Cityläufen zu veranlassen. Der einstige Weltklasse-Mittelstreckler und damit die olympische Kernsportart (ist sie das überhaupt noch?) kämen zumindest in die Spur der Glaubwürdigkeit zurück. Das wäre doch schon mal ein Ansatz. Die Vision vom „sauberen Sport“ wird indes bis zum Jüngsten Gericht ein Wunschtraum bleiben. Bei den perfiden Methoden sind die Doper, mit allem was dahinter steckt, den Fahndern stets den berühmten Schritt voraus.
Das ist nun einmal die traurige Realität beim ungleichen Kampf gegen Windmühlenflügel. Eine niemals endende Herkules-Aufgabe. Und darauf dürfen getrost Wetten abgeschlossen werden.