Eine Stachelfschrift zur vom DLV beabsichtigten Laufmaut: DER BETTLER
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- Geschrieben von Clara T.
(Krefeld, 17. Juni 2015) Neulich abends joggte ich zum Supermarkt. Nach Erledigung meiner Einkäufe wollte ich den Einkaufswagen zurückbringen. Dabei traf ich auf einen Bettler. Der Bettler sprach mich an und bat um meinen Pfand-EURO. Der Bettler, ein älterer Mann, blickte traurig drein und so entschied ich mich, mit ihm zu reden.
Ich fragte den Bettler: „Warum ich, warum soll ich Dir meinen EURO schenken?“ Der Bettler antwortete: „Es ist nicht für mich, es ist für meinen Familienverbund, der auf das Geld angewiesen ist. Wir brauchen den Euro, um besser zu leben.“Ich entgegnete: „Ja, das verstehe ich; aber warum soll gerade ICH deinen Familienverbund finanzieren?“ Der Bettler darauf: „Weil Du von unserem Familienverbund profitierst. Wir haben schon vor einigen Jahren ein umfangreiches Regelwerk zum Laufen erstellt. Auch du bist hergelaufen, wie ich gesehen habe.“
Ich runzelte die Stirn und fragte den Bettler: „Willst Du damit sagen, dass ich das Laufen auf Grund eures Regelwerkes erlernt habe?“ Der Bettler schwieg! Ich überlegte und sprach: „Als ich Laufen lernte, konnte ich noch gar nicht lesen, schon gar nicht ein Regelwerk. Nach meiner Erinnerung hatten meine Eltern mir das Laufen beigebracht; und die hatten es von ihren Eltern erlernt, und die von ihren und so weiter. Ich bin mir sicher, dass keiner meiner Vorfahren jemals das Regelwerk zum Laufen gelesen hatte, um Laufen zu lernen.“ Es folgten einige Sekunden des Schweigens.
Schließlich fragte ich: „Bekommt euer Familienverbund denn keine Unterstützung vom Staat?“ Der Bettler antwortete: „Doch schon, aber das reicht nicht für ein schönes Leben. Wir brauchen mehr!“
Ich setzte nach: „Gibt es denn für euren Familienverbund keine Möglichkeit, etwas dazu zu verdienen?“ Der Bettler überlegte: „Sicher gäbe es da Möglichkeiten. Unser Familienverbund könnte sich mehr dafür einsetzen, um sich bietende Geschäftschancen wahrzunehmen; aber das kostet sehr viel Zeit, die ich nicht habe, da ich lediglich ehrenamtlich unserem Familienverbund vorstehe. Außerdem bedarf es hierzu eines gewissen unternehmerischen Geschicks und die, die das können kosten Geld.“
Ich überlegte kurz: „Gibt es denn keine anderen in eurem Familienverbund, die sich für dein Amt interessieren und die die erforderlichen Fähigkeiten mit sich bringen?“ Der Bettler reagierte leicht verärgert: „Das kann schon sein, aber solange ich denken kann, haben wir und auch meine Vorgänger das noch nie versucht. Warum sollen wir uns ändern?“
Nun war mir die Lösung klar: „Ich habe etwas Besseres als den EURO. Hier mein Rat: Sucht euch einen, der die erforderlichen Qualifikationen mit sich bringt, um den Familienverbund unternehmerisch zu führen. Da die Aufgabe sicher nicht einfach sein wird, muss er seine volle Arbeitskraft in die Aufgabe einbringen. Zwar müsste der Familienverbund hierfür zunächst etwas zahlen, aber wenn er erfolgreich ist, bringt er ein Vielfaches seines Gehaltes wieder in den Familienverbund ein, so dass alle im Familienverbund besser leben können,und du brauchst nicht mehr zu betteln.“
Ich, der Läufer, gab dem Bettler den EURO nicht, obwohl ich leicht auf diesen hätte verzichten können, und war mir ganz sicher, genau das Richtige getan zu haben im Interesse des Familienverbundes und des Sports!