Lothar Huchthausen gewann, scheiterte jedoch am Erwartungsdruck
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Torun/Krefeld, 24. März 2015) Es sah nach einem Selbstläufer aus, dass Jung-Achtziger Lothar Huchthausen (*12.03.1935) von der LG Altmark nicht nur überlegen den Titel bei der 10.Hallen-EM mit Winterwurf im polnischen Torun gewinnen würde, sondern en passant auch den Speerwurf-Weltrekord (39,06 m) in seiner „Schokoladendisziplin“ mitnimmt. Denn noch nicht Achtzigjährig, ein Anachronismus hausgemachter deutscher Prägung, hatte der Wurf-Allrounder bei der DM am 28. Februar 2015 in Erfurt den nationalen Rekord der M80 auf 41,06m gesteigert. Doch die Rechnung wurde ohne den Wirt und die Tagesform von Huchthausen gemacht, ging sie lediglich zur Hälfte auf. Der hurtige „Huchti“ gewann in dem Sechserfeld zwar überlegen mit einem Vorsprung von 10,12 Meter den Titel. Doch bei seinem Sieg mit 38,27m sprang gerade mal so ein neuer Europarekord heraus, den bislang sein Landsmann Heiner Will (*1929) mit 38,14m hielt, dem er schon den besseren deutschen Rekord von 39,94m abgenommen hatte. Dieses heillose Durcheinander beweist einmal mehr, dass es allerhöchste Zeit ist, dass der DLV diese völlig unsinnige nationale Regelung (Jahr der Vollendung), der internationalen (Tag der Vollendung) anpasst. Es ist doch völlig schizophren, dass nationale Rekorde, wie nicht nur dieses Beispiel lehrt, besser sind als Europa- und Weltrekorde.
Dazu gab es zum gestrigen Auftakt noch weitere Titel und Medaillen für deutsche Athleten/innen aus unserem Beritt mit Kugel, Speer und Hammer (siehe Online-Ergebnisliste). Es war freilich länderübergreifend nicht alles bei überwiegend schwacher internationaler Konkurrenz dermaßen glänzend wie das um den Hals gehängte Edelmetall. Wozu die Erfolgreichen, was die Gegner oder Opfer angeht, natürlich nichts können.
Neben den verschiedenartig zu filternden Resultaten bieten die polnischen Gastgeber erstmals in der Geschichte der kontinentalen Titelkämpfe einen „Livestream“ an. Ein feiner Service. Alle Achtung! Sei ein paar Etagen tiefer noch auf die Senioren-Spielecke der DLV-Netzseite hingewiesen. Der Fachmann für angewandte Ästhetik an Tastatur und Kamera mit dem selbst ernannten Spitznamen Flunker „erfreut“ die Teilnehmer vor Ort und die Daheimgebliebenen mit täglichen Wasserstandsmeldungen von der 205.000-Einwohner-Stadt an der Weichsel. Ob das als Versprechen oder Drohung zu werten ist, möge jede/r für sich selber herausfinden.