DLV-Präsident Clemens Prokop antwortete auf die Trikot-Frage

Kommentar

Unter uns gesagt

(Darmstadt/Krefeld, 18. Februar 2015)
Wer hätte das nicht selber schon erlebt, dass er von Vorurteilen fremdbestimmt ist. Der Mensch kann sich nicht mehr täuschen, als in seinen lieben Zeitgenossen. Positiv wie negativ. Da schließe ich mich selbstverständlich nicht aus. Insbesondere im konkreten Falle. Den DLV-Präsidenten Clemens Prokop (im Bild) habe ich abgehoben in seinem Wolkenkuckucksheim in Darmstadt gewähnt, so er denn gerade mal da ist, fernab von der Basis sowie Stimme und Stimmung seiner rund 850.000 „Untertanen“. Wie ich kleinlaut gestehen muss, habe ich mich da gründlich geirrt. Zumindest in der Debatte Sengida (= Senioren gegen die Internationalisierung der AK-Trikots). Bereits wenige Tage nach meinem per Post zugestellten Brief an ihn, den ich schlicht als langjähriges Mitglied des SC Bayer 05 Uerdingen sowie im Namen und Auftrage zahlreicher besorgter Sportkameraden geschrieben habe, hatte ich auf gleichem Wege Antwort von ihm. Das hat Stil und Klasse. Und das habe ich, Hand aufs Herz, nicht erwartet. Insgeheim hatte ich mich schon auf den Tag des gestellten Fristablaufes (20.Februar) für die Beantwortung der Fragen gefreut, um genau in die umgekehrte Richtung loszuwettern.
Nun werde ich den „Präses“ deshalb nicht gleich bis zum Jüngsten Gericht in mein breit aufliegendes Sportlerherz schließen. Dazu hat der 57-jähirge Jurist aus Regensburg gerade im Zusammenhang mit den Senioren allzu oft willfährig in die bereit stehenden Fettnäpfchen getreten. Doch das ist nicht der Moment, um in einem Rundumschlag nachzukarten. Bleiben wir bei der Sache, der brennenden Trikot-Frage bei internationalen Starts der "Oldies but Goldies". Substanziell Neues hat er schlussendlich nicht verlauten lassen. Vor allem hat er keine Stellung dazu bezogen, dass sich die „ewigen Talente“ vom DLV in einem Akt der kulturellen Selbstverleugnung nicht in ein Leibchen mit der Aufschrift GERMANY nötigen lassen wollen. Kann er wohl auch nicht. Denn dagegen dürfte das Diktat des US-amerikanischen Ausrüstungssponsors stehen, der sich den langfristigen Vertrag mit der „German Athletics Association“ jährlich ein paar Millionen Dollar oder Euro kosten lässt und den latent klammen nationalen Fachverband damit so gerade über Wasser hält.
Kurzum: Laut Prokop seien der European Masters Athletics (EMA) und World Masters Athletics (WMA) zwei gültige Wettkampftrikots aus den beiden letzten Kaufkollektionen gemeldet worden (siehe Abbildungen). Bei der Gemengelage kann allerdings von einem einheitlichen Mannschaftsauftreten nicht die Rede sein. Schon gar nicht bei bunter Leibchenmischung von Staffeln. Die Irritation, die durch das angeblich weithin bekanntere GERMANY, was ausgemachter Nonsens ist, vermieden werden soll(te), wird nur größer. Ein Teilnehmer aus den Tiefen von Moldawien wird sich darob vermutlich wundern, wieso ein Mix von zwei Nationen in einer gemeinsamen Staffelaufstellung antreten darf. Denn wer Deutschland nicht kennt, wird auch Germany nicht kennen.
So einfach ist/wäre das. Aber auch das darf füglich bezweifelt werden. Schließlich stellen die deutschen (und nicht germanischen) Teilnehmer/innen, vielleicht noch mit Ausnahme der Gastgeber, meist das stärkste und obendrein erfolgreichste Kontingent bei Senioren-Europa- und -Weltmeisterschaften. Das Abspielen der deutschen Nationalhymne in Dauerschleife muss den übrigen Athleten/innen irgendwann wie schrille Musik in den Ohren klingen.
Noch steht freilich die überfällige Antwort des vermeintlich volksnahen und selber noch aktiven EMA-Präsidenten Kurt „Kuddel“ Kaschke (Freudenstadt) aus, ob der kontinentale Dachverband tatsächlich Disqualifikationen ausspricht, wenn gegen die Regel 143 der IWR (einheitliche Trikots) verstoßen würde. Er, Kaschke, wird demnächst sicherlich von WMA-Präsident Stan Perkins (Brisbane/Australien) als nächst höherem Dienstherrn freundlich erinnert, Flagge zu dem Kuddelmuddel zu zeigen. Der wurde nämlich just heute Morgen australischer Zeit von Kaschkes Vorgänger und EVAA-Ehrenpräsident Dieter Massin (Ahlen) via E-Mail eingeschaltet.