Wolfgang Ritte erneut Deutscher Senioren-Leichtathlet des Jahres
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Darmstadt, Moers, Krefeld-Uerdingen, 14. Februar 2015) Rollen wir symbolisch den Roten Teppich für Wolfgang Ritte (*1953) aus, das „ewige“ Multitalent mit der besonderen Leidenschaft für den Stabhochsprung. Der für den Traditionsklub SC Bayer 05 Uerdingen startende 61-Jährige aus Moers am linken Niederrhein wurde zum Deutschen Senioren-Leichtathleten des Jahres 2014 gewählt. Anders als es die ärmliche Überschrift „Die Würfel sind gefallen“ gestern in der „Oldiethek“ auf der Verbandsnetzseite verheißt, handelte es sich in seinem Falle mitnichten um ein Glücksspiel. Wenngleich ich als sein langjähriger Klubkamerad, der ihn seit 1975 kennt und als Sportler wie Menschen schätzt, voreingenommen sein mag, ging bei objektiver Betrachtung der Summe seiner herausragenden Leistungen (nicht nur) in 2014 einfach kein Weg an ihm vorbei. Er ist/war trotz unbestritten exzellenter Mitbewerber schlicht der kompletteste deutsche Senioren-Leichtathlet und darüber hinaus im Vorjahr. Was könnte das eindrucksvoller unterstreichen, als dass er neben den ständigen Verbesserungen in seiner eigenen, technisch außerordentlich anspruchsvollen „Schokoladendisziplin“ (inzwischen sind es klassenübergreifend 40 Weltrekorde, Halle und Stadion addiert) am 01.Juni 2014 in Stendal mit 8.123 Punkten auch die globale Bestmarke im Zehnkampf der M60 an sich riss?!
Ein Stabhochsprungspezialist als „König der Athleten“
Die Punktzahl drückt es bereits aus, dass er sich nahezu keine Schwäche leistete. Vom Marathon der „Könige der Athleten“, dem 1.500-Meter-Lauf im Jogging-Tempo von 7:06,64 Minuten, einmal abgesehen. Und das war noch der Tatsache geschuldet, dass er aufgrund seines Hämatokritwertes (Anteil der weißen und roten Blutkörperchen) bei Ausdauerleistungen bereits sehr frühzeitig in eine Sauerstoffschuld gerät. Geradezu verblüffend seine Leistungen im Kugelstoßen und Diskuswerfen. Der 1,89 Meter große und etwa 80 Kilo leichte Hänfling stieß mit ein bisschen Training beim Uerdinger Wurftrainer Helmut Penert 12,76m (damit wäre er Nordrheinmeister 2014 geworden) und warf die 1-Kilo-Scheibe 38,74m weit. Das unterstreicht eindrucksvoll ohne viele Worte sein außergewöhnliches Bewegungsgefühl und natürlich seine immer noch vorhandene enorme Schnellkraft.
Außergewöhnliche Erfolgsbilanz der Vielseitigkeit
Seine imposante Erfolgsbilanz im Vorjahr: Hallen-Weltmeister in Budapest mit dem Stab, „Vize“ im Weitsprung mit deutschem Rekord von 5,76m, Freiluft-Europameister in Izmir mit dem Stab und über 100 m Hürden, Deutscher Hallenmeister mit dem Stab und im Weitsprung, Deutscher Freiluftmeister über 100 m Hürden sowie im Stabhoch- und Weitsprung, vier Hallen-Weltrekorde im Stabhochsprung bis hin zu 4,13 m (2015 über 4,15 auf 4,16m gesteigert) und zwei deutsche Hallenrekorde im Weitsprung mit zunächst 5,61m. Vielseitiger und mit der Klasse ist vermutlich nicht nur bundesweit kein Senioren-Leichtathlet. Und er ist schließlich in der siebten Altersklasse kein Jungspund mehr, kann jedoch speziell mit dem Stab mit vielen jüngeren Spezialisten locker mithalten.
Kommen wir zurück zur Wahl. Es nicht ohne eine gewisse Pikanterie, dass sich Ritte vor dem „World best Master of the Year 2014“ Guido Müller (M75) vom TSV Vaterstetten durchsetzte. Das konnte der Bajuware allerdings auch „nur“ deshalb werden, da er vom DLV bei der Nominierung zum Senioren-Weltverband WMA Ritte vorgezogen worden ist. Nun wissen wir, dass es zwar keine falsche, aber auch nicht die richtige Entscheidung war, dies so zu handhaben. Ritte wurde bereits 2013 geflissentlich und schändlich vom eigenen Dachverband aufgrund persönlicher Animositäten gegen ihn „übersehen, der sich gar deshalb zur Kaschierung den Luxus leistete, überhaupt niemanden zu benennen. Ein an Dumm- und Borniertheit nicht zu überbietender Skandal.
Trotz fehlender Bodenhaftung auf dem Boden geblieben
Ob seiner bei allen Triumphen erhalten gebliebenen und nicht zur Schau getragenen Bescheidenheit würde er das niemals so öffentlich zum Ausdruck bringen. Übernehmen wir also diesen Part: Diese ideelle Auszeichnung, die ihm zum zweiten Male nach 2007 zuteil wurde, dürfte eine große Genugtuung und eine Art der Wiedergutmachung, so das überhaupt möglich ist, für den untadeligen Sportsmann bedeuten, der nach 2008 höchstwahrscheinlich auch 2014 Welt-Senioren-Leichtathlet des Jahres hätte werden können. Noch ein O-Ton von ihm, der das gerade Beschriebene unterstreicht: „Über die Wahl der Experten-Jury freue ich mich sehr. Denn mit Guido Müller, Herbert E. Müller, Wolfgang Knabe, Andy Dittmar, um nur einige zu nennen, gab es herausragende Athleten. Auch vor diesem Hintergrund fühle ich mich sehr geehrt.“
Die offizielle Kürung wird er dann mit seinem weiblichen Pendant Silke Schmidt (W55) aus Mettmann anlässlich der Deutschen Senioren-Hallen- und Winterwurfmeisterschaften am 28.Februar 2015 gegen 13.45 Uhr in der Erfurter Steigerwald-Arena erfahren.