Irrtum als Anlass zu ein bisschen deutscher Diskuswurf-Historie
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Melsungen/Krefeld, 14. Mai 2023) Mitunter wird vor lauter Bäumen der Wald übersehen. Oder irren ist männlich. Was allerdings in einer von Statistik überfrachteten Sportart wie der Leichtathletik mit all den Disziplinen und Altersklassen auch nicht ganz so einfach ist stets und überall richtig zu liegen. Also Kommando auf „Zuruf“ teilweise zurück. So habe ich in der Geburtstags-Laudatio für Diskuswurf-Spezialist Ralf Mordhorst zu dessen fabelhaften Serie 31 Jahre lang über 50 Meter geworfen zu haben – immerhin mit ein bisschen Konjunktiv – geschrieben: Das dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einzigartig sein.
Alwin J. Wagner übertraf in 20 Jahrgängen die 60-Meter-Marke
Denkste: Das war respektive ist es nicht. Alwin J.Wagner (*1950; im Bild aus 1984) aus dem Luftkurort Melsungen in Nordhessen war als eine Art Spätzünder, der seine absolute Bestleistung mit 67,80m als 37-Jähriger erzielte, ebenfalls ein Dauerbrenner der Zunft, legt sogar noch ein Jahr drauf. Der Olympiasechste von 1984 in Los Angeles warf von 1970 (50,28m) bis ins zweite Jahr der M50 in 2001 (51,25m), also 32, durchgängig weiter als 50 Meter.
Doch es kommt noch besser. Dazwischen von 1973 (60,14m) bis 1992 (61,94m) übertraf er in 20 Jahrgängen gar die 60-Meter-Marke, 1990 in der M40 noch mit 65,80m. Das war ein Jahrzehnt lang deutscher Altersklassen-Rekord, bis der von 74,08m-Weltrekordler Jürgen Schult (*1960) aus Schwerin am 27.Mai 2000 bei den Halleschen Werfertagen um einen Zentimeter übertroffen worden ist und immer noch Bestand hat.
Prominente Namen zieren die AK-Rekorde
Da wir gerade schon bei den AK-Bestmarken mit der 2-Kilo-Schreibe sind: Die haben, wie könnte es auch anders sein, höchst prominente, sich gerade in dieser Disziplin sehr lange auf hohem Niveau haltende Protagonisten von einstiger Weltklasse inne. Den in der M30 mit 71,50m der „Herr der Ringe“, Olympiasieger und fünfmalige Weltmeister Lars Riedel (*1967) vom LAC Chemnitz, aufgestellt am 03.Mai 1997 in Wiesbaden; in der M35 Wolfgang Schmidt (*1954) von der LG VfB/Kickers Stuttgart mit 70,92m am 09.September 1989 auf der „Segelwiese“ in Norden (Ostfriesland) erzielt und der M45 von Klaus Liedtke (*1941,†2021) von SuS Schalke mit 57,38m, geworfen am 02. Juli 1994 als bereits 53-Jährigem (!) im Aachener Waldstadion. Soweit zur Ehre, wem Ehre gebührt.
Nicht vergessen: Heute ist der Ehrentag für alle Mütter
Gründlicher Themenwechsel, aber hinsichtlich der Ehre doch nicht weit weg. Nicht den heutigen Muttertag vergessen! Der wird 1914 von den USA ausgehend alle Jahre wieder in der westlichen Welt am zweiten Sonntag im Wonnemonat Mai zu Ehren der Mütter und Mutterschaft begangen. Freilich sollte es damit nicht sein Bewenden haben, sondern zur geübten, gepflegten Tagesordnung gehören. Dazu sollte nicht erst das vierte Gebot der Bibel zitiert werden müssen. Aber leider eben doch keine Selbstverständlichkeit. Sonst müsste es solcher besonderen Ge-/Nachdenktage nicht bedürfen.