Neue alte Punktewertung bei der DAMM ist absolut ungerecht
- Details
- Geschrieben von Axel Hermanns und Dieter Krumm
Kolumne
Moment mal
(Darmstadt/Monte Carlo/Krefeld, 09. Mai 2023) So viel Werbung in eigener Sache muss sein: LAMPIS-Leser wissen nicht nur mehr, sondern es vor allem eher! Ergo dürfen wir als bekannt voraussetzen, dass es zum diesjährigen Auftakt der guten alten Deutschen Altersklassen-Mannschaftsmeisterschaft (DAMM) am 01.Mai 2023 im württembergischen Essingen Probleme mit der Punkteauswertung gegeben hat, nach Abschluss der Wettbewerbe keine Ermittlung erfolgen konnte und ein tagelanger Schwebezustand herrschte.
Heimlich still und leise von hinten durch die kalte Küche wurde vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) die nationale Punktewertung ohne Altersklassenfaktoren wieder aus der Mottenkiste geholt. Darauf wurde jedoch erst in der gegenüber dem Original nachgebesserten Ausschreibung vom 04.Mai 2023 für das bundesweite Finale der DAMM am 26.August 2023 in Troisdorf hingewiesen. Ein sträfliches Versäumnis und ganz „nebenbei“ der falsche Weg einer für Veranstalter elementar wichtigen Verlautbarung.
WMA führte ab 01.Januar 2023 eine nivellierte Punktewertung ein
Die überarbeiteten Altersklassenfaktoren (Age factors) durch den Senioren-Weltverband World Masters Athletics (WMA) mit Sitz in Monte Carlo im Fürstentum Monaco beinhalten indes keine 3.000m und 4x100-Staffel, da diese beiden Disziplinen international nicht im Rahmen einer Punktewertung angeboten werden. Obendrein gibt es dort keinen Punkterechner, mit dem der Wert über die Altersklasse, Disziplin und Leistung einfach abzulesen wäre und nicht mühselig selber ermittelt werden muss. Vorausgesetzt, die Formel ist bekannt.
Eine gewisse Unwucht am krassen Beispiel Hammerwurf machte es erforderlich
Die genannte nationale Punktewertung ist bereits vor 2011 eingesetzt worden. Wegen einer wirklich krassen Ungerechtigkeit im Vergleich der ausgeübten Disziplinen, gerade im Wurfbereich, wurde erstmals im Jahr 2012 das auch international für alle Mehrkämpfe gültige „Model Results 2010“ nach Statistik-Guru Bernd Rehpenning aus Garbsen mit entsprechenden Altersklassenfaktoren angewendet.
Nunmehr war das Punktesystem viel gerechter als bis dahin, entwickelte jedoch infolge der Verbesserungen von Weltrekorden bei Männern und Frauen als auch bei den „Masters“ mit der Zeit in manchen Disziplinen eine gewisse Unwucht. Nur ein Beispiel: Der Hammerwurf-Weltrekord der W70 von Eva Nohl vom TSV Langenzenn mit 39,24m ergab mit 1.500 mehr Punkte als der Weltrekord der Polin Anita Wlodarczyk von 82,98m (1.432). Die Polin selber erhielt für ihren W35-Weltrekord von 78,48m 1.744 Punkte und mithin 342 mehr als für jene absolute Bestweite in der Frauenklasse. Auch sonst wurden Hammer- und Gewichtwurf in den Altersklassen überproportional hoch, sprich: überbewertet.
Sprint, Lauf und Sprung haben bei neuer alter Wertung das Nachsehen
Mit der jetzt wieder eingesetzten nationalen Punktewertung haben Teams mit guten Werfern (Kugel/Diskus) einen enormen Vorteil gegenüber den Sprint-, Lauf- und Sprungdisziplinen. Bei direkten Vergleichen neu und alt von den Wettbewerben zuletzt in Edenkoben und Viersen müssten in Sprint (46 Prozent), Weitsprung (39), 3.000 m (38) und Kugel (20) zum Teil utopische Leistungen erzielt werden. Ausnahme Diskuswurf: Da sind es lediglich vier Prozent. Aber eben für andere nicht machbar: Für tatsächlich erzielte 39,06m, keine überragende, aber gute Weite in der M60, sind es neu 606, alt 630 Punkte. Dafür wären jedoch über 100m 11,85 Sekunden, im Weitsprung 6,14m und über 3.000m 9:35 Minuten erforderlich. Das liegt in etwa auf oder über Weltrekord-Niveau bei der M60. Noch Fragen?
Beibehaltung des bisherigen Modus' wäre die bessere Lösung gewesen
Ja, unsererseits noch diese: Warum wurde für die DAMM (in den Mehrkämpfen wegen der internationalen Vergleichbarkeit nicht möglich) der bisherige Modus nicht beibehalten oder zumindest nach den nivellierten „Age factors“ der WMA berechnet, die schließlich seit 01.Januar 2023 in Kraft und den nationalen Verbänden frühzeitig mitgeteilt worden sind? Denn ursprünglich war das bereits für 2022 geplant. Klar, das wäre mit viel Arbeit verbunden gewesen. Und wer hätte die bei den vielen „Häuptlingen“ und wenigen „Indianern“ beim DLV leisten sollen? Das ist jetzt rein rhetorisch zu verstehen.
Was durch den Rückfall in vergangene Zeiten bleibt, ist eine Wettbewerbsverzerrung je nach Gewichtung innerhalb einer Mannschaft. Dazu noch ein gleichwohl bezeichnendes Kuriosum bei den Offenen NRW-Teammeisterschaften Sonntag in Viersen. Nachzulesen ist dies im letzten Absatz des gestern Abend um 20 Uhr ins Fenster Ergebnisse online gestellten Beitrages zu DAMM-Wettbewerben.