Eva Nohl warf mit veritablem Ausreißer nationalen Rekord in der W75

(Moosach/Lübeck/Krefeld, 22. April 2023) Mitunter fällt selbst im Euro-Zeitalter der Groschen noch pfennigweise. Soll heißen, dass mangels entsprechender offizieller Nachrichtendienste in der Senioren-Leichtathletik sich nicht alle in der Provinz erzielten berichtenswerten Leistungen wie ein Lauffeuer verbreiten, der Zufallsgenerator mithelfen muss oder uns ein Mensch gewordener gut informierter Kiebitz etwas zwitschert. Kurzum: Für ein Online-Medium laufen wir der Musik ein wenig hinterher, wollen es freilich nicht deshalb elegant unter den Redaktionstisch kehren.
Wurf-Allrounderin Eva Nohl (*?.11.1948) vom TSV Langenzenn in Mittelfranken stellte als noch eine Weile 74-Jährige in Oberbayern bei der Moosacher Wurfserie in ihrer Paradedisziplin Hammerwurf mit einem veritablen Ausreißer nach oben von 41,53m (Nächstbester 38,75m) nach Lesart des DLV einen neuen deutschen Rekord mit dem ab dieser Klasse lediglich noch 2 Kilogramm schweren Gerät der W75 auf.

Bisherige Bestmarke von Gudrun Mellmann um 2,40m überboten

Die bisherige nationale Bestmarke hielt seit September 2016 Gudrun Mellmann (*1941) vom SV Lurup Hamburg mit 38,13m. Obwohl der Vergleich hinkt, mithin eigentlich müßig ist, sei er als nette Spielerei dennoch angestellt: Den vom Alter her lupenreinen Weltrekord besitzt die Britin Evaun Williams seit 2013 mit 39,64m. Nohl übrigens immer noch den in der W70 mit dem „Dreier“ von 39,24m, aufgestellt am 03.Oktober 2019 in Effeltrich.
Bei der Hallen- und Winterwurf-WM 2023 im polnischen Torun gewann die gebürtige Tschechin den Titel in der W70 mit 32,36. Was jetzt indes nicht heißt, dass ein Kilo weniger ein Plus von knapp über neun Metern ausmacht. Jeder Wettkampf läuft bei zudem unterschiedlicher Tagesform anders, und ein schlichter Werfertag auf der platten Wiese ist nun mal – eine Binsenweisheit – keine Senioren-WM.

Zwei weitere Altersklassen-Vorgreifer mit Topweiten im Diskuswurf

Ein herausragendes Resultat aus Moosach haben wir noch. Wurf-Gigant Norbert Demmel (*10.05.1963) vom TSV Unterhaching scheint nach seiner Bizeps- und Supraspinatussehnen-Verletzung (wir berichteten) den von ihm selber so benannten
Hosentaschenwurf" perfektioniert zu haben. Den ab der M60 gebräuchlichen 1-Kilo-Diskus warf der alsbald 60-Jährige auf formidable 55,63m. Eine Weite, die meiner bloßen Erinnerung nach seit Jahren kein deutscher Werfer mehr erzielt hat. Bestweite im Vorjahr 48,14m von Olaf Többen (*1962) vom TSV Bayer Dormagen. Immerhin mit einer absoluten Bestleistung von 65,50m (18.09.1988 in Norden) ausgestattet. Allerdings wirft Olli" nur noch aus purem Spaß an der Freud', nicht vergleichbar mit dem Aufwand, den Semi-Profi Demmel betreibt. Alle Ergebnisse aus Moosach.
Da wir schon beim Nachkarten sind: Zwei Altersetagen tiefer und fast auf den Tag genau zehn Jahre jünger gab ein weiterer Diskuswerfer von Weltklasseformat in Lauerstellung auf die neue, wahre Altersklasse eine Kostprobe mit dem leichteren Gerät (hier 1,5 statt 2 kg). Ralf Mordhorst (*11.05.1973) vom LAC Lübeck ließ die kleinere und leichtere Scheibe bei einem Werfertag seines Klubs bei 54,98m landen. Die wird er garantiert als „echter Fuffziger“ nicht allein wegen des frühen Saisontermins garantiert noch übertreffen. Denn aufgrund seines WM-Starts in Polen, wo er überlegen mit 48,71m den Titel in der M45 gewann, hat er bislang fast ausschließlich mit dem 2-Kilo-Diskus trainiert. Da bedarf es schon noch der Eingewöhnung und des Feinschliffes.
Schaun mer mal, dann sehn wir es.