Qua vadis? Wohin gehst du deutsche Senioren-Leichtathletik?

Kolumne am Mittwoch

Einen Augenblick mal bitte

(Darmstadt/Troisdorf/Krefeld, 19. April 2023)
 Quo vadis? Wohin gehst du, einstmals blühende deutsche Senioren-Leichtathletik? Wo sind sie bloß alle geblieben, die ehedem wettkampfaffinen ewigen Talente für die nächsthöhere Altersklasse mit der Lizenz (Norm), sich an Deutschen Meisterschaften der Ü35-Generation (DAMM ab 30 Jahre) zu beteiligen. Die Corona-Pandemie mit der vom DLV hausgemachten Absage so mancher nationaler Titelkämpfe allein bei den Senioren hat einen großen Kahlschlag hinterlassen.
Ja, klar: Die Mitgliederzahlen dieses „Verhinderungsverbandes“ aus Darmstadt mit seinen angeblichen Leuchtturmprojekten von selbst ernannter weltweiter Strahlkraft sind seit 2006 (899.520) im steten Sinkflug. Stand 31.Dezember 2022 waren es laut der Plattform „Statista“ noch 766.424. Der DLV selber legt schamhaft keine aktuelle Statistik vor, gibt auf der Basis von 2021 derweil 768.487 an. Das indes macht den Kohl nicht wesentlich fettärmer, ist mit den regelmäßigen Ausfällen von nationalen Titelkämpfen nicht der bereits erwähnte Hauptgrund der allgemeinen Talfahrt der ab 30-Jährigen, die bei allen Meisterschaften der nominell 20 Landes-/Regionalverbände in den 16 Bundesländern ran dürfen.
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Eklatante Rückgänge bei den Langstaffeln und der DAMM

Und sie geht selbst da munter weiter, wo wieder bundesweite Meisterschaften angeboten werden. Bei der DM Langstaffeln mit Senioren-Beteiligung am 29.April 2023 im badischen Bietigheim-Bissingen sind es insgesamt 49 Staffeln ab M/W 35 (siehe Meldeliste). Zuletzt 2019 in der Arena schöne Aussicht" von Zella-Mehlis (Thüringen) waren es derer noch 74. Das ist ein eklatanter, schwindsüchtiger Schwund von 25 oder einem Drittel. Alles andere als schöne Aussichten.
Eine noch größere Sonnenfinsternis droht bei der guten alten Deutschen Altersklassen-Mannschafts-Meisterschaft (DAMM), neumodisch Team-DM Senioren genannt. Die fiel in vorgeschobener grenzenloser Fürsorge trotz Bewerbern mit verlangter „belastbarer Absichtserklärung“ in 2020 und 2021 ohne jede Not mit dem Deckmantel der Pandemie aus. Die vorläufige Auswirkung dieses traurigen Liedes: Für das Finale im September 2022 in Lage/Westfalen bewarben sich nur noch insgesamt 53 Vereine und Startgemeinschaften (siehe Rangliste). Davor 2019 in der „Weltstadt mit Herz“ München waren es bei 15 DAMM-Durchgängen und Landesfinals noch 95 Teams (siehe Link), von denen 47 von maximal 54 möglichen am 47. Endkampf auf Bundesebene im schmucken Dantestadion an den Start gegangen sind.

Keimzelle der Senioren-Bewegung droht vor stolzem Jubiläum der Grabgesang

Anno 2023 steht am 26.Augst in Troisdorf bei Bonn bei dieser Keimzelle der Senioren-Bewegung in der Leichtathletik (Ursprung 1972 in München) bei der 49. DAMM-Endrunde kurz vor dem stolzen Jubiläum ein Begräbnis 1.Klasse zu befürchten. Nach den Absagen der für den Wonnemonat Mai geplanten Team-Meisterschaften in Baden-Württemberg und im Saarland sind nach jetzigem Kenntnisstand noch sechs Qualifikationsdurchgänge verblieben. Nicht schwer auszurechnen, dass sich damit im Aggerstadion keine Endkampffelder füllen ließen, wenn es nicht mit Alleingängen in den per Saldo neun Klassen im Zehn-Jahres-Takt von M30 bis 70 und W30 bis 60 zur Farce ausarten soll.
Noch ist es nicht zu spät: Wehret den Anfängen, sägt euch nicht den Ast ab, auf dem ihr selber sitzt und liefert den „Totengräbern“ des DLV keine weiteren, zudem stichhaltigen Argumente an die Pfuscherhände, die Senioren auf bundesweiter Meisterschaftsebene gänzlich abzuschaffen.