Neustädter Kugel-Cup gehört nun zur Bel Etage der Spezialmeetings
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Erfurt/Neustädt/Darmstadt/Krefeld, 11. April 2023) „Aufstieg in die erste Liga“, titelte die in der Landeshauptstadt Erfurt herausgegebene „Thüringer Allgemeine Zeitung“ in ihrem Lokalsportteil. Gemeint ist jedoch nicht der allmächtige, alles andere förmlich von der Medienpräsenz erdrückende „König Fußball“. Diesmal geht es um die von den (un-)verantwortlich handelnden Personen des Dachverbandes in Darmstadt zur Randsportart runtergewirtschafteten Leichtathletik. Ein Dorf mit nur 247 Einwohnern im Wartburgkreis an und teilweise sogar direkt auf der thüringisch-hessischen Landesgrenze hat es mit lediglich einer Disziplin tatsächlich in jene Bel Etage der Sportfeste geschafft. Dermaßen geadelt wird der von Initiator und Chef-Organisator Heiko Wendorf zunächst als Jedermann-Wettbewerb aus der Taufe gehobene Neustädter Kugel-Cup, der selbst der Corona-Pandemie trotzte und ohne Unterbrechung am 04.Juni 2023 bereits seine siebte Auflage feiert.
"Größtes Dorfsportfest der Welt" hat Volksfestcharakter
Und das darf getrost wörtlich genommen werden. Denn das „Größte Dorfsportfest der Welt“ dieser sehr kleinen Gemeinde ist ein Riesenspektakel mit Volksfestcharakter von allerlei Drumherum mit einer kleinen Zeltstadt, Catering vom Feinsten (natürlich mit Thüringer Rostbratwurst vom Holzkohlengrill), Musikbeschallung und Moderation der Wettbewerbe durch den schlagfertigen, humorvollen Animateur von Protagonisten wie Publikum („Liebe Leute, das ist hier eine Sportveranstaltung und keine Beerdigung“) Hardy Gnewuch (im Bild). Der umtriebige 65-Jährige mit schneidiger Meckifrisur ist seines Zeichens Sportlicher Leiter des Olympiastützpunktes Sachsen-Anhalt in Halle an der Saale und neuerdings auch Präsident des über 4.000 Mitglieder starken Mehrspartenvereins SV Halle, dem auch Weltklasse-Kugelstoßerin Sara Gambetta angehört. Aber eben auch eine ausgesprochene Zierde seines mit großer Profession und Leidenschaft ausgeübten Nebenschauplatzes, weit mehr als bloß ein Ansager am Mikrofon. Das weiß ich hautnah in Doppelfunktion aus oftmaliger eigener Erfahrung als Kugelstoßer und Berichterstatter.
Nunmehr Bestandteil beim "Deutschen Wurf-Cup 2023"
Doch zurück zur neuerlichen Aufwertung dieser Veranstaltung, die sich schon seit 2021 als Normen-, Qualifikations- und Sichtungswettkampf der verschiedenen Kugelstoß-Bundeskader einen Namen machen durfte und seit dem Vorjahr im Verbund mit dem ASV Erfurt durchgeführt wird. Für die kommende Freiluftsaison nahm der Leitende (oder doch eher Leidende?) Bundestrainer Wurf, Sven Lang, dieses Meeting in den „Deutschen Wurf-Cup 2023“ auf. Dazu gehören neben Neustädt noch 13 Klassiker der Szene, darunter die weithin bekannten und ge-/berühmten Halleschen Werfertage an Pfingsten am 21./22.Mai. Gewertet werden bei Männern, Frauen und männliche/weibliche U20 die jeweils vier punktbesten Wettbewerbe (1. Platz sechs Punkte absteigend bis Rang sechs einen Zähler) in der Palette der Spezialisten von Kugel, Diskus, Speer und Hammer. Ausgelobt sind für die drei Erstplatzierten bei Männern/Frauen von 1.000, 750 und 500 Euro, in den U-Klassen m/w 400, 200 und 100 Euro. Ein ordentliches, erstrebenswertes Zubrot für die nicht auf Rosen gebettete Zunft von Stoß und Wurf. Des Weiteren gibt es hochwertige Wettkampfgeräte für die Sieger und Sachpreise für die Platzierten. Überörtlicher Veranstalter ist das Leichtathletik-Wurfteam e.V.; Einladungen erfolgen von den jeweiligen Ausrichtern der Wettkämpfe, die zur Refinanzierung der „Fleischtöpfe“ einen bestimmten, gestaffelten Obolus über die schon erkleckliche DLV-Veranstaltungsgebühr von 155 Euro hinaus zu entrichten haben und sich ihrerseits Sponsoren vergewissern müssen.
Mit Ulf Timmermann, Udo Beyer und Ilona Longo hochkarätige Zaungäste
Da muss einem bei Wendorf (im Bild) nicht bange sein, der sich als Vermarkter aufs Klinkenputzen versteht. Und er kann weit im Vorfeld hochkarätige Prominenz und damit „Zugpferde“ mit den früheren Kugelstoß-Assen Ulf Timmermann, Udo Beyer und Ilona Longo (geb. Slupaniek) am Rande des Geschehens als Zaungäste vom Fach präsentieren. Gemessen an ihren Bestleistungen in derselben Reihenfolge von 23,06 (erster Kugelstoßer weltweit über 23 Meter, immer noch Europarekord), 22,64 und 22,45m werden daran die aktuellen deutschen Akteure bei den Erwachsenen nicht einmal annähernd heranreichen. Ebenfalls im Boot ist das MDR-Fernsehen mit einem Internet-Livestream für interessierte Sehleute daheim am Smart-TV, PC oder Notebook. Ehrensache, dass der im fünften Jahre amtierende, äußerst engagierte DLV-Seniorensprecher, Wirtschaftsjurist und leidenschaftliche, spätberufene Kugelstoßer aus Neustädt ein großes Sportlerherz für seine Spezies hat. Einen Tag davor, am Samstag, schlägt die Ü30-Generation beiderlei Geschlechts auf. Womöglich vorneweg mit Weltklasse-Senior Andy Dittmar (*1974) aus dem nahen Gotha und sicherlich Stammbesucher Ralf Mordhorst (*1973) vom LAC Lübeck, gerade erst hinter Dittmar Vize-Weltmeister bei der Hallen-/Winterwurf-WM in Torun und überlegener Titelträger im Diskuswurf der M45 geworden.