Hallen-/Winterwurf-WM: Rekorde und Medaillen das Maß aller Dinge?

Kolumne am Mittwoch

Einen Augenblick mal bitte

(Torun/Darmstadt/Krefeld, 05. April 2023)
Für geschlagene sieben Tage mit dem eher ungewöhnlichen Zyklus von Sonntag bis Samstag war das polnische Torun vom 26.März bis 01.April der Nabel der Leichtathletik-Welt der Senioren ab 35 Jahre bis oben offen. Die 9.Hallen-WM mit Winterwurf generierte in einem bunten Mix der Kontraste gemeldete 4.137 Spitzenathleten und Sporttouristen aus 88 Nationen. Der polnische Masters-Verband erwies sich ein weiteres Mal als absolut kompetenter, formvollendeter Gastgeber. Er vollbrachte sogar das schier Unglaubliche, innerhalb von nur zehn Monaten nach der Absage von Edmonton (Kanada) diese monumentale Veranstaltung aus dem Boden zu stampfen. Mehr noch: Dieses Ereignis in jeglicher Hinsicht ganz nahe der Perfektion über die sportliche Bühne zu bringen. Ohne jetzt grundsätzlich und der von LAMPIS bekannt ablehnenden Haltung dem Götzen Medaillenspiegel zu huldigen: Es sei den Hausherren als indes auch klar meldestärkstes Land von Herzen gegönnt, dass sie als Sahnehäubchen obendrauf in der Endabrechnung aufgrund der mehr gewonnenen Goldmedaillen in dieser zweifelhaften, da nicht vergleichbaren Wertung den Spitzenplatz für sich in Anspruch nehmen können.

Ein ausgesprochen dürres, banales Abschluss-Kommuniqué der WMA

Zumindest der globale Dach- und Fachverband World Masters Athletics (WMA) wusste dies neben der „fantastischen Organisation“ in einem ausschweifenden, mit einer Fülle von Resultaten (dafür wurden Ergebnislisten erfunden) über Rekorde und Mehrfachgewinner angereicherten Abschluss-Kommuniqué zu würdigen. Doch kritisch hinterfragt: Sind Rekorde und Medaillen das ausschließliche Maß aller Dinge? Denn: Gerade diese WM hatte einen besonderen Stellenwert. Nach der weltweiten Pandemie und den massiven Unruhen durch den Ukraine-Krieg war es das erste Mal, dass sich Athleten in dieser Vielzahl wieder trafen, froh und glücklich waren, einander zu begegnen und nicht zuletzt sich wiederzusehen. Bei allem Rekord- und Ergebnisdenken missrät dieser soziale Aspekt in einer Replik beinahe in Dauerschleife zu kurz. Doch genau dieser Aspekt ist wichtiger denn je, bevor gerade die Senioren in eine Isolation verfallen und/oder aus Altersgründen ausgegrenzt werden. Und dabei ist die Leichtathletik mit ihrer Vielfalt an Disziplinen plus des breiten Spektrums an Altersklassen die Sportart schlichtweg, die ein Höchstmaß an Völkerverständigung und Völkerverbindung zu bieten hat. Kein anderer Bereich in der Gesellschaft kann diese Attribute weltweit für sich beanspruchen.

DLV-Betreuerstab: Blinder Aktionismus statt Nähe zu den Schutzbefohlenen

Doch in Torun überließen die Vertreter der WMA mit der deutschen Frontfrau Margit Jungmann aus Rehlingen an der Spitze die Athleten sich selbst. Die Delegation des Deutsche Leichtathletik-Verbandes (DLV) war derweil – wie immer – sich selbst die/der Nächste. Das Dutzend an Betreuern als sündhaft teure KdF-Maßnahme (= Kosten der Firma) verfiel in blinden Aktionismus (das mit dem Toilettenpapier hatten wir schon erwähnt; siehe Link), statt die Nähe zu seinen Schutzbefohlenen zu suchen. Und das vor dem Hintergrund, dass sich die Gäste aus
„Made in Germany" in der Geburtsstadt eines ganz, ganz großen Deutschen befanden: Nikolaus Kopernikus (*1.473, †1.543), der mit dem Denken aufräumte, dass sich alles um die Erde drehe. So wie in der Darmstädter Kommandozentrale der Irrglaube vorherrscht, dass sich in der deutschen Leichtathletik alles um dieses (Ohn-)Machtzentrum zu drehen hat und die Athleten das willfährig als „(Be-)Zahlvieh" zur Kenntnis zu nehmen haben.

Peinlich: Für die Gastgeber war kein Dank und Glückwunsch übrig

So verwundert es nicht weiter, dass dieser Leuchtturm-Verband mit weltweiter Strahlkraft von eigenen Gnaden mit seinen Hobby-Schreiberlingen (nominelle Ausnahme ZDF-Sportredakteurin Bettina Schardt) vor Ort des Geschehens mit dem Abschlussbericht in der Senioren-Spielecke (gestern dort eingestellt) seiner Verbandsnetzseite für ein schnelllebiges Online-Medium weit hinterherhoppelt. Ganz zu schweigen von einem Wort des Dankes an die Gastgeber und erst recht einem Glückwunsch als erfolgreichste Nation, das dem offiziellen Mitteilungsorgan einer Dachorganisation gut zu Gesicht gestanden hätte. Blamabel, hochnotpeinlich, stil- und würdelos! Aber andererseits irgendwie durchaus zu erwarten bei diesen gedankenlosen, schwachmatischen Amateurfunkern der Ätherwelle und teilweise hauptamtlichen Personen dahinter.