Schimpf und Schande über dieses Abziehbild eines Verbandes
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kommentar und Realsatire
Nebenbei bemerkt
(Erding/Darmstadt/Krefeld, 19. September 2022) Ein ungeschriebenes Pressegesetz besagt: Namen sind Nachrichten. Keine/r ist dermaßen uneitel und unprätentiös, dass sie/er ihn im positiven Zusammenhang nicht gerne lesen würde. Hinzu kommt der Effekt der Multiplikation, den entsprechenden Beitrag wie einen Wanderpokal weiterzureichen. Für die Medienmacher allerdings ein zweischneidiges Schwert, Vorschauen zu irgendwelchen Ereignissen mit schillernden Namen der Szene aufzumachen. Da kann bisweilen in so mancherlei Hinsicht der berühmt-berüchtigte Griff ins Klo bei herauskommen. Einen solchen SUPER-Gau haben wir zu vermelden: Weltklasse-Allrounder Norbert Demmel (*1963) vom TSV Unterhaching trat aus uns nicht bekannten Gründen bei seinem „Quasi-Heimspiel“ der Deutschen Senioren-Meisterschaften in Erding gestern um 13:30 Uhr als Jahresbester mit 48,28m und klarer Favorit im Diskuswurf der M55 nicht an. Und so machten aus einem Sextett Thomas Schroers (45,41m) vom VfL Repelen, Robert Ingenbleek (42,92m) von der LG Eder und Jens Kaden (42,74m) vom Köthener SV unverhofft „Edemetall“ unter sich aus (alle Resultate).
Für die Ü35-Generation ist das billigste vom Billigen gerade gut genug
Ansonsten könn(t)en wir unseren gestrigen Artikel getrost als Blaupause hernehmen. Allerdings nicht, ohne ein Resümee zu ziehen. Bei aller Empathie und Sympathie darüber, dass „Möglichmacher“ Jochen Schweitzer diese Titelkämpfe für die Ü35-Generation eben überhaupt erst buchstäblich möglich machte, war längst nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in der oberbayrischen Weißbier-Stadt. Einmal mehr erwiesen sich die billigen, blechernen Medaillen im Masseneinkauf unter einem Euro das Stück als Stein des Anstoßes und großer Aufreger (Meldegebühr pro Disziplin 21 Euro). Diesmal in noch weiter abgespeckter Form. Auf der Vorderseite der Aufkleber mit dem Logo des DLV und dem dämlichen anglizistischen Spruch „#TRUEATHLETES“. Die Kehrseite der Medaille – blank. Kein Hinweis auf eine DM mit Ort und Datum.
Das ist lieb- und respektlos den Senioren*innen gegenüber, für die das billigste vom Billigen gerade gut genug ist. Regelrecht zum Fremdschämen für diesen alten Bekannten aus Darmstadt. Ein Aufschrei der Empörung wäre durch die Republik gegangen, wenn die Männer/Frauen bei der DM in Berlin derartig abgespeist worden wären. Aber mit den „ewigen Talenten“, dem Zahlvieh der Leichtathletik-Nation, wird es ungerührt, ohne mit der Wimper zu zucken gemacht. Übrigens zur Krönung des Ganzen fanden die Siegerehrungen unbemerkt hinter der Tribüne statt! Schimpf und Schande über diese – erkenne sie, die Ironie – Gott begnadete, vom Himmel gefallene Dachorganisation!!!
Was bewegt Senioren-Leichtathleten dazu, trotz DLV Sport zu treiben?!
Sie autorisierte das LMU Klinikum für Psychiatrie und Psychotherapie (!) der Universität München zu einer selbstverständlich freiwilligen Online-Umfrage unter den nominell 837 Startwilligen, was sie bewegt, im stetig fortschreitenden Alter noch Leistungssport zu betreiben. Mein bescheidener Vorschlag zu Erweiterung des Fragenkatalogs: Was bringt Senioren-Leichtathleten trotz DLV dazu, Sport zu treiben?! Eingedenk all dessen muss man(n)/frau schon ein bisschen bekloppt sein, sich das anzutun. Jedenfalls beim nationalen Saisonhöhepunkt die Sportschuhe zu schnüren sowie dafür viel Geld in die Hand zu nehmen und auszugeben.
Neuwahl zu Seniorensprechern wurde schlechterdings verpennt
Und zu unguter Letzt noch eines der vielen Versäumnisse, Unzulänglichkeiten und Ungereimtheiten dieses Abziehbildes, dieser Karikatur eines Verbandes. Die beiden DLV-Seniorensprecher mit Heiko Wendorf vom ASV Erfurt und seinem weiblichen Pendant, der kaum in Erscheinung tretenden „Quotenfrau“ Lidia Zentner von Gazelle Pforzheim, hätten nach Ablauf ihrer Wahlperiode eigentlich zur Disposition gestanden. Obwohl sonst beim DLV die Prämisse gilt „Hoch lebe die Vorlage“, und mag sie noch so falsch sein, wie manche DM-Norm über dem jeweiligen Weltrekord, wurde das schlechterdings verpennt.
Legen wir also wieder in Dauerschleife die Platte auf: Mit einer Abspaltung nix wie raus aus diesem „Saustall eines Käfigs voller Narren“.