LOC und WMA legten den Masters weltweit ein faules Ei ins Osternest

Kommentar

Nebenbei bemerkt

(Edmonton/Toronto/Krefeld, 19. April 2022) Ausgerechnet an Gründonnerstag legte der Senioren-Weltverband World Masters Athletics (WMA) mit Sitz in Monte Carlo im Fürstentum Monaco seinen Schutzbefohlenen aus aller Herren Länder ein faules Osterei ins Nest: Edmonton in Kanada wird 2023 die Hallen-Weltmeisterschaften der Ü35-Generation nicht ausrichten (siehe Link)! Peng, das sitzt! Irgendwie scheint auf die Masters-Leichtathletik bezogen ein Fluch über diesem zweitgrößten Flächenland der Erde zu liegen. Die Stadion-WM 2021 in Toronto fiel aus nachvollziehbaren Gründen seinerzeit Corona zum Opfer, wird vom 29.Juni bis 10.Juli 2022 im finnischen Tampere „nachgeholt“. Natürlich handelt es sich nicht um einen Willkürakt, einen Schnellschuss des Lokalen Organisationskomitee (LOC) in Edmonton. Die Macher haben (wohl noch rechtzeitig) die Reißleine gezogen, sind die Beweggründe für den Rückzug aus ihrer Sicht verständlich. Nun sucht die WMA mit Frontfrau Margit Jungmann (im Bild) auf der Zielgeraden ihrer Amtszeit (dem Vernehmen nach kandidiert sie nicht mehr als Präsidentin) händeringend nach einem Ersatz.

Nun muss alsbald Ersatz für Edmonton her

Womöglich wird der gefunden. Doch das sollte den Blick nicht für das tieferliegende Problem verstellen. Denn neben den nachvollziehbaren Hemmnissen wie die immer noch grassierende Corona-Pandemie oder der tobende, von Putin-Land angezettelte Krieg in der Ukraine sollte der Hinweis auf (fehlende) „Sponsoren" stutzig machen. Dass in der heutigen Zeit, wo die Wirtschaft alles andere als Blütezustände verzeichnet, die Geberhände zurückhaltend und zögerlich reagieren, ist die logische Konsequenz. Dazu kommt ein Umstand, den die Masters erst recht nicht zu verantworten haben: Die zunehmend schwindende Attraktivität der Leichtathletik, die mit diesem Dilemma immer noch nicht bei der obersten Dachorganisation World Athletics (WA; zuvor IAAF) im Fürstentum an der
Côte d’Azur angekommen zu sein scheint.
Von der WA können die Masters wenig bis gar keine Hilfe erwarten. Sie sind dort genauso ein Klotz am Bein wie in Deutschland beim DLV, wo die Absagequote von Senioren-Meisterschaften einen vorläufigen Höchststand erreicht hat. Ende offen.

Hoffnungsträger für die Senioren-Bewegung ist Sergej Bubka

Wäre da nicht beim Weltverband ein Umstand eingetreten, der als Chance zu sehen ist. Und die trägt den Namen des früheren Weltklasse-Stabhochspringers Sergej Bubka aus der Ukraine, seines Zeichens Vize-Präsident der World Athletics. Bubka ist seit Mitte letzten Jahres zudem Präsident der International Masters Games Association (IMGA). Der mit allen Weihen gesegnete 58-jährige Fachmann zieht nun die Fäden eines Verbandes, der professionell geleitet wird, der modern und effektiv denkend eine Bewegung vorantreibt, von der die Leichtathletik-Masters nur träumen können, im Selbstdarstellungsgehabe und persönlichen Eitelkeiten („bestens“ demonstriert in Europa) zu ersticken drohen. Der damalige WMA-Präsident Torsten Carlius aus Schweden hatte zu Beginn des zweiten Jahrtausends die pfiffige Idee der „Vereinigung" von IMGA und WMA, scheiterte aber an (finanziellen) Egoismen der Präsidiumsmitglieder.

Abspaltung der deutschen Senioren vom DLV ist dringend geboten

Finanzielle Nöte wie die WMA oder European Masters Athletics (EMA) hat die IMGA nicht, muss auch nicht von Meisterschaft zu Meisterschaft nach neuen Strohhalmen suchen, um überleben zu können. Edmonton ist das Alarmsignal aufzurütteln, sonst geht die Zukunft der Welt-Masters-Bewegung mit nicht mehr zu stoppenden Vehemenz den Bach herunter und zieht folglich die Europäer mit sich.
Und in Deutschland könnte ein Wandel bei WMA/EMA Vorbild sein, nach britischem Muster über einen eigenständigen Senioren-Verband nicht nur nachzudenken, sondern ihn auch endlich in die Tat umzusetzen. Bloß: Wer setzt die Maschinerie beim langen Marsch durch die Instanzen in Gang? Wo sind die Visionäre mit Profil und von Format?