Orginalfahne des Olympischen Dorfes von 1972 als Zeitzeugnis gestiftet

(München/Dannenberg, Krefeld, 25. März 2022) Ja, lang, lang ist es her, jähren sich die XX. Olympischen Sommerspiele von 1972 in München zum 50.Jubiläum, zu dem die bayerische Landeshauptstadt etliche Feierlichkeiten plant (siehe Link). Eine teils ausgesprochen unglückliche Fügung, der Tod von Ferdinand „Fred“ Schladen (*24.05.1939) am 29.März 2021, und die damit verbundene Erblassung an seinen langjährigen Freund und Sportkame-raden Wolfgang Knüll (*1946) ermöglichen es, dass die Originalfahne des Olympischen Dorfes zumindest an den Ort der Handlung zurückkehren kann. Dazu schrieb Knüll per E-Mail den nachfolgenden Brief an das Kulturreferat der Stadt:
  
Hallo und guten Tag,

vor 50 Jahren hatte ich die Freude im Olympischen Dorf zu wohnen und im neugebauten Olympiastadion zu starten. Allerdings nicht bei Olympia selbst, sondern bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, die zwei Monate vor den Spielen stattfanden, als eine Art Generalprobe über fünf Tage. Schon während dieser Tage war in der Stadt jene Stimmung, mit den bunten, weichen Pastellfarben überall, für die München 1972 auch heute noch steht, ungeachtet der Wahnsinnstat der Palästinenser.
Mein im letzten Jahr verstorbener Freund Ferdinand Schladen hatte vor den Spielen bei einem Vergleichskampf gegen asiatische Sportler mit 20,40 m im Kugelstoßen nicht nur eine Weltklasseleistung erbracht, sondern auch einen Rekord für die Bundesrepublik Deutschland aufgestellt. Dazu muss man wissen, dass der Mann im Gegensatz zu allen Kollegen der Sparte nie gedopt hat. Bei internen Tests waren die anderen positiv, er immer negativ. Das kam erst in 1990er Jahren heraus.
Da er sein eigenes Training ohne den DLV- Bundestrainer machte, nominierte der Verband ihn nicht für Olympia 1972. Angesichts der offensichtlichen Ungerechtigkeit luden NOK-Präsident Willi Daume und Sporthilfe-Chef Josef Neckermann Ferdinand Schladen persönlich als Ehrengast ein. Am Ende der Olympischen Spiele übergab der Bürgermeister des Olympischen Dorfes, Walter Tröger, die Fahne des Dorfes an Ferdinand Schladen. Als er im letzten Jahr verstarb, vermachte er mir aus seinem Nachlass die Fahne.
Es würde mich freuen, wenn Sie einen Platz finden, wo der immerhin sechs Meter lange Großwimpel in olympia-pastellgrün aufgehängt werden könnte. Für eine Schublade wäre er zu schade. Was meinen Sie? 

Mit freundlichem Gruß                                                                                    29451 Dannenberg, 24.März 2022
gez. Dr. med. Wolfgang Knüll

Zeitnah bekam er von der Referatssekretärin Antwort, die sich für das Engagement und Angebot bedankte, den Brief zuständigkeitshalber an das Münchner Stadtmuseum weitergeleitet habe.