Ein Schildbürgerstreich der ganz besonderen Art

Glosse

Neben der Spur

Von Gastautor Torsten Lange

(Plettenberg/Bonn/Krefeld, 11. April 2014) „Störe meine Kreise nicht" oder „No-go-Areas" für Hammerwerfer, Steinstoßer und Gewichtwerfer? Im schönen sauerländischen Städtchen Plettenberg gibt es eine Leichtathletik-Gemeinschaft (LG), die mit Herscheid kooperierend unter einem ehemaligen Spitzenvertreter des Hammerwurfs, nennen wir ihn der Einfachheit halber kurz H.R., ein beschauliches Nischendasein führt. Inzwischen spaltete sich dort eine kleine Rasenkraftsport-Abteilung ab, die seit kurzer Zeit unter dem Namen TV Grünenthal firmiert. Bei deren Wettkämpfen soll man sich laut Ausschreibung einige Tage vorher anmelden und zuvor nachfragen, ob das Ereignis tatsächlich stattfindet.
So weit so gut! Nun passierte es in den letzten Jahren (nicht nur mir) hin und wieder, dass bei telefonischer Anmeldung bes
agter H.R. sich als ein Gastgeber entpuppte, der die erstaunliche Fähigkeit besitzt, dem Anrufer wortreich zu vermitteln, er solle sich das Ganze doch noch mal überlegen. Einmal sei das Wetter immer wieder mal recht wackelig, oder es könne auch sein, dass zu wenig Kampfrichter anwesend wären, die vor einer Übermacht an Teilnehmern kapitulieren müssten. Nun reicht ein kurzer Blick in die Ergebnislisten der gleichen letzten Jahre, dass sowohl das Wetter immer stimmig war als auch die Teilnehmer/innen sich um die Anzahl von etwa zwei bis sieben Personen bewegten.
Letzten Sonntag, bei strahlendem Sonnenschein, nahm ich mir vor, die erwartbaren telefonischen Widerstände auszupendeln, tapfer zu sein und den Antritt ohne Anmeldung zu wagen, auch in der Gewissheit, eine übliche Nachmeldegebühr berappen zu müssen. Was geschah? H.R. sah mich auf dem Parkplatz aussteigen, seine Miene verdüsterte sich und er verschwand grußlos durch das Tor zum Sportplatz. Ich unterhielt mich dort noch mit einem Herrn in Zivil und zwei freundlichen Damen, welche die Verköstigung vorbereiteten und war gerade dabei, den inzwischen nun heran nahenden H.R. zu begrüßen, als dieser mich direkt anblaffte, ich solle mich beim nächsten Mal doch gefälligst vorher anmelden.
Von solcher Freundlichkeit und sportlicher Haltung überwältigt, trat ich den Rückzug an, fuhr ins heimatliche Bonn zurück und beschloss, künftig um Plettenberg, den TV Grünenthal und H.R. einen Bogen zu machen. Keinen weiten, denn im nicht sehr fernen Altena ist man immer willkommen. Auch unangemeldet und bei etwaigem schlechtem Wetter.
Mein Vorschlag an H.R. Werferveranstaltungen aller Art nur nach persönlicher Einladung. Dies gewährleistet, dass man unter sich bleibt. Das erspart die Mühe einer Ausschreibung und die Peinlichkeit, sich mit unglaubwürdigen Argumenten auswärtige Teilnehmer vom Hals halten zu müssen. Was allerdings den Nachteil hätte, dass gute Leistungen keinen Eingang in die offizielle Statistik fänden. Vielleicht steckt dahinter gar der Sinn des ganz präventiven Mobbings: Ausschreiben, um den Formalitäten zu genügen, wenn es aber Ernst wird weghalten und abtauchen!

Anmerkung der Redaktion: Da die gewählte Formulierung H.R. mehr als Stilmittel zu verstehen ist, Insider ohnehin wissen, um wen es sich handelt, spielen wir nicht länger Blinde Kuh, nennen Ross und Reiter: Gemeint ist Hans Röcken. Dass er VIP-Mitglied bei Lampis ist, schützt ihn selbstverständlich nicht vor berechtigter Kritik oder Häme. Unter den Tisch gekehrt wird anderswo.