Stärkste Fraktion im DLV ist den Machern sowas von schnurzpiepegal
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- Geschrieben von Gastautor Knut Reimann
Kolumne
Das Wort am Sonntag
(Darmstadt/Krefeld, 05. September 2021; 19 Uhr) Seit der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mit einem eigenen Internetauftritt präsent ist, hat dort auch der Seniorensport ein Fenster. Von LAMPIS der nicht vorhandenen Bedeutung angemessen Spielecke genannt (letzte Bewegung am 02.Juli 2021!). Ebenfalls seit genau dieser Zeit von vor mehr als 20 Jahren ist die Startseite der Senioren unverändert und stellt sich vor mit – unter anderem – „Fit und gesund. – Der Seniorensport boomt“. Unverändert über zwei Jahrzehnte, in Stein gemeißelt, in Blei gegossen. Das bedeutet naturgemäß, dass der DLV seit dem unverdrossen an diesen Boom glaubt, davon träumt und den Lesern suggeriert. Dazu kommt wenig später im Text eine Zeile (fett gedruckt, um die Aussage deutlicher zu machen): „Für Senioren sind Wettkämpfe „das Salz in der Suppe‘“. Ach was?!
Corona als willkommene Ausrede für Absagen am Fließband
Die Ironie kann nicht bitterer sein und belegt eindeutig, dass diese nationale Dachorganisation der blanken Realität völlig entrückt ist. In den beiden zurückliegenden, durch Corona arg gebeutelten Jahren, haben die handelnden hauptamtlichen Personen des DLV ihr wahres Gesicht gezeigt. Hatten schon in jüngerer Zeit vorgenommene Verschlimmbesserungen (bestes Beispiel Team-DM, bekannter unter DAMM) offen gelegt, dass den Machern dieser Karikatur eines Verbandes die Seniorenbewegung schnurzpiepegal ist, so haben die zurückliegenden Monate seit März 2020 den endgültigen Beweis geliefert. „Absage statt Zusage“ lautete das Motto in Dauerschleife, sich stets hinter den Corona-Richtlinien verschanzend.
Aberwitzige Auflagen schrecken potenzielle Ausrichter ab
Bereits zuvor hatten seit Jahren aberwitzige (Marketing-)Auflagen des DLV zahlreiche interessierte Ausrichter mit werbefreien Stadien à la Steigerwaldstadion in Erfurt (siehe Foto) nach tagelanger kostenträchtiger Abklebe-Aktion und anschließender gleichermaßen mühseliger Rekonstruktion abgeschreckt. So kamen in den letzten Monaten die Forderungen der Gesundheits- und Ordnungsämter sowie die hausgemachten DLV-Eigenheiten als Erschwernisse hinzu, die das „Salz in der Suppe“‘ Überhand nehmen ließen.
Der Wettkampfkalender für die Senioren kam einem weißen Blatt Papier gleich. Was jedoch diese Spezies nicht davon abhielt, sich auswärts, also im Ausland, nach Wettkämpfen umzusehen. Und so sah man dann die Germanen auf Madeira am Start, in den Niederlanden, in Spanien, im Baltikum, in Polen… Wo ein Wille, da ist auch in aller Regel bei rührigen Veranstaltern ein Weg! Die Senioren wollen das Salz in der Suppe und keine versalzene Suppe!
Komplettes Meisterschaftsprogramm „als Salz in der Suppe“
Das alles stört die Leuchtturm-Zentrale in Darmstadt keineswegs. Sie ist nach wie vor im Absage- und Verhinderungsmodus, lässt (schein- und offenbar) Azubis, Praktikanten und Ruheständler mit gut dotierten Beraterverträgen („Eventmanager“ Manfred Mamontow) an die Ausarbeitung einer DM-Ausschreibung, ändert im Stundentakt Text, Zeiten und Hygiene-Vorschriften. Geht’s noch?
Da gibt es keine zwei Meinungen, die Antwort kann nur lauten: Nein! Die Senioren sind kein notwendiges Übel, kein willkommenes „Zahlvieh“ in fast 390.000facher Ausführung, sie wollen auch nicht die große Politik im Verband bestimmen oder beeinflussen, sie wollen schlicht wahrgenommen werden und „ihr Salz“ für die Suppe bekommen. Als da wäre das komplette Meisterschaftsprogramm wie alle anderen Klassen auch. Darauf haben sie schließlich ein verbrieftes und vollmundig angepriesenes Recht (siehe obigen Werbeslogan).
Ein eigenständiger Seniorenverband nach britischem Vorbild
Eine eigenständige Seniorenvereinigung könnte Abhilfe schaffen, der Leuchtturm-Verband wäre den Klotz am Bein los und könnte seine weltweite Strahlkraft von eigenen Gnaden auf andere Gebiete ausdehnen. Ja, ein eigenständiger Seniorenverband der Leichtathletik? Warum eigentlich nicht!
Diesbezüglich berufen wir uns herzlich gerne auf einen höchst angesehenen Ehrenamtsinhaber, der von der Pike auf alle Weihen in der Leichtathletik durchlaufen hat, dessen Name wir jedoch aus Gründen des Vertrauens- und Informanten-Schutzes nicht nennen: „ Nach dem Vorbild Großbritannien schlage ich allen Ernstes eine Abspaltung vom DLV und die Gründung eines autonomen Seniorenverbandes vor. Was sich mit Baunatal gerade ereignet, ist ein Skandal und eine ungeheuerliche Respektlosigkeit der Ü35-Generation gegenüber.“ Wer wollte das bestreiten? Darauf ein bis vier Corona!
In diesem Sinne eine schönen Sonntag fast gehabt zu haben und eine geschmeidige 36. Kalenderwoche mit oder ohne DM-Start im Hessischen!