Proklamation Sportler, Sportlerin und Team des Jahres heute im ZDF
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Baden-Baden/Krefeld, 20. Dezember 2020) Alle Jahre wieder wird kurz vor Weihnachten das im Sport bestgehütete Geheimnis der Nation gelüftet: Die feierliche Bekanntgabe Deutschlands Sportler, Sportlerin und Mannschaft des Jahres, das diesmal keines wieder jedes andere gewesen ist. Na, ihr wisst schon. Bereits am 05.Dezember, an meinem Geburtstag, war die Wahl unter den theoretisch etwa 3.500 berufsständisch organisierten Sportjournalisten von Print, Online, Funk und Fernsehen abgeschlossen. Es sickerte auch beim 74. Mal dieser traditionellen, höchsten ideellen Auszeichnung hier zu Lande bis zur vom ZDF heute Abend ab 22.15 Uhr live übertragenen Proklamation im Kurhaus von Baden-Baden nichts durch. Ein solcher Verrat wäre auch perfide und unverzeihlich. Deshalb wissen nicht einmal die Geehrten, dass sie geehrt werden. Zumindest nicht an welcher Stelle. Schließlich müssen sie eingeladen und gelegentlich direkt von irgendeinem Wintersport-Ereignis mit dem Helikopter eingeflogen werden.
Sei noch in diesem Zusammenhang an die Vorjahressieger Niklas Kaul (Zehnkampf), Malaika Mihambo (Weitsprung) und das Skisprung-Team der Männer von Bundestrainer Werner Schuster erinnert.
Kleinere, aber schwerere Qual der Wahl
Selten zuvor war aufgrund der Corona-Pandemie wegen der reihenweise wegbrechenden hochkarätigen Sportveranstaltungen bis hin zu den auf 2021 verlegten Olympischen Spielen in Tokio die Qual der Wahl so klein und genau deshalb so schwer. Olympische Helden, die Sommer wie Winter alle vier Jahre meist das Rennen um die Gunst der Experten unter sich ausmachen, gibt es keine zu feiern. Ein repräsentatives Ergebnis wird bei einer erfahrungsgemäßen Wahlbeteiligung von um die 1.500 Abstimmenden dennoch dabei herauskommen. Noch dadurch potenziert, dass jeder seine persönliche Hitliste von diesmal drei (bisher fünf) Kandidaten benennen muss, die von Platz 1 bis 3 absteigend mit 5, 3 und einem Punkt/en benotet werden.
An Johannes Vetter und den FC Bayern dürfte kein Weg vorbeigehen
Als Gedankenstütze in unserer diesmal vermeintlich ein wenig langsamer tickenden schnelllebigen Zeit gab es in den drei Kategorien jeweils nicht verbindliche Vorschlagslisten mit 18 Sportlern, 19 Sportlerinnen und 21 Teams. Nun kann ich ja völlig unbeschwert mein persönliches Geheimnis offenlegen und zeigen, wie nah dran oder weit weg meine subjektive Wahrnehmung bei größtmöglicher Objektivität war. Meine Wahl fiel in der jeweils genannten Reihenfolge und entsprechenden Benotung auf: Männer: 1. Speerwerfer Johannes Vetter, 2. Skispringer Karl Geiger, 3. Ski-Abfahrtsläufer Thomas Dreßen; Frauen: 1. Biathletin Denise Herrmann, 2. Tennisspielerin Laura Siegemund, 3. Ski-Rennläuferin Viktoria Rebensburg; Mannschaften: 1. FC Bayern München (Fußball, Männer), 2.Bobteams Friedrich, 3. Deutschland-Achter (Rudern, Männer).
Sportlegenden des Jahrzehnts bereits bekannt
Nebenbei bemerkt werden auch die vom Publikum gewählten „Sportlegenden des Jahrzehnts“ geehrt. Die wurden jedoch taktisch höchst plump und unklug in geradezu brutaler Vernichtung des dramaturgischen Spannungsmoments mit Magdalene Neuner (Biathlon), Dirk Nowitzki (Basketball) und Laura Ludwig/Kira Walkenhorst (Beachvolleyball) bereits vorher öffentlich bekannt gegeben (wir berichteten).
Weitere Details in unserer Vorschau und noch ausführlicher unter sportler-des-jahres.de.
Teil-EM 2021 im Winterwurf dürfte vom Verhandlungstisch sein
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Lausanne/Braga/Krefeld, 19. Dezember 2020) Wen immer diese via E-Mail an einen bestimmten Verteilerkreis versandte und uns zugespielte Grußbotschaft von Präsidialherr Kurt Kaschke tatsächlich erreichte, dürfen sich restlos alle europäischen Leichtathletik-Senioren*innen angesprochen fühlen. Denn die ins Deutsche übersetzte Anrede lautet „Liebe EMA-Mitglieder“. Nun wollen wir an dieser Stelle allerdings niemanden mit dem vor Allgemeinplätzen, Worthülsen, Eigenlob und falschen Bezeichnungen (zum Beispiel „ein Virus namens COVID-19“; Corona heißt er) nur so strotzendem, langatmigen Text traktieren. Wählen wir schlicht den Extrakt aus. Die wegen des besagten Virus‘ mit der Hallen- und Winterwurf-EM 2020 nicht zum Zuge gekommene Gastgeberstadt Braga in Portugal solle für 2022 oder 2023 motiviert werden, diese Titelkämpfe auszurichten.
Ohne dass es explizit erwähnt worden wäre, schließen wir daraus messerscharf im Umkehrschluss: Die ursprünglich als abgespeckte Winterwurf-Veranstaltung vom 24. bis 28.März 2021 an selbiger Stelle vorgesehene Teil-Europameisterschaft dürfte mithin vom Verhandlungstisch sein. Das wäre allerdings dem pandemischen Gebot der Stunde folgend eine vernünftige, nachvollziehbare Entscheidung. Schließlich kommt dies beim (Ver-)Steuermann der European Masters Athletics (EMA) mit Briefkasten-Adresse im schweizerischen Lausanne auch nicht alle Tage vor. Gut in diesem Zusammenhang zu wissen, dass sein Verfallsdatum als Amtsinhaber naht (siehe auch diesen Link zu beiden Themen).
Kessing versus Verband: Wer lügt hier eigentlich wem was in die Tasche?
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Moment mal
(Darmstadt/Krefeld, 18. Dezember 2020) Noch ist er nicht installiert, der dringend notwendige und längst überfällige Aufsichtsrat beim von uns seinerzeit aus gegebenem Anlass so geheißenen „Deutschen Leuchtturm-Verband“ (DLV) mit nach dessen eigener – Achtung: doppeldeutig – Angabe weltweiten Strahlkraft. Also betätigen wir uns mal wieder in Geschäftsführung ohne Auftrag als durchlauferhitzendes Leit- und Leidmedium. Findet sich ja sonst eh niemand.
Konkret: Wer lügt hier eigentlich wem was in die Tasche?
Der gern mal ins Fettnäpfchen tretende tollpatschige ehrenamtliche DLV-Präsident Jürgen Kessing hatte anlässlich einer Podiumsdiskussion am 21.März 2020 im „Aktuellen ZDF-Sportstudio“ gesagt, er sei „Vorgesetzter von über 50 hauptamtlichen Kräften“ (wir berichteten). Gewissermaßen ferngesteuert über eine Distanz von 160 Kilometern.
Dieses unbedachte, bürokratische Wortgedrechsel sei ihm als provinzieller Oberbürgermeister der 43.000-Seelen-Gemeinde Bietigheim-Bissingen nachgesehen. Aber was ist mit der möglichen schamlosen Übertreibung? Denn auf der DLV-Netzseite ist unter dem Fenster „Verband“ unschwer nachzulesen, dass rund 40 Mitarbeiter bis hin zum Generaldirektor (mit Doping-Vergangenheit) in elf Referaten ihren wonnewollen Dienst an der Mitgliedschaft leisten (sollten).
Wat nu, würde der Rheinländer jetzt kurz und trocken fragen? Das sind an der untersten Grenze der Abweichung zwischen „rund 40“ und „über 50“ gerechnet satte 20 Prozent. Getreu der Devise dieser ehedem olympischen Kernsportart: Schneller – höher – weiter!
Augenscheinlich in Corona-Zeiten wenig Betrieb an der Wechselbörse
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Erkelenz/Krefeld, 19. Dezember 2020) Bekanntlich endete zum 30.November die Wechselfrist in der Leichtathletik. Früher war mehr Lametta, lautet ein Loriot-Spruch in Anspielung auf Weihnachten. Soll in diesem Falle heißen, dass in den Zeiten der Corona-Seuche auch dieses Prozedere weitaus ruhiger ausgefallen ist als in den Vorjahren. Gleichwohl laufen vielen Vereinen eingedenk der eingedampften/-stampften Trainings- und Wettkampfangebote auch so in Scharen die Mitglieder weg, kämpfen kleine Klubs regelrecht ums blanke Überleben.
Was sich in der Ü30-Generation dennoch auf diesem Gebiet getan hat, ist allenfalls teelöffelweise durchgesickert, jedoch nicht flächendeckend publiziert worden. Das wäre eigentlich mal eine schöne Aufgabe für die Senioren-Spielecke auf der DLV-Netzseite gewesen. Halt Konjunktiv. Dort ist, die obligatorische Anti-Doping-Newsletter zum Monatsanfang ausgenommen, seit 02.November 2020 oder rund sieben Wochen kein neuer Beitrag mehr erschienen. Der noch existierende Bundesausschuss Senioren mit seinen diversen Literaten bis hin zur bestellten Öffentlichkeitsarbeiterin Bettina Schardt befindet sich augenscheinlich im kollektiven Winterschlaf.
Peter Holthuijsen wechselt zum SC Bayer 05 Uerdingen
Stellvertretend für sicherlich noch einige andere mehr oder weniger prominenter Talente von gestern und vorgestern haben wir einen Vereinswechsel aus erster Quelle. LAMPIS-Gründervater Peter Holthuijsen (*07.11.1961; im Bild) vom SC Myhl wird sich pünktlich zum Eintritt in die nationale M60-Klasse ab Januar 2021 dem SC Bayer 05 Uerdingen anschließen. Das hat auch ganz praktikable Gründe. Denn seine talentierte hammerwerfende Tochter Sina Mai, die er häufig vom Wohnort Erkelenz zum Training begleitet, startet seit einigen Jahren für den SCB. So lässt sich fortan bei ausgezeichneten Rahmenbedinungen in allen Belangen das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Es darf wohl auch als Signal dafür gewertet werden, dass der Sechziger in Lauerstellung als ehedem erfolgreicher Kugelstoßer und Diskuswerfer, dekoriert mit mehreren deutschen und niederländischen Titeln bei den „Masters", wieder verstärkt ins Geschehen eingreifen will.
Wertvollste Leistung: Werfer-Ikone Hermann Albrecht - wer sonst?!
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Darmstadt/Krefeld, 17. Dezember 2020) Nicht immer löst es einhellige Begeisterung aus, wenn so genannte Expertenjurys ziemlich einsame, nicht repräsentative Entscheidungen zu Sportlerehrungen jedweder Art treffen. Diesmal darf dem Gremium aus drei Gruppierungen eine geglückte Auswahl bei den Senioren*innen attestiert werden, von denen sie vermutlich so viel Ahnung haben wie Rindviecher vom Sonntag. Der von LAMPIS glasklar favorisierte Wurf-Allrounder und doppelte Weltrekordler Hermann Albrecht (*1940) von der SpVgg. Satteldorf (wir berichteten) gewann die imaginäre Trophäe „Wertvollste sportliche Leistung der Saison 2020“. Sein weibliches Pendant ist ebenfalls vollauf verdient und nachvollziehbar der „laufende Kaffeefilter“ Melitta Czerwenka-Nagel (*1930/W90) von der LAG Saarbrücken. Die rüstige Jung-Neunzigerin stellte ebenfalls in einer „späten Saison“ im vermaledeiten Corona-Jahr zwei Weltrekorde (400 und 800m) auf.
Ein übersehener Weltrekord von Lothar Huchthausen
Eine bislang – auch bei uns – untergangene globale Bestmarke im Wurf-Fünfkampf haben wir noch nachzutragen, wenn es der DLV in seiner „lobenden Erwähnung“ schon nicht für nötig befand. Lothar Huchthausen (*12.03.35) von der LG Altmark stellte am 10.Oktober 2020 in Horneburg (Niedersachsen, von ladv.de nach Sachsen-Anhalt verlegt) mit 5.260 Punkten einen neuen Weltrekord in der M85 auf, der seit zwei Jahren im Besitz der italienische Werferlegende Carmelo Rado (5.242) war, den schon der „Herminator" aus der Liste eliminierte. Übrigens hatte Huchthausen Anfang September bei dieser verkappten Wurf-Fünfkampf-DM in Zella-Mehlis die Höchstmarke noch um vergleichsweise winzige 28 Zähler verpasst.
Sei nicht verschwiegen, dass bei den Senioren von morgen Weitspringerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) und Speerwerfer Johannes Vetter (LG Offenburg) unschwer wie folgerichtig die Gunst der Jury-Mitglieder eingeheimst haben.
Was den Nachwuchs anbelangt fehlt mir offen gestanden der Überblick, möge sich jeder nach eigenem Gusto im verlinkten Beitrag auf leichtathletik.de informieren.