Phil Raschker startet bei der Senioren-WM "das Comeback des Jahres"
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Atlanta/Osnabrück/Tampere/Krefeld, 14. Juni 2022) Normalerweise ist bei Senioren-Leichtathlet:innen der oberen Alterspyramide jenseits der Sechzig eine neunjährige Wettkampfpause der Leistungskiller schlechthin. Aber was ist bei einer absoluten Ausnahmekönnerin wie der Deutsch-Amerikanerin Philippa „Phil“ Raschker (*21.Februar 1947 in Hamburg) aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia schon normal? Die inzwischen 75-jährige gebürtige Hanseatin (im Bild) absolvierte ihre bis hierhin letzten achten Starts im Oktober 2013 bei den Senioren-Weltmeisterschaften im brasilianischen Porto Alegre mit sechs Titeln sowie je einmal Silber und Bronze in der W65. Bereits 2017 wollte sie in die W70 hineingewachsen wieder die Spikes schnüren. Seinerzeit widmeten wir ihr aus diesem Anlass eine große, den üblichen Umfang eigentlich sprengende Story (siehe Link).
Seit 1994 hält sie mit 5,75m den Hallen-Weltrekord der W45
Nunmehr fassen wir uns kürzer. Diesmal ist Phil jedoch wildentschlossen in der W75 angekommen „das Comeback des Jahres“ auf die Kunststoffpiste zu legen. Seit geraumer Zeit bereitet sie sich bei und mit ihrem für die LG Alster Nord startenden langjährigen Freund Heinz Keck (*1941) in Osnabrück intensiv auf die Senioren-Weltmeisterschaften vom 30.Juni bis 10.Juli 2022 im finnischen Tampere vor. Dort stehen für die außerordentlich vielseitige Athletin, die bis auf Mittel- und Langstrecke praktisch alles kann respektive in der Vergangenheit konnte, sieben Disziplinen auf dem Programm. Allerdings nicht im Siebenkampf. Den traut sie sich nach der langen Pause und ohne jegliche vorherige Wettkampfpraxis noch nicht wieder zu. Es sei noch angemerkt, dass sie nicht zuhause gemütlich im Lehnstuhl gesessen, sondern sich stets fit gehalten hat. Neben den unendlich vielen Geschichten um sie herum hält die Wahl-Amerikanerin seit März 1994 mit 5,75m im Weitsprung der W45 den zweitältesten Hallen-Weltrekord der Seniorinnen.
Ehrensache, dass wir ihren sportlichen Weg auf dem Laufsteg in Tampere beobachten und darüber berichten werden.
Es allen recht machen zu wollen ist eine Kunst die keiner kann
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Moment mal
(Krefeld, 13. Juni 2022) Aus immer mal wieder gegebenem Anlass zum Selbstverständnis unseres Internetportals von, aber nicht nur für Senioren-Werfer/innen. Unser Credo lautet: Leichtathletik ist mehr als nur laufen…(siehe Fenster Über LAMPIS). Dazu verstehen wir uns als Interessenvertretung der von allen möglichen Gremien und Verbänden oftmals untergebutterten Ü30-Generation. Ferner aufgrund der journalistischen Herkunft des Herausgebers als eine Art Online-Zeitung. Allerdings mit dem kleinen, aber feinen Unterschied durch die kostenfreie Lieferung via Äther ins Haus keiner Chronistenpflicht zu unterliegen, sind autark und autonom bei dem was wir berichten oder lassen. Demzufolge kann auch niemand Gewohnheitsrecht oder Besitzstandswahrung geltend machen, selbst wenn wir über dieses oder jenes bereits mehrfach etwas veröffentlicht haben.
Verschiedene Meinungen, aber dazu stets nur einzigartige Fakten
Und, ganz wichtig: Der Verfasser dieser Zeilen und seine Gastautoren nehmen sich in zusätzlich gekennzeichneten Kommentaren, Kolumnen und Glossen das via Grundgesetz verbriefte Recht der Pressefreiheit heraus, Flagge zu zeigen, unverblümt und ungeschminkt die eigene Meinung kundzutun. Nur wer polarisiert, womöglich überzeichnet, kann vielleicht etwas erreichen. Noch in diesem Kontext ein kluger Satz der bekannten ZDF-Fernsehmoderatorin Dunja Hayali (u.a. Morgenmagazin, Aktuelles Sportstudio): „Es gibt zur selben Sache durchaus verschiedene Meinungen, doch stets nur einzigartige Fakten.“ Daran pflegen wir uns zu orientieren – an unumstößlichen Be- und Gegebenheiten. Denn „Alternative Fakten“ gibt es nicht, sind eine hirnrissige Erfindung des US-„Comedian“ Donald Trump. Gleichwohl: Es allen recht machen zu wollen ist ohnehin eine Kunst die keiner kann. Deshalb treten wir unter der Prämisse erst gar nicht an. Auch nicht, Allgemeingültigkeit für uns beanspruchen zu wollen. Jedem, wie es ihm beliebt, und mag er/sie die Ansicht noch so exklusiv haben.
Redaktioneller Hinweis auf einen aktuellen Beitrag im Fenster Ergebnisse.
David Storl nicht einmal mehr der Platzhirsch im eigenen Revier
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Schönebeck/Rom/Krefeld, 11. Juni 2022) Zitieren wir ihn selber: Er müsse niemanden mehr etwas beweisen, wolle Spaß haben und genießen, der durch die neutrale Brille betrachtet zum Sorgenkind mutierte einstige (Kugelstoß-)Wunderknabe David Storl (*27.07.1990) vom SC DHfK Leipzig. Dabei vollzog der Staatsamateur in Diensten der Bundespolizei von ehedem sparsamen, sehr gezielten saisonalen Auftritten eine Wandlung nach dem Motto „Wettkampf ist das beste Training“, lebt praktisch aus dem Koffer und tingelt von einem Sportfest zum nächsten. Donnerstag noch mit – nicht von ihm – Glitzer und Glamour bei der Golden Gala in Rom (8. mit 20,10m; Sieger Joe Kovacs mit 22,00m), gestern schon auf dem „Dorf“ beim Schönebecker SoleCup in (ver-)trauter nationaler Umgebung. Doch der „Tingelbruder“ auf der Walz, der als Ehemann und Vater von drei Kindern momentan die Haushaltskasse mit Antrittsgeldern aufbessert, ist nicht einmal mehr im eigenen Revier der Platzhirsch. Der immerwährende „Storli“ stieß diesmal als Zweiter 19,98m.
Dennis Lukas überbot erstmals die national begehrte 20-m-Marke
Der 31-Jährige wurde vom amtierenden deutschen Überraschungsmeister Dennis Lukas (*1994) von der LG Idar-Oberstein geschlagen, der mit 20,06m (PBL bisher 19,82m bei seinem Titelgewinn) erstmals die national begehrte 20-m-Marke übertraf. Dies gelang dem 28-Jährigen, also in dem Sinne kein aufstrebendes Nachwuchstalent mehr, ganz nach Art der Drehstoßer mit einem gehörigen Ausreißer nach oben im dritten Durchgang und einem nächstbesten Versuch von 19,34m sowie bis zu 18,83m abwärts (siehe Ergebnisliste). Noch dies: Der Rheinländer gehört zur Kategorie Feierabendsportler, gesponsert von Mama und Papa, wie mir erst kürzlich zum besseren Verständnis sein Vater in einer E-Mail schrieb.
Einem Tiefpunkt folgt bei „Storli“ der nächste
Da bedarf es schon eines sehr dicken Fells und einer gehörigen Portion Gleichmut von Storl, eingedenk all der Begleitumstände noch Spaß an der Freud‘ zu haben. Denn der frühere zweimalige Weltmeister (2011 und 2013) und 15-fache Medaillengewinner bei internationalen Titelkämpfen, der als 19-jähriger Jungspund bei „Fliegende Kugeln im Advent“ im Dezember 2009 in Rochlitz die 7,26-Kilo-Kugel bereits 20,49m weit stieß (ich war live dabei), erlebt gerade die schwächste Saison seiner glanzvollen Karriere. Wohlweislich hatten wir nach seinen 19,84m von Ostrawa in Klammern „vorläufige?“ absolute Tiefpunkt geschrieben (siehe Beitrag). Als Achter im polnischen Chorzow (05.Juni) sollte es mit 19,72m noch ein bisschen tiefer gehen, derweil vorne mit 22,31m von Tomas Walsh aus Neuseeland die Post abging. Da liegen „nur“ sieben Plätze und dennoch Welten eines Mannes dazwischen, der immerhin 22,20m aus 2015 als seinen „Hausrekord“ führt. Lang, lang ist’s her unter seinem damaligen Heim- und Bundestrainer Sven Lang.
Ob der Sachse mit der für ihn ungewöhnlichen Wettkampfanhäufung (allein vier innerhalb von acht Tagen) noch den Turbo zünden kann und aus dem Knick kommt, wenigstens die Norm (20,85m) für die Heim-EM in München schafft, wäre schon eine höchst positive Überraschung.
Eine Ergebnisliste gibt mit "generischer Wurf Männer" Rätsel auf
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Glosse
Neben der Spur
(Osterode/Darmstadt/Bad Vöslau/Krefeld, 12. Juni 2022) Frei nach dem Quiz „Wer weiß denn so was?“ mit Moderator Kai Pflaume, seinen ständigen Ratefüchsen Bernhard Hoëcker und Elton nebst wechselnden prominenten Gästen: Was ist ein „generischer Wurf Männer“? Jetzt gebe ich allerdings keine drei Antworten mit der richtigen darunter vor. Entdeckt habe ich diesen Begriff bei einer Recherche in anderer Sache als Überschrift in der Ergebnisliste vom 13.Sparkassenmeeting am 03. Juni in Osterode (Niedersachsen). Damit wusste ich rein gar nichts anzufangen. Beim Anklicken dieses Fensters gab es immer noch keinen Hinweis, um welchen Wettbewerb es sich handelt. Wenn ich die Person dazu nicht hätte einordnen können, stünde ich weiterhin reichlich bedröppelt auf dem vielzitierten Schlauch. Auflösung: Es geht um den kleinwüchsigen Kugelstoßer Niko Kappel (*1995) vom VfB Stuttgart, einem Weltklasseathleten aus dem Parasport.
Eine neuerliche Missgeburt der Combo DLV/SELTEC
Da ich trotz reichlicher journalistischer Erfahrung aus über 50 Jahren und einer gewissen Belesenheit zu allen möglichen Themen eine Bildungslücke nicht vollends ausgeschlossen habe, wollte ich es zu meiner Beruhigung oder Beunruhigung genauer wissen. Über meine WhatsApp-Gruppe habe ich etliche Senioren-Leichtathleten, alles helle, teilweise studierte Köpfe, befragt: „Was ist, ohne zu googeln, ein generischer Wurf Männer?“. Sinnbildliches kollektives Kopfschütteln mit Antworten wie „Keine Ahnung“, „Noch nie gehört“, „???“, „Dazu reicht mein IQ nicht“ oder Smileys mit erstauntem Gesichtsausdruck. Aufatmen meinerseits, beim kleinen Intelligenztest nicht durchgefallen zu sein. Also handeln wir es als das ab, was es ist: Eine neuerliche prachtvolle Stilblüte, richtiger: Missgeburt im Zusammenspiel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mit seinem in vielerlei Hinsicht unterbelichteten Software-Dienstleister SELTEC aus Bad Vöslau in Österreich.
Und was schreiben die Alleswisser von Google und Wikipedia dazu: Generisch kommt bei Wettbewerbsstrategien und als Maskulinum vor. Irgendein Zusammenhang lässt sich folglich selbst bei blühender Fantasie zu dem drehstoßenden Schwaben nicht herstellen. So schaut’s aus!
Startet Ministerpräsidentin Anke Rehlinger in der Equipe Saar?
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Verden/Rehlingen/Bad Salzuflen/Krefeld, 10. Juni 2022) Derzeit haben sich 41 Vereine und Startgemeinschaften an der guten alten Deutschen Altersklassen-Mannschaftsmeisterschaft (DAMM) beteiligt, sind in der von uns zuletzt am 08.Juni veröffentlichten Rangliste notiert. Nach jetzigem Kenntnisstand stehen in kurzer zeitlicher Abfolge noch drei Durchgänge in Verden (18.Juni), Rehlingen (21.Juni) und Bad Salzuflen (22.Juni) auf der Agenda. Avisiert sind hierfür insgesamt zehn Teams. Das würde in Summe 51 ergeben, die sich in 2022 an diesem klassischsten aller Senioren-Wettbewerbe, der Keimzelle der leichtathletischen Altersklassen-Bewegung überhaupt, beteiligt haben werden. Indes sage und schreibe satte 43 weniger als 2019 vor der zweijährigen – nicht zwingend notwendigen und vom DLV hausgemachten – Auszeit wegen Corona. Wo sind sie bloß alle geblieben? Förmlich wie vom Erdboden verschluckt.
Nicht überall werden sechs Finalisten zusammenkommen
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann davon ausgegangen werden, dass zum bundesweiten Team-Finale Senioren am 10.September 2022 im westfälischen Lage nicht in allen neun Klassen von M30 bis 70 und W30 bis 60 die höchstmögliche Anzahl von jeweils sechs Finalisten zusammenkommen, gewissermaßen Freifahrtscheine verteilt werden. Doch abgerechnet wird naturgemäß erst mit dem Meldeschluss (ultimativ letzter Qualifikationstermin ist der 10.Juli).
Noch eine womöglich interessante Personalie zum Durchgang in Rehlingen. Dort schlägt vielleicht die saarländische Ministerpräsident Anke Rehlinger (*06.04.1976) in der Equipe Saar (W40) mit Kugel und Diskus auf. Die „Landesmutter“ hält unter ihrem Mädchennamen Moos mit 16,03m immer noch den bald 26 Jahre alten Saarland-Rekord im Kugelstoßen der Frauen. Rehlinger hatte nach ihrer Wahl Ende März in einer Antwort-E-Mail gegenüber unserem DAMM-Experten Dieter Krumm anklingen lassen, dass sie, so es ihre Zeit erlaubt, gelegentlich auch wieder zu Wettkämpfen in die verschieden großen Ringe gehen wolle. Das würde fürwahr die Bezeichnung Volksnähe verdienen.