Kontrast: Nein zur Senioren-WM, (vorerst) ja zu Olympischen Spielen!
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Tampere/Tokio/Krefeld, 11. Januar 2021) Es allen recht zu machen, ist eine Kunst die keiner kann. Und so ist es eine naheliegende Schlussfolgerung, die verneinende Entscheidung der World Masters Athletics (WMA) in Absprache mit dem Lokalen Organisationskomitee (LOC) in Frage zu stellen. Denn: Die Senioren-Weltmeisterschaften im finnischen Tampere (02. – 10. Juli 2021) sind quasi im vorauseilenden Gehorsam noch vor der ursprünglichen Bedenkzeit (15.Januar 2021) bereits kurz vor Weihnachten abgesagt und auf 2022 verlegt worden (siehe Link). Es wird uns aus Telefongesprächen und Zuschriften bekannt gewordenen Stimmen wettkampfaffiner, ambitionierter deutscher Spitzensenioren der Ü35-Generation ins Feld geführt, dass an den zu einem ähnlichen Zeitpunkt terminierten Olympischen (Nachhol-)Spielen vom 23. Juli bis 08.August 2021 in Tokio festgehalten würde.
Virus stünde wie ein Elefant im Raum
Da ist allerdings die Einschränkung „noch“ angebracht. Trotz der jüngsten Lippenbekenntnisse des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) um „den Herrn der Ringe“ Thomas Bach (im Bild) und dem Gastgeberland Japan – Achtung: Konjunktiv – „sichere und geschützte Spiele“ durchführen zu wollen. Schwerlich vorstellbar bei den Corona-Neuinfektionen in traurigen Rekordhöhen in dem Mensch gewordenen Ameisenhaufen der japanischen 38-Millionen-Metropole, bei dem zunächst bis 31.Januar ausgerufenen Notstand.
Eingedenk dessen wachsen selbst im innersten Kreis der Organisatoren die Zweifel an einer Austragung. Mit dem 78-jährigen Kanadier Richard Pound äußerte das dienstälteste IOC-Mitglied erhebliche Zweifel, dass Olympia wie geplant stattfinden könne. „Die Wellen dieses Virus‘ stehen wie ein Elefant im Raum“, wird Pound vom britischen Fernsehsender BBC zitiert.
Und auch im in Tokio herrschenden Winter (derzeit 5 Grad), die sich obendrein mit dicker Luft von Smog herumplagen, dürfte wie überall sonst vorerst kaum Besserung in Sicht sein. Die Quintessenz: Das wird ein Vorhaben mit höchst unsicherem Ausgang. Die Wettbüros haben derweil Konjunktur.
Happy End ausdrücklich erwünscht. Schließlich verhieße es nach viel Tristesse wieder bessere Zeiten für uns alle.
Ermunterung zur interaktiven Mitarbeit trug schnell Früchte
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Baden-Baden/München/Krefeld, 10. Januar 2021) Nicht unreflektiert blieb bei einigen aufmerksamen Lesern unsere jüngste – neuerliche – Ermunterung zur interaktiven Mitarbeit. Dazu erreichten uns in den letzten Tagen einige Tipps, Hinweise und Anregungen. Das schon einmal zum besseren Verständnis: Es liegt in der Natur der Sache, dass wir nicht alles aufgreifen können, wollen und folglich werden. Aber als Gebot der Höflichkeit werden wir, die jeweiligen Gastautoren und der Verfasser als verantwortlicher Redakteur, selbstverständlich jede Zuschrift nicht postwendend, jedoch recht zeitnah beantworten.
Exemplarisch tun wir das in zwei Fällen hier und jetzt ohne Namensnennung öffentlich justament an dieser Stelle. Im Zusammenhang mit unserer Geschichte „Männer-Bestenliste: Vorzeige-Senioren Andy Dittmar und Ralf Mordhorst“ (siehe Verlinkung) haben wir, wie es schon die Überschrift widspiegelt, das schönere Geschlecht ausgespart. Nicht bewusst, sondern weil wir in der Bestenliste der Frauen keine Seniorinnen aus den höheren Altersetagen vermutet sowie durch den Wust aller Disziplinen (neuerdings direkt aufzurufen) und Platzierungen auch nicht gesucht haben.
Nicht in der Frauen-Bestenliste, jedoch deutscher Seniorinnen-Rekord
Nun soll jedoch die 3 x 800-m-Staffel der LG Baden-Baden/Gazelle Pforzheim (Rett *1954, Würtz *1960, Tokpetova *1953) aus der W60 mit der zwölftschnellsten Zeit von 9:11,97 Minuten unter insgesamt 14 Staffeln geführt sein. Da ist wohl seither einiges nachgemeldet worden, sind es nunmehr 25 Terzette mit 8:59,98 an letzter Position. Nachzutragen bleibt indes die erhebliche Verbesserung des deutschen Rekordes (weit runterscrollen), den seit 15 Jahren der OSC Berlin mit 9:31,28 gehalten hat. Das ist allerdings dem kommerziellen DLV-Seniorenstatistiker als Auslaufmodell bislang durchgerutscht. Oder hat er seine Tätigkeit schon eingestellt und lässt sinnbildlich das Messer im Ferkel stecken?
Eine vergröberte Darstellung von Mitgliedschaften und Bundesbürgern
Geradezu analytisch hat sich dankenswerterweise ein befreundeter bayrischer Journalisten-Kollege aus der „Weltstadt mit Herz“ München mit unserem gestrigen Beitrag zum „neuen Volkssport“ auseinandergesetzt. Das würde im Detail diesen Rahmen sprengen. Nur so viel mit einem berechtigten Einwand, dass meine Hochrechnungen teilweise zu stark vergröbert daherkamen. 27 Millionen Mitgliedschaften im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sind nicht mit derselben Anzahl Bundesbürger gleichzusetzen, da es durchaus „Mehrfachtäter“ geben würde. Das hätte mir am eigenen Beispiel eigentlich klar werden müssen, der ich zeitgleich beim SC Bayer 05 Uerdingen (Leichtathletik), Leichlinger TV (Rasenkraftsport) und dem KSV Krefeld (Kraftsport) dreispurig unterwegs gewesen bin. Hinzu käme, dass als „Kavaliersdelikt“ in vielen Vereinen und nicht nur zwangsläufig Verbänden mit aufgehübschten Zahlen von „Aktenleichen“ operiert würde, um entsprechend höhere Zuschüsse zu generieren.
Das lässt sich allerdings schwerlich quantifizieren und beweisen, ist aber auch nicht unsere Aufgabe.
Not macht erfinderisch feiert gerade heutzutage fröhliche Urständ
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Lagerlechfeld/Krefeld, 08. Januar 2021) Not macht erfinderisch, behauptet Volkes Mund. Wer wollte das bestreiten?! Dieses bedeutungsschwangere, bisweilen schicksalsträchtige Wort trifft gerade in Zeiten wie diesen der Corona-Krise bei wieder geschlossenen Sportanlagen, Schwimmbädern und Fitnessstudios auch oder gerade auf die angeblich „herrlichste Nebensache der Welt“ zu (da fielen mir schon noch ein paar andere Dinge ein). Der Fantasie und dem Einfallsreichtum sind da kaum Grenzen gesetzt. Wohl dem, der dazu über die entsprechend begünstigenden Rahmenbedingungen verfügt. Der für den TSV Schwabmünchen startende Wurf-Allrounder und Diskuswurf-Spezialist Hubert Berger (*1954) aus Lagerlechfeld hat sie gleich am Haus auf seinem Grund und Boden. Für Diskus reicht es zwar nicht, aber die 20 Meter lange und rund acht Meter breite, nicht bepflanzte Rasenfläche allemal fürs Kugelstoßen.
Selbst ist der Handwerks- und Sportsmann
Und so zimmerte sich der eh handwerklich begabte Bayer in eigener Werkstatt einen ambulanten rechteckigen „Kugelstoßring“. Die Anleitung lieferte er für mögliche Nachahmer unter den Lampis-Lesern gleich mit: „Wenn Kommunen die individuelle Sportart Kugelstoßen nicht mehr zulassen, baut man sich mit fünf Schaltafeln, zwölf laufende Meter Holzlatten, vier Quadratmeter PVC, 70 Schrauben und zwei Stabilisierungsvierkanthölzern eine mobile Kugelstoßanlage halt selbst. Die kann auf jeder Wiese benutzt werden. Auch hier werden die Hygieneregeln strikt eingehalten. Wir sind im Freien und zu zweit: Die Kugel und ich.“
Auf das Ergebnis des intensivierten Trainings mit dem fünf Kilogramm schweren runden Eisen dürfen insbesondere die vielen Aktiven der Deutschen Altersklassen-Mannschaftsmeisterschaften (DAMM) gespannt sein. Denn der als Solist „einsame Wolf“ seines Stammvereins schloss sich für Team-Wettkämpfe der Stg LAC Quelle Bayernmasters an (siehe Link). So Corona nicht auch dadurch einen Strich macht, wird er beim Bayern-Finale am 29.Mai 2021 in Wendelstein erstmals im Zweit-Trikot in die beiden verschieden große Ringe auf Weiten- und Punktejagd gehen.
Neuer Volkssport: Mitglieder laufen ihren Vereinen davon
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Frankfurt am Main/Darmstadt/Krefeld, 09. Januar 2021) Wann reduziert sich Corona (steht spanisch für Krone) endlich wieder auf die mexikanische Biermarke mit Kultstatus? Das fragen sich losgelöst von dieser Gerstenkaltschale Milliarden Menschen auf diesem seit Monaten besonders schnöden Erdball aus vielerlei wichtigeren, überlebenswichtigen Gründen. Dagegen nur eine Nebenrolle, allerdings mit für die Volksgesundheit nicht unwesentlichem Aspekt, spielt der (Amateur-)Sport. Er ächzt und stöhnt unter dieser Last der mannigfaltigen negativen Begleiterscheinungen.
Wie aktuell die Zahlen auch immer sein mögen: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit Sitz in Frankfurt am Main und seinem unternehmerisch agierenden Präsidenten Alfons Hörmann vertritt 27 Millionen Menschen in 89.000 Sportvereinen mit 65 Spitzenverbänden und 20 Verbänden für besondere Aufgaben. Das ist immerhin rund ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland, die dem uralten Werbeslogan – wir wiederholen uns – folgen „Sport ist im Verein am schönsten“.
Es sind etwa 2,7 Millionen Bundesbürger
„Folgten“ und „war“ muss es richtiger heißen. Denn fast der gesamte offizielle Sportbetrieb, die Profis mal ausgenommen, liegt noch oder wieder nahezu lahm. Ergo buchstäblich am Boden. Die Zeche bezahlen die Vereine. Nach ersten Erhebungen, aber noch nicht genau zu beziffernden Zahlen haben zehn bis zwölf Prozent der Mitglieder ihre Klubs mangels Betätigungsfelder zum 31.Dezember 2020 verlassen.
Das sind mit dem untersten Wert gemessen 2,7 Millionen Bundesbürger. Da kommt in Jahresbeiträgen und wegbrechenden Verbandsabgaben ein hübsch-hässliches Sümmchen zusammen. Demnach wird der ohnehin schon seit Jahren im steten Sinkflug befindliche Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in Darmstadt auf einen Schlag etwa 80.000 seiner bislang 799.205 Schutzbefohlene verloren haben (siehe Bestandserhebung 2020, also nicht 01.Januar 2021).
Nicht nur deshalb bemühen wir die lateinische Phrase „Quo vadis?“ Wohin gehst du, ehedem schöne und ruhmreiche deutsche Leichtathletik? Ob es die beschlossene Strukturreform zu richten vermag, darf bei dem ehrenamtlichen Präsidenten und „Vorgesetzten von über 50 hauptamtlichen Kräften “ namens Jürgen Kessing füglich bezweifelt werden. Die verwalten sich nämlich einem trägen, schwerfälligen Behördenapparat gleich überwiegend selber.
Stehen Deutschlands "Fitte Alte" wirklich vor der Bewegungsinsolvenz?
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Neuss/Dormagen/Krefeld, 07. Januar 2021) „Sport ist im Verein am schönsten". Davon kündete schon vor nunmehr 47 Jahren der Werbeslogan vom damaligen Deutschen Sportbund (DSB), der später ein "Olympische" in den Verbandsnamen mit dem heutigen Kürzel DOSB einfügte. Zudem sind bei Leistungssportlern, egal welchen Alters, Wettkämpfe die Motivation und der Motor für ein regelmäßiges, gezieltes Training. Alles momentan Asche in diesen Zeiten von Corona mit geschlossenen Sportanlagen, Schwimmbädern und Fitness-Tempeln.
Ein düsteres Szenario sieht die Online-Ausgabe von „Die Welt“ in einem ausführlichen Beitrag (Lesedauer 6 Minuten) mit der Überschrift „Deutschland vor der Bewegungs-Insolvenz“ aufziehen. Dabei geht es dem Autor insbesondere um die bis dahin „Fitten Alten“, kommt der in Neuss wohnhafte und für den TSV Bayer Dormagen startende 83-jährige Dieter Wolf (im Bild) mehrfach zu Wort, der normalerweise mit Leichtathletik, Rasenkraftsport und LSW-Wettbewerben dreisgleisig fährt.
Ein allzu düster gezeichnetes Bild
Was den reißerisch-schwarzmalenden Titel angeht, möge sich jeder nach der Lektüre sein eigenes Urteil bilden. Allerdings gibt es bei Überwindung des stetig an einem zerrenden inneren Schweinhund außerhalb all der hoffentlich bald wiederkehrenden genannten Gegebenheiten schon noch genügend Möglichkeiten für sich und seinen Körper etwas zu tun. Schließlich dürfen wir bei allen Einschränkungen auch im Duett immer noch nach draußen zum Wandern, Walken, Joggen, Laufen oder Radfahren. Ganz „nebenbei" fördert es das seelische Wohlbefinden und stärkt das Immunsystem.
Klar, nicht jeder hat ein Haus mit Garten und einen kleinen Kraftraum im beheizbaren Keller oder der zweckentfremdeten Garage. Doch Fitnessübungen nur mit dem eigenen Körper, elastischen Therabändern verschiedener Zugstärken und/oder Kurzhanteln gehen überall. Selbst im stillen Kämmerlein eines 25-qm-Appartments. Dessen Vorkenntnisse oder Fantasie dazu nicht ausreichen, der kann sich Anleitungen/Anregungen in schlauen Fachbüchern und kostenfrei im Internet beschaffen. Aufraffen muss sich freilich jede/r selbst.
Indes nicht zu heilen ist die mit dem Generalproblem in Zusammenhang stehende Verarmung sozialer Kontakte, die jedoch nicht allein Sportler/innen beklagen.