Ehemaliger DLV-Präsident Helmut Digel setzte ein Mahnmal zur WM
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Moment Mal
(Tübingen/Eugene/München/Krefeld, 13. August 2022) Versprochen ist versprochen: Einen Nachdreher von der aus deutscher Sicht unseligen Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Eugene (USA) haben wir noch, bevor dann die große Medaillensause im zweistelligen Bereich (Wunschdenken von DLV-Präsident Jürgen Kessing) der 112 vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) nominierten männlichen und weiblichen Athleten am kommenden Montag bei der so genannten Heim-EM im Münchner Olympiastadion beginnt. Das Schöne an der Replik, dass ich nicht zum wiederholten Male die eigenen Gehirnwindungen und Tastaturfinger strapazieren muss, sondern andere zu Wort kommen lassen kann. Einer davon mit ganz viel Reputation und Ansehen ist Prof.Dr. Helmut Digel, der emeritierte Professor der Universität Tübingen. Als ehemaliger DLV-Präsident (1993 – 2001) steht diese international hoch anerkannte Kapazität auf dem Gebiet des Sports sicherlich nicht in dem Geruch, sich als Nestbeschmutzer zu verdingen, selbst wenn er das Wolkenkuckucksheim in Darmstadt schon lange verlassen hat.
Genug des Aufwärmprogramms. Der 78-jährige Tübinger hat sich auf seinem Internet-Portal „Sport - Nachgedacht“ unter dem Arbeitstitel „Leichtathletik WM 2022 – ein internationales und nationales Mahnmal?“ in einer Art sportwissenschaftlichem Aufsatz sehr ausführlich mit diesen Titelkämpfen im Allgemeinen und dem Abschneiden der deutschen Delegation im Besonderen auseinandergesetzt. Verdammt viel Blei, sprich: Text, wie es im Jargon der Printmedien heißt. Dennoch allemal interessant und lesenswert.
Gina Lückenkemper packte die rhetorische Keule aus
Als Poltergeist betätigte sich derweil Frau „Plappermaul“ Gina Lückenkemper (im Bild), deren Mundwerk mal wieder schneller war als ihre viele Jahre ziemlich langsamen Beine. Die nach langer Durststrecke in dieser Saison in die Geradeausspur zurückfindende 25-jährige Sprinterin packte vor laufender Kamera und offenem Mikrofon des Bezahl-Fernsehsenders Sky die rhetorische Keule aus. Sie beklagt in einer Medienschelte, die wir lediglich verkürzt wiedergeben, „den respektlosen Umgang“ und „die überzogene Kritik“ mit den Nationalmannschaftsmitgliedern. Natürlich kann die Anwältin von eigenen Gnaden ihre Meinung äußern - und mag sie die noch so exklusiv haben. Aber so pauschalisiert, unreflektiert und unqualifiziert hätte es nicht rüberkommen sollen. Denn merke: Es ist nicht die Aufgabe der Medien aller Couleur, Ereignetes, Geschehenes und Gesehenes schön zu reden oder schreiben. Dafür gibt es bereits den nationalen Dachverband mit „seinem Käfig voller Narren“.
Frank Busemann: „Für die Seychellen wäre das ein ordentliches Ergebnis gewesen“
Und zum krönenden Abschluss haben wir noch ein ebenso köstliches wie treffendes Bonmot vom ehemaligen Weltklasse-Zehnkämpfer und ARD-Experten Frank Busemann, das er gegenüber dem Münchner Merkur zur deutschen WM-Bilanz zum Besten gab: „Für die Seychellen wäre das ein ordentliches Ergebnis gewesen.“ Zur Erinnerung; Es war ein Titel durch die weitspringende Allesgewinnerin Malaika Mihambo und eine äußerst glücklich Bronzemedaille für die Lückenkemper & Co. in der Sprintstaffel. Aber in der „Weltstadt mit Herz“ München wird ja auf kuscheliger kontinentaler Bühne alles viel besser. Die Russen sind übrigens auch nicht dabei.
Wer’s glaubt, wird selig. Bezogen auf das DLV-Team, versteht sich.