Bürokratiemonster DLV pumpt seinen Wasserkopf weiterhin munter auf
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Moment mal
(Darmstadt/Krefeld, 10. März 2023) Ein philosophischer Spruch nicht aus der Feder, aber dem Fundus von Wurf-Allrounder Klaus Kynast aus Hagen lautet: „Ich weiß nicht ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ (Georg Christoph Lichtenberg). Den Schuh können sich die Politik und so manche Institutionen anziehen. Der passt jedoch auch in der sportlichen Ausführung geradezu wie geschaffen für den Deutschen Leichtathletik-(„Verhinderungs“-)Verband. Das Bürokratiemonster mit seinen über 50 hauptamtlichen Kräften in der Geschäftsstelle in Darmstadt sowie 68 Bundes- und elf Stützpunkttrainern oder so ähnlich bekam weiteren Zuwachs zur Überfüllung des administrativen Wasserkopfes.
Irgendwo in dem undurchdringlichen oberen Hierarchiegeflecht mit dem allmächtigen, „ein Klima der Angst verbreitenden“ (O-Ton von Ex-Sportdirektor Jürgen Mallow) Vorstandsvorsitzenden Cheick-Idriss Gonschinska, dem Vorstand Sportentwicklung Ralf Buckwitz und der sich gerne mal verbal vergaloppierenden, Empathie-armen Chef-Bundestrainerin Annett Stein wurde ein neuer Sportdirektor mit garantiert sechsstelligem Jahressalär eingepflanzt. Es ist ja so leicht anderer Leute Geld auszugeben, im Zweifel das des Steuerzahlers. Der steht bekanntlich stets am Ende der Nahrungskette.
Geballte Fachkompetenz scheint nicht zum Anforderungsprofil zu gehören
Geballte Fachkompetenz scheint beim DLV weiterhin nicht zum Anforderungsprofil bei den Einstellungskriterien zu gehören. Speziell von der Leichtathletik hat jener Jörg Bügner so viel Ahnung wie die Kuh vom Sonntag. Aus seiner auf der Verbandsnetzseite veröffentlichten sportlichen Vita geht hervor, dass der 54-Jährige von der Deutschen Triathlon Union (DTU) kommt, davor als Teamtrainer des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) ausschließlich mit Wasser zu tun hatte und weitere leitende Tätigkeiten ausgeübt habe. Nun übernimmt er also „die sportlichen Geschicke des weltweit größten Leichtathletik-Verbandes“. Hier werden effekthaschend und angeberisch bei unterschiedlichen Strukturen in anderen Ländern mal eben Äpfel mit Birnen verglichen. Die von ihm missachteten Senioren abgezogen, bleibt vom DLV nur noch die Hälfte übrig. Und obendrein hieße „größten“ nicht zugleich „bedeutendsten“ Fachverband. Schon im hausinternen Verdrängungswettbewerb die desaströse WM 2022 in den USA vergessen?
Es darf gemutmaßt werden, dass jetzt ein weiterer (Pseudo-)Koch den Brei verderben darf. Doch lassen wir ihn erst mal machen. Zu verhindern ist es eh nicht.