Ralf Jossa drückte auch dem Hammerwerfen seinen Stempel auf
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Aarhus/Krefeld, 03. August 2017) Es wurde gestern durchgängig von der M35 bis endlos bei der Senioren-EM in Aarhus gehämmert. Mit Ausnahme der M90 stets bei zum Teil großer deutscher Beteiligung. Allein bei der M50 waren es acht an der Zahl und wären sogar neun gewesen, wenn der gemeldete Wurf-Allrounder Norbert Demmel (*1963) vom TSV Unterhaching nach den für seine überragenden Möglichkeiten durchwachsenen Auftritten mit dem zweiten Platz im Kugelstoßen und Rang drei im Diskuswurf nicht verzichtet hätte. Aus der Ferne betrachtet lagen wir mit unserer Vermutung daneben, er habe sich zur absoluten Unzeit in ein Formtief trainiert. Diskuswerfer Christian Welke (M55) aus Forchheim brachte uns als Beobachter des Geschehens eine Altersetage tiefer auf den richtigen Stand. Demmel konnte wegen einer Nervenreizung im Rücken nicht sein volles Vorbereitungsprogramm fahren und zog sich zu allem Überdruss wenige Tage vor der EM bei einem Sturz eine Kapselverletzung an der linken Wurfhand zu. Das erklärt die für den 54-jährigen Münchner eher unterdurchschnittlichen Leistungen. Die beabsichtige Beteiligung am Hammerwurf wäre für ihn allerdings bar jeglicher Medaillenchance ohnehin lediglich der Durchlauferhitzer für den abschließenden Wurf-Fünfkampf gewesen. Ob er den bestreiten wird, bleibt indes abzuwarten.
Hermann Albrecht führte deutsche Troika turmhoch überlegen an
Ralf Jossa (*1966) vom SV Herzberg, wer sonst, beherrschte nach seinem Triumpf im Gewichtwurf mit neuem Europarekord auch das Hammerwerfen der M50. Seine 68,46m bescherten ihm einen Vorsprung von fast fünf Metern allein auf den Zweitplatzierten (63,50m). Ansonsten ging es aus verklärter deutscher Sicht ziemlich übersichtlich zu. An Titeln gemessen gab es derer noch zwei. Dafür in der M75 mit dem turmhoch überlegenen Hermann Albrecht (46,53m) vor Herbert Raml (34,59m) und Werner Fettke (34,31m) einen Dreifacherfolg. „König“ Richard Rzehak aus Erlangen steuerte mit 28,03m in der M85 das dritte Gold für die schwarz-rot-goldenen Farben bei. Vier der sechs Teilnehmer trugen hier das Nationaltrikot mit Deutschland oder Germany auf der Brust.
Werfen wir noch einen Blick über den nachbarlichen Zaun zu unseren alpenländischen Nachbarn. Mit einer sehr ausgeglichenen Serie und vier Würfen jenseits der 50-m-Marke gewann unser Österreich-Repräsentant Gottfried Gassenbauer (*17.08.58) aus Wien mit 52,59m die M55. „Gassi“, fast 59-jährig, war zudem der Stubenälteste der acht Finalisten. Sehr stark die 63,58m des Ungarn Fabian Zoltan (*1969) in der M45. Allerdings auch kein unbeschriebenes Blatt mit einer Lebensbestleistung von 78,20m.
Bei den mehr oder weniger fortgeschrittenen Mädels flogen mit Ausnahme der bereits vorgezogenen W55 und 60 die Speere. Für goldenen Glanz sorgten dabei Wilma Jansen (43,84m) in der W30, Dagmar Suhling (40,91m) in der W45, Kristina Hanke (28,79m) mit hauchdünnem Vorsprung (20 cm) in der W65 und Christa Bensch (22,37m) in der W75. Nichts zu holen war in den verbliebenen Kugelstoß-Konkurrenzen der W55 und 60.
Viele Hinterbänkler aus „GoG“ am Start
Ein Abonnement auf den „Touri des Tages“ hat der Portugiese Jose Bom, der im Hammerwurf der M80 (Siegerleistung 43,63m) mit 15,58m den zwölften und letzten Platz für sich buchte. Es sei allerdings nicht verschwiegen, dass sich in allen drei gestrigen Wurf-Entscheidungen auch jede Menge Hinterbänkler aus GoG (= Good old Germany) ein munteres Stelldichein gaben. Beim Speerwurf der W50 mit 17 Teilnehmerinnen gingen die vier letzten Plätze nach Deutschland. Das wird von den Erbsenzählern in der Senioren-Spielecke auf dem Internet-Portal des DLV und auf der Verharmlosungsnetzseite des meist schweigenden Seniorensprechers Alfred Hermes jedoch geflissentlich verschwiegen. Der „Götterbote“ bringt eh nur einem Börsenbericht gleich lediglich einen Abklatsch der Ergebnisliste mit den Medaillenrängen der Deutschen. Einfallslos! Dröge! Überflüssig! Dabei hätte er als Mann vor Ort die treffliche Gelegenheit Hintergrundberichte oder Reportagen von dem einen oder anderen Wettbewerb zu verfassen. Aber er ist halt angeblich studierter Informatiker und Mathematiker, hatte dennoch Schwierigkeiten bis fünf zu zählen, war bei ihm der 31.Juli (Beginn 27.Juli) in der ersten Fassung der vierte Wettkampftag.
Weitere Medaillen-Platzierungen: Hammer, M80: 2. Peter Speckens 40,95m; M85. 3. Ernst Zuber 26,60m.
Speerwurf, W35: 2. Anke Barlage 40,41m; W40: 3. Birgit Keller 37,16m W75: 3. Christa Helmke 19,70m. – Alle Resultate.
Fast 50-jährige Peter Esenwein gewann All-Star-Wertung im Speerwurf
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Aarhus/Krefeld, 01. August 2017) Für einen deutschen Medaillen-Regen sorgte gestern die Fraktion Stoß/Wurf mit Kugel, Diskus und Speer bei den Senioren-Europameisterschaften im dänischen Aarhus. Die Bilanz in nackten Zahlen: 8 Gold-, 10 Silber- und 5 Bronzemedaillen. Einfach zu viel des Guten, um es einem Börsenbericht gleich abzuarbeiten. Also konzentrieren wir uns der Not gehorchend auf einige Glanzlichter und Besonderheiten. Aus der ersten Kategorie ist vorneweg der frühere Weltklasse-Speerwerfer Peter Esenwein (Bestleistung 87,20m) zu nennen. Der bereits im 50. Lebensjahr (*07.12.1967) stehende Kornwestheimer gewann nicht nur überlegen mit 66,81m die M45, er entschied auch die klassenübergreifende All-Star-Wertung mit der insgesamt metrisch besten Leistung für sich. Noch einmal zum Genießen. Der fast 50-jährige Dauerbrenner warf mit dem 800 Gramm schweren Gerät also auch weiter als die Sieger in der M35 (54,59m) und 40 (61,81m). Grandios!
Ebenfalls unschlagbar, obschon nicht mit der Überlegenheit, war in der M80 der Angler aus der Altmark Lothar Huchthausen. Der Weltrekordler (42,72m) holte sich mit 37,20m seinen x-ten internationalen Titel. Aus diesem Wettbewerb kommt zugleich der „Tourist des Tages“. Der Zwölft- und Letztplatzierte Portugiese Jose Bom muss mit sehr bescheidenen 10,10m oder 27,15 Prozent der Siegerleistung irgendwann die Heimreise antreten. Ach, wär‘ er doch in Portugal geblieben. Fürs Speerwerfen hat sich der Trip in den hohen Norden jedenfalls nicht gelohnt.
Lupenreines deutsches Podest im Diskuswurf der W40
Einer Achterbahnfahrt gleich war das Abschneiden der Diskuswerferinnen der W35 bis 70. Die oberen Klassen hatten ihr Handwerk bereits vollbracht. Sie legten bis zur W45 einen schwarz-rot-goldenen Durchmarsch hin, und nach einem zweiten Platz in der W50 trat von 55 – 65 die große Flaute ein, um in der W70 ebenfalls Rang zwei zu belegen. Ein rein deutsches Podest gab es in der W40, gewissermaßen die Nationalhymne für alle. Wobei ich als Schreibtischtäter aus der Fernsicht nicht weiß, ob sie in Aarhus auch jedes Mal oder überhaupt gespielt wird. Bei dieser „Deutschen Meisterschaft“ (sieben von 15 Teilnehmerinnen) mit internationaler Beteiligung bildeten Bianca Overkamp (44,11m), Martina Greithanner (44,00m) und Nadine Kant (42,43m) die erfolgreiche Troika, aber mit Susann Schmieder (23,23m) stellte GER zudem das abgeschlagene Schlusslicht. „Touris“ kommen halt von überall her. Nicht nur aus Portugal.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Inga Reschke (44,37m) in der W35 und Bettina Schardt (44,16m) in der W45 sehr ähnliche Tagesbestweiten hatten, mithin der 45-Jährigen in dieser Hinsicht die größte Ehre gebührt. Und die Frau hat einen stressigen Job als ZDF-Sportredakteurin und Zulieferantin für die oftmals überforderten Reporter bei Leichtathletik-Großereignissen. Glücklicherweise ist Dampfplauderer Wolf-Dieter „Poschi“ Poschmann mittlerweile im Ruhestand. Ob’s der Qualität dient, muss sich bei der WM in London erst noch weisen.
Beim „Nachschlag“ im Kugelstoßen der W75 – 90 machte Anne Chatrine Rühlow in der W80 nach dem Erfolg im Diskuswurf dieses klassische Double mit 8,77m perfekt.
Alle weiteren Resultate vom gestrigen fünften Wettkampftag unter diesem Link.
Ü35-EM: Klemens Grißmer pulverisierte Zehnkampf-Weltrekord der M65
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(Aarhus/Krefeld, 30. Juli 2017) Losgelöst davon, dass wir autonom und autark sind über wen und was wir schreiben, erst recht am heutigen „Internationalen Tag der Freundschaft“, besteht der Zehnkampf immerhin aus 30 Prozent Stoß/Wurf. Manche „Könige der Athleten“ wie der frühere Norbert Demmel (jetzt Werfer und Wurf-Fünfkämpfer) aus Unterhaching und der ehemalige Senioren-Weltmeister Christopher Gerhard (*1967) aus Viersen-Süchteln waren/sind ausgesprochen wurfaffin, gewannen bei der Ü35 auch Einzeltitel mit Kugel und Diskus bis zu Weltmeisterschaften aufwärts. Der Kategorie ist Klemens Grißmer (*12.11.1951) von der TSG Oberursel nicht zuzurechnen. Das hinderte den noch 65-jährigen Hessen jedoch nicht daran, bei den 20.Senioren-Europameisterschaften in Aarhus mit 8.205 Punkten einen fantastischen Weltrekord aufzustellen und die alte Bestmarke (7.837) von Rolf Geese (*1944) von der LG Göttingen von der WM 2009 im finnischen Lahti förmlich zu pulverisieren. Bleiben wir bei seinem Zwei-Tage-Werk beim Wurf-Dreikampf innerhalb des Zehnkampfs. Für seine Schnellkraft und koordinativen Fähigkeiten stark unterbelichtet das Kugelstoßen mit gerade mal 10,08m (711 P.). Dagegen sehr ordentlich und durchaus einem Solisten bereits würdig die 41,52m (830 P.) mit dem Diskus sowie 40,03m (776 P.) mit dem Speer. Seine punkteträchtigsten Disziplinen waren der Weit- und Hochsprung, bei denen er jeweils die 1.000er-Grenze knackte.
Drehstoßer Tilman Northoff dominierte mit Riesenvorsprung die M45
Und was gab’s bei den tatsächlichen Spezialisten? Da räume ich frank und frei ein, dass auf mich bezogen irren männlich ist. Auf den schon erwähnten Demmel (*1963) hätte ich einen namhaften Betrag gewettet, dass er in Europa bei seiner überragenden Klasse in der Klasse M50 mit Kugel, Diskus und im Wurf-Fünfkampf unschlagbar ist. Hätte. Glücklicherweise habe ich es nicht gemacht. Denn mit der Kugel erwischte er einen rabenschwarzen Tag, stieß für ihn eher unterdurchschnittliche 15,34m und musste sich dem Briten John Nicholls (15,53m) um 19 Zentimeter geschlagen geben. Dafür sprangen andere in die Bresche. Allen voran Drehstoß-Techniker Tilmann Northoff (*1969) vom TuS Jöllenbeck in Ostwestfalen. Da sein Sohn Timo unter Umkehrung der Hierarchie kürzlich U18-Welmeister in Nairobi wurde (wir berichteten), wollte sich der Papa nicht lumpen lassen. Northoff sr. dominierte bei seinem Titelgewinn (15,93m) mit gewaltigem Vorsprung von 1,59m auf den „ersten Verlierer“ die Konkurrenz der M45 nach Belieben, hätte auch die beiden jüngeren Altersklassen mit dem hier noch 7,26 Kilogramm schweren Gerät klar für sich entschieden.
Die weiteren deutschen Medaillengewinner: Kugel, M35: 1. Dominik Lewin 15,05m; M40: 2. Ralf Mordhorst 14,44m; W35: 3. Gunhild Kreb 10,71m; W40: 1. Nadine Kant 14,40m, 3. Martina Greithanner 13,31m; W45: 1. Claudia Kodel 11,99m; W50 1. Jana Müller-Schmidt 13,40m; 2. Barbara Gähling 12,64m.
Diskus, M55: 2. Rolf Heinzmann, 46,29m; M60: 3. Wolfgang Kühndel 35,63m, M80: 2. Peter Speckens 32,00m; M85: 2. Heinz Brandt 21,67m.
Alle Resultate in den Einzeldisziplinen und Mehrkämpfen.
Demmel trainierte sich pünktlich zum Saisonhöhepunkt in ein Formtief
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(Aarhus/Krefeld, 31. Juli 2017) Nicht immer stechen alle vermeintlichen Trümpfe. Wurf-Allrounder Norbert Demmel (*1963) vom TSV Unterhaching hat sich pünktlich zum saisonalen Höhepunkt in ein Formtief trainiert und manövriert. Der 54-jährige Bajuware aus der „Weltstadt mit Herz“ München handelte sich nach dem für ihn ernüchternden zweiten Platz im Kugelstoßen gestern bei der Senioren-EM in Aarhus die zweite Klatsche ein. Der haushohe Favorit belegte in seiner Paradedisziplin Diskuswurf bei einer Siegerleistung von 53,22m mit nur einem gültigen Versuch von 50,11m einen enttäuschenden dritten Platz in der M50. Da wirft er normalerweise aus dem Stand hin. Bei seinem Einstand Ende April in Zorneding schleuderte der Modell-Athlet die 1,5-Kilo-Scheibe auf die bayrische Rekordweite von 58,11m, zwei Tage später in Germaring den Männer-Diskus auf 48,63m. Demmel hätte in der Verfassung damit vor Ort klar die M45 gewonnen, in der Helmut Maryniak (*1968) Dritter mit 44,48m wurde. Bleibt zu hoffen, dass der Weltrekordler im Wurf-Fünfkampf (4.696 Punkte) sich in diesem Vielseitigkeitswettbewerb nicht auch noch ’nen Krebs fängt.
Gemessen an Medaillen gingen in den Klassen M55 bis 65 die deutschen Kugelstoßer völlig leer aus. Der hierzulande bekannte und für die LG Radolfzell startende Schweizer Hansruedi Staeheli (*1950) schlug ein wenig überraschend in der M65 den allerdings zwei Jahre älteren norwegischen Wurf-Giganten Arild Busterud mit 14,42 zu 14,09m. „Touri des Tages“ wurde hier der Portugiese Joao Travessa (7,99m) knapp vor dem Germanen mit dem schönen Namen Gotthold Knecht (8,24m). Zumindest dafür kann er nix.
Rumänin Login löschte „heilige“ Bestmarke im Kugelstoßen der W65 aus
Mihaela Login aus Rumänien löschte in der W65 mit 13,08m eine gewissermaßen „heilige“ Bestmarke aus. Sie steigerte den im August 2000 im Marien-Wallfahrtsort Kevelaer am unteren linken Niederrhein von Sigrun Kofink aufgestellten Weltrekord (12,21m) mal eben um 87 Zentimeter. Ein Quantensprung. Brigitte Bonadt war als Dritte mit 10,63m live und vermutlich staunend dabei. Die vielseitige Österreicherin Marianne Maier (1942), die als Christkind erst am 1.Weihnachtstag das 75.Lebensjahr vollendet, gewann ungeachtet dessen als Älteste des 14-köpfigen Feldes die W70 mit 9,80m.
Fest in deutscher Hand war der Diskuswurf der W75 bis 85. Dabei konnte allerdings Ruth Baumann als Alleinunterhalterin der oberen Etage mit 14,22m dem Titelgewinn nicht entgehen. Mit Karin Illgen (*1941) und der aktuellen Weltrekordhalterin Anne Chatrine Rühlow (*1936) gewannen zwei Asse von einst mit 20,91 respektive 24,38m.
Der Speer wurde auch schon geworfen (W55 und 60). Dietlinde Knospe (35,81m) und Angela Müller (34,69m) behaupteten in der W55 die nächsten Medaillen-Ränge hinter der finnischen Siegerin (37,63m). Fehlanzeige was Edelmetall anbelangt in der W60. Sehr rücksichtsvoll. Schließlich sollen die „Wasserstandsmelder“ vom DLV mit dem „Erbsenzählen“ in ihrer Senioren-Spielecke auf der Verbandsnetzseite noch mitkommen. Dafür gibt‘s hier mit Dagmar Kleinmeyer (15,92m) ein deutsches Schlusslicht. Das sind gerade mal 46,45 Prozent der Siegerleistung der Dänin Anne Kristine Jensen, die freilich mit 34,27m Europarekord warf. Da sahen alle anderen Frauen ebenfalls mehr oder weniger alt aus. Mehr Nettes ist dem indes nicht abzuringen.
Alle Resultate.
Ü35-DM: Jahr eins nach rigider Abschaffung des Ausländerestartrechts
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(Zittau/Krefeld, 04. Juli 2017) Es war das Jahr eins nach der rigiden Abschaffung des Ausländerstartrechts durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Viele lieb gewordene Gesichter von Sportkameraden und zum Teil auch Konkurrenten anderer Nationalität mit Lebensmittelpunkt hier zu Lande wurden bei der Senioren-DM in Zittau schmerzlich vermisst. Sei es beim Frühstück im gleichen Hotel, beim Plausch in der Cafeteria des Weinauparkstadions oder gar bei der Siegerehrung auf dem Stockerl. Halt – einer war dann doch dabei: Der Italiener Daniele Biffi (*1972) von TopFit Berlin, der mit seiner Einstweiligen Verfügung vor dem Amtsgericht Darmstadt gescheitert war (wir berichteten), erwirkte auf Antrag beim „Großen Zampano“ Frank O.Hamm vom DLV ein Teilnahmerecht außer Wertung.
Der Wahl-Berliner lief über 200 Meter der M45 mit 24,16 Sekunden die drittschnellste Zeit. Es ist nicht überliefert, ob er sich die entgangene Bronzemedaille zumindest mal angeschaut hat. Aber er hätte sich bei der „Goldenen“ seines Klubkameraden und Schützlings Roland Gröger (*1964) einen Eindruck verschaffen können. Der – immer noch nicht geführte – Weltrekordler der M50 (50,73sec.), eine weitere Fehlleistung der WMA-Statistikerin Sandy Pashkin aus den USA, ließ es diesmal in 53,52 Sekunden sehr gemächlich angehen. Für die Mitbewerber indes immer noch eine Nummer zu groß.
Was gab es sonst bei dieser dreitägigen Heerschau der „ewigen Talente“? Klar, sie wurde geadelt durch die beiden Sprint-Weltrekorde in der W70 von Ingrid Meier (*1947) vom LAC Quelle Fürth. Soweit und falls nicht zu fern vom Schauplatz am östlichsten Zipfel der Republik sich die deutsche Spitzenklasse einfand (300 Gemeldete weniger als im Vorjahr), war das Gebotene doch alles in allem ziemlich durchwachsen. Obendrein waren es zumeist die üblichen Verdächtigen, die sich am Ende des Tages durchsetzten. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
Vorzeige-Senior Andy Dittmar diesmal unter 18 Meter
Selbst der Vorzeige-Senior schlichtweg, der als einziger jenseits der M35 noch zu erweiterten Elite bei den Männern gehört, stellte sich für sein außergewöhnliches Leistungsniveau nicht gerade in absoluter Topverfassung vor. Kugelstoßer Andy Dittmar (*1974) von BiG Gotha, der morgen Geburtstag feiert, musste mit einem für ihn eher seltenen Resultat unter 18 Meter zufrieden sein. Wiewohl nur zwölf Zentimeter daran fehlten. Dafür kann es gute Gründe geben, die wir aus der Fernsicht nicht zu beurteilen vermögen. Möglicherweise den, dass er aus dem vollen Training heraus in den Ring ging und den Start lediglich als Durchlauferhitzer für die DM der Männer/Frauen am kommenden Wochenende im Steigerwaldstadion im für ihn sehr nahen Erfurt betrachtete.
Da ja auch der einstige Wunderknabe David Storl (*1990) vom SC DHfK Leipzig im 14-köpfigen Feld sein wird, bekommen wir von der Entscheidung am Samstag ab 15.35 Uhr ja vielleicht ein paar Schnipsel in der ARD-Sportschau zusehen. Wenn dem nicht die „rollende Apotheke“ durch Frankreich entgegensteht. Der einstmals geächtete Radsport ist wieder salonfähig und wird alternativlos buchstäblich bis zum Abwinken auf der Ziellinie in epischer Breite über Stunden hinweg frei Haus geliefert. Natürlich ist niemand gezwungen, sich das anzutun.
Aufgrund unserer schon häppchenweisen Berichterstattung und fehlender eigener Eindrücke von vor Ort des Geschehens lassen wir es dabei bewenden, nicht ohne auf das Gesamtkunstwerk der Online-Ergebnisliste zu verweisen.