Üblichen weiblichen Verdächtigen teilten den Kuchen unter sich auf
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Erfurt/Krefeld, 08. März 2018) Es waren weitestgehend die üblichen weiblichen Verdächtigen, die bei den Deutschen Hallen- und Winterwurf-Meisterschaften der Ü35-Generation am vergangenen Wochenende in Erfurt den Kuchen unter sich aufteilten. Ebenfalls keine tiefschürfend neue Erkenntnis, dass die Felder bei Stoß und Wurf eher sehr übersichtlich besetzt waren. Insbesondere in den Altersklassen der Jung-Seniorinnen bis zur W45. Überhaupt in keinem Wettbewerb musste nach dem Vorkampf aussortiert werden. Die Spitze der Kletterstange war bei fünfmal je sieben Teilnehmerinnen erreicht. Den Vogel schoss die W55 mit insgesamt 27 Starterinnen in den vier Disziplinen ab, gefolgt von der W50 mit derer 25 an der Zahl.
Seltenes Double von Kugel und Speer durch Wilma Jansen
Kommen wir nach diesem kleinen Statistik-Exkurs zu einigen Namen dahinter. Wilma Jansen (W35) von der LT DSHS Köln gelang das eher seltene Erfolgsdouble von Kugel (12,41m) und Speer (40,96m). Die noch zur erweiterten deutschen Spitzenklasse im Diskuswurf der Frauen zählende Sabine Rumpf von der LSG Goldener Grund Selters gewann den besonders dürr besetzten Diskuswurf der W35 (3) mit 49,10m und einem Riesenvorsprung von 14,34m.
Nadine Kant (W40) vom Hagenower SV in Mecklenburg-Vorpommern) gewann jeweils überlegen den „Classico“ mit Kugel (13,61m) und Diskus (38,50m).
Zielwerfen von Bettina Schardt mit Diskus und Hammer
Wer keine wirkliche Konkurrenz hat, der muss sie sich eben selber machen. Bettina Schardt (M45) von der MTG Mannheim lieferte sich einen Privat-Wettbewerb um die bessere Leistung bei Diskus (39,77m) und Hammer (39,47m). Knapp war’s bei diesem aus dem Zufall geborenen Zielwerfen. Noch schöner wäre indes eine Punktlandung gewesen. Jana Müller-Schmidt von der SG Osterholz LA entschied äußerst souverän das Kugelstoßen der W50 mit 13,96m für sich. Die Relativwertung im Speerwurf dürfte an die Bremerin Dagmar Suhling vom TuS Huchting gehen, die das 600 Gramm schwere Gerät bei 38,39m auf dem gefrorenen Geläuf „landen“ ließ. Die metrisch größte Weite im Hammerwurf ging erwartungsgemäß an die deutsche W-50-Rekordhalterin (49,91m) Silke Finkbeiner vom VfL Waiblingen mit 45,77m. Eingedenk der Temperaturen unter dem Gefrierpunkt eine mehr als beachtliche Vorstellung. Und zwei Jahre älter ist sie seither auch geworden.
Ingrid Holzknecht zweimal vorn
Richten wir unseren Blick noch in der Alterspyramide noch etwas weiter nach oben. Nach ihrem lebensbedrohlichen Wanderunfall auf dem Großglockner Mitte September 2016 ist Ingrid Holzknecht (im Bild) von der LG Elmshorn längst wieder fester Bestandteil der großen Werfer-Familie. Die „Kernige aus Elmshorn“ gewann in der W75 mit Diskus (19,53m) und Hammer (24,58m), schmückte damit ihre beachtliche Titelsammlung weiter aus. Den Erfolg im Kugelstoßen (9,08m) aus dem Vorjahr in Zittau konnte sie allerdings nicht wiederholen, wurde mit für sie recht bescheidenen 7,88m lediglich Vierte. Aber solche „Einbrüche“ kann es je nach Tagesverfassung immer wieder mal geben. Zumal auf der „Bergauf-Anlage“ in Erfurt, wo das Niveau des Sektors höher ist als der auf dem Boden liegende ambulante Ring.
Alle Resultate in der wild gemixten Gesamt-Ergebnisliste. Ob geschüttelt oder gerührt, das mag jede/r für sich selber entscheiden.
"Highlander" Andreas Deuschle kehrte im Kugelstoßen der M50 zurück
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Erfurt/Krefeld 06. März 2018) Wenn’s nicht zu einem Börsenbericht verkommen soll, bei dem gemeinhin Zahl an Zahl gereiht wird, bleibt letztlich nur die Rosinenpicker-Methode. Unausbleiblich, dass da einiges auf der Strecke bleibt. Zumal bei aller Objektivität des neutralen Betrachters die unterschwellige subjektive Wahrnehmung nicht komplett ausgeblendet werden kann. Jedoch bei dem Wust an Resultaten der 17. Deutschen Senioren-Hallen- und 15. Winterwurf-Meisterschaften am vergangenen Wochenende in Erfurt selbst herunter gebrochen auf Stoß und Wurf nicht anders machbar. Über die Organisation und das ganze Drumherum ist an diesem Dauer-Schauplatz der letzten fünf Jahre in der Vergangenheit schon alles ausgeführt worden. Da wo gehobelt wird, fallen zwangsläufig Späne. Ecken und Kanten blieben übrig, ohne auf die nach Art des Kleinlichkeitskrämers näher einzugehen. Ganz neu war es freilich Eintritt zu erheben. Aber das hatten wir schon, stieß jedoch, wohin das Ohr auch hörte, auf allgemeines Unverständnis und Kopfschütteln bis hin zum Kopfschmerz.
Für die Titelkämpfe 2019 gibt es erfreulicherweise drei Bewerber
Den Fauxpas wird der Nachfolger hoffentlich nicht begehen. Wobei die Karawane 2019 bei den Bewerbern Halle an der Saale (Sachsen Anhalt) und Chemnitz in Sachsen wieder ostwärts ziehen dürfte. Nach noch unbestätigten Meldungen soll auch Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) den Hut in den Ring geworfen haben. Aus meiner ganz persönlichen Sicht des Sportjournalisten mit der unstreitig umfangreichsten Berichterstattung über diese Titelkämpfe haben die TLV-Geschäftsstelle sowie die beiden so genannten Führungskräfte Lahmann und Hafermann von Öffentlichkeitsarbeit so viel Ahnung wie die Kuh vom Sonntag. Nach früheren Schulnoten bemessen ein glatte 6 (in Worten: sechs).
Zweimal den Papst in der Sporttasche
Müßig zu erwähnen, dass bei Temperaturen bis vier Grad unter null mit Diskus, Speer und Hammer keine Wunderdinge zu erwarten waren. Nun aber Fleisch an die Knochen. Christoph Bischlager von der LG Stadtwerke München hatte zweimal den Papst in der Sporttasche. Der Bajuware aus der selbst ernannten Weltstadt mit Herz gewann das klassische Double von Kugel (14,80m) und Diskus (45,59m) mit jeweils denkbar knappem Vorsprung von sechs respektive 19 Zentimetern. Das Kunststück gelang zwei Altersetagen höher in der M45 derweil souverän Ralf Mordhorst vom LC Lübeck mit Kugel (14,26m) und Diskus (46,50m). Hammerwerfer Marcel Kunkel vom USC Mainz war in seiner Disziplin mit 55,73m eine Liga für sich.
Kugelstoß-Anlage hat so ihre visuellen Tücken
Ein Wiedersehen gab es mit Andreas Deuschle (*1968). Der bis in die M40 hinein aktive einstige 19,17m-Kugelstoßer hatte sich in den letzten Jahren mit großem Erfolg bei den Highlandern getummelt. Den urigen Typen mit dem vollen wuscheligen Haupthaar bis zur Schulter kann man sich prima im Schottenrock vorstellen. Die M50 mit dem sechs Kilo „leichten“ Gerät hat ihn zu einem Comeback gereizt. Die nötige Norm und viel mehr als das stieß er bei einem Hallen-Wettkampf in Biberach mit 15,60m. Diesmal brauchte er bis zum finalen sechsten Versuch, um mit 15,07m daran in etwa anzuknüpfen. Aller Wiederanfang ist eben schwer. Der Jung-Fünfziger hat auch für die EM in Madrid in gemeldet.
Wenngleich die Kugelstoß-Anlage visuell so ihre Tücken hat (ich weiß worüber ich schreibe), ist der für Außenstehende veritable Absturz von Drehstoßer Oliver Schembach vom LV Essen nicht nachvollziehbar. Mit einer M50-Bestleistung von 15,02m als klarer Medaillenkandidat gehandelt, erreichte der 52-Jährige mit für ihn unterirdischen 11,97m als Neunter des zehnköpfigen Feldes nicht einmal das Finale. Helmut Maryiniak vom 1.FC Passau stürzte im dritten Versuch wahrhaftig und zog sich dabei eine Verletzung am Oberschenkelbeuger zu. Dennoch trat er gut zwei Stunden später im Diskuswurf an. Da ließ er offenbar zunächst große Vorsicht walten und erzielte nach viel Asche im letzten Durchgang für ihn halbwegs akzeptable 49,33m. Der Winterwurf-Spezialist hatte an Neujahr bereits 54,25m erreicht. Hinter ihm wurde Wieder-Einsteiger Norbert Weinreich (MT Melsungen) nach einer sehr ausgewogenen Sechser-Serie mit 43,69m Zweiter. Wie von uns berichtet gab es ein völlig unnötiges Gezerre um dessen Startberechtigung.
Enrico Pyritz trumpfte in der M55 mit 15,03m auf
Stark trumpfte Enrico Pyritz vom SC Neubrandenburg in der M55 mit der Kugel (15,03m) auf. Robert Ingenbleek von der LG Eder, ein früherer Schützling von Trainer-Legende Norbert Pixken (Stichwort: Jürgen Hingsen), wurde mit griffigen 14,14m Zweiter, hielt sich dafür mit dem Diskus (46,74m) schadlos. Mit viermal x wie war wohl nix und nach 13,48m einem kapitalen Ausreißer nach oben von 14,50m gewann Roland Wattenbach vom TV Eiche Bad Honnef das Kugelstoßen der M60. Hinter ihm fochten Rainer Horstmann (13,35m) vom TSV Kirchlinde und Uwe Heimreich (13,30m) vom TSV Zella-Mehlis in einem spannenden Zweikampf die Silbermedaille aus.
Top sechs im Diskuswurf der M65 mit großer Leistungsdichte
Eine ungeheure Leistungsdichte auf den ersten sechst Plätzen war im Diskuswurf der M65 zu notieren: 1. Johann Stein (TV Werther) 43,26 m, 2. Rolf Griesberg (Pulheimer SC) 42,19m, 3. Klaus Kynast (ASC 09 Dortmund) 41,78m, 4. Siegfried Greiner (TG Nürtingen) 41,65m, 5. Richard Bauder (SU Neckarsulm) 41,53m, 6. Karl-Heinz Deiss (LG Weserbergland) 41,15m.
Nun wollen wir die Speerwerfer, meist eingleisig fahrende Spezialisten, nicht vollends unterbuttern.
Die vielleicht nach der Relativwertung nicht beste Leistung, dafür jedoch metrisch größte Weite von 58,40m erzielte Christoph Maier von der LT DSHS Köln. Der Primus darf in der Einstiegklasse M35 allerdings irgendwie erwartet werden. Diese Ehre mit dem Hammer gebührt Holger Fettke (M50) von Union 1861 Schönbeck, der 57,05m weit warf.
Da es bis zu dieser Stelle schon jede Menge Lesestoff ist, der große Rest in der einmal mehr krausen Gesamtergebnisliste, das ist mittlerweile trauriger Standard, und die Seniorinnen in einem noch folgenden eigenen Beitrag.
Großartiger Teamgeist beflügelte Österreich zum fünften Sieg in Serie
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- Geschrieben von Gottfried Gassenbauer
(Ptju/Wien/Krefeld, 29. August 2017) Einen Erfolg zu feiern, ist immer etwas Besonderes. Aber es geht kaum etwas über einen Teamerfolg. Erst recht, wenn im Vorfeld klar ist, dass es keine sprichwörtlich „gmahte Wiesen“ wird. Ptuj in Slowenien war am vergangenen Samstag Austragungsort der 6.Auflage des internationalen Masters-Länderkampfes. Österreich konnte hier 2013 den ersten Sieg einfahren, da war es aber noch verhältnismäßig einfacher. Slowenien, Kroatien und die bei der Premiere 2012 erfolgreichen Tschechen waren damals die Gegner. Zwischenzeitlich ist der Mastervergleich zu einem Sechsländerkampf gewachsen, sind die Schweiz und die immens starken Ungarn hinzu gestoßen.
Der Modus des Länderkampfes für Junggebliebene über 35 Jahre klingt simpel: Zwei Teilnehmer/innen je Nation und Wettbewerb. Als da wären 100, 400, 1500m, Hoch, Weit, Kugel, Diskus, Hammer, Speer. Dreisprung und Stabhoch nur für die Männer. Bei den abschließenden 4x100m-Staffeln müssen die Damen gemeinsam 180, die Herren 200 Jahre auf die Lebensuhr bringen. Vergleichbar werden die Leistungen durch einen speziellen „Age-graded-Faktor“.
Es ist der besondere Teamgeist, den die ersatzgeschwächte Mannschaft Österreichs auszeichnete. Das klingt so nach schnell hingeschrieben, so nach Allgemeinplatz. Ist es aber nicht. Dieser Länderkampf ist für einen großen Teil der österreichischen Masters-Szene (und sicher auch bei den anderen Nationen) über Jahre zu einem „Team-Building-Event“ geworden. Nicht die eigene Leistung steht im Vordergrund. Das ist schon etwas Besonderes in der Individual-Sportart Leichtathletik. Jede/r zeigt Interesse an allen Athleten aller Disziplinen. Das reicht weit über den Länderkampf hinaus, spürbar bei jedem Meeting, bei den Landes- und natürlich auch Staatsmeisterschaften. Vielleicht macht der Wegfall dieses Drucks erst so manche Spitzenleistung möglich.
Jedem, männlich wie weiblich, gilt Dank und Anerkennung für seinen/ihren Einsatz für das gesamte Team und für die großartige Stimmung auf sowie neben dem Sportplatz am ganzen Wochenende. Als Mannschaftskapitän war es für mich ein erhebendes Gefühl stellvertretend für alle Teammitglieder den Wanderpokal aus den Händen des ehemaligen europäischen Masters-Präsidenten Dieter Massin entgegennehmen zu dürfen. Nach dem fünften Sieg in Serie ist es nun kein Wanderpokal mehr – er bleibt sinnbildlich für immer in unseren Händen.
Redaktioneller Hinweis: Die ungekürzte Original-Fassung und der komplette Ergebnisteil befinden sich auf der Netzseite des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes (ÖLV).
NRW "Open" im Winterwurf litten Arbeitstitel nach unter fiesem Wetter
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Leverkusen/Krefeld, 13. November 2017) Schlagen wir eine Brücke zu unserer heutigen Realsatire und genügen wenigstens wir der Informationspflicht. Auf Anregung etlicher Werfer/innen mit Interessen-Schwerpunkt Kugelstoßen hatten wir die Bitte an den zuständigen Leichtathletik-Verband Nordrhein (LVN) sowie zudem seiner Landes-Seniorenwartin Gisela Stecher weitergeleitet, das bisherige schmückende Anhängsel bei den NRW-„Open“ im Winterwurf ebenfalls als Meisterschaftswettbewerb auszuschreiben. Keine Stellungnahme dazu erhielten wir vom Verband (siehe Flurfunk). Stecher erteilte dem Anliegen in einem Telefonat mit dem Chronisten dieses Beitrages eine klare Absage. Sie begründete es mit der Historie. Wenngleich vom Sinn ein wenig anders als wir seinerzeit (siehe Link). Nämlich dergestalt, dass die klassischen Langwürfe Diskus, Speer und Hammer normalerweise an die Hallen-Titelkämpfe gekoppelt seien, wo unbehelligt von Wind und Wetter das Kugelstoßen ausgetragen würde. Das sei halt seit 2015 nicht mehr in Düsseldorf gewährleistet gewesen. Deshalb die Verlagerung als eigenständige Meisterschaften ab 2015 in Leichlingen, diesmal mit dem Ausweichschauplatz Leverkusen.
Eine vom LVN noch nicht verinnerlichte Auslegung von Gisela Stecher
Immerhin eine Begründung. Ob sie schlüssig und unerschütterlich ist, möge jede/r für sich beurteilen. Es ändert indes herzlich wenig an der Tatsache als solchen. Beim LVN war diese Stecher‘sche Auslegung freilich selbst im Vorjahr, der zweiten Soloauflage, noch nicht verinnerlicht. Anlässlich meines Erfolges im Kugelstoßen der M70 mit 13,45m wollte mir LVN-Wettkampfreferentin Petra Bous (im Bild) neben der Urkunde auch den Meister-Aufnäher mit dem NRW-Landeswappen aushändigen. Das habe ich mit entsprechendem Hinweis versehen dankend abgelehnt.
Tilman Northoff blieb Titelkämpfen leider fern
Nun zum Geschehen: Die äußeren Bedingungen im Bayer-Stadion Manfort waren mit Nieselregen und gefühlten Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt leider so fies und mies, wie von den verschiedenen „Wetterfröschen“ und einschlägigen diesbezüglichen Online-Diensten vorhergesagt. Das wird so manch eine/n abgehalten haben, seinen angekündigten Start wahrzunehmen. Darunter leider auch Kugelstoß-Hochkaräter Tilman Northoff (*1969/M45) vom ostwestfälischen TuS Jöllenbeck. So ersparte sich Jürgen Mußmann (TVE Greven) eine heftige sportliche Klatsche von ihm und kam mit bescheidenen 8,68m knapp über Sportabzeichen-Niveau völlig unverhofft zu Titelehren.
Ralf Unger deutlich unter seinen großen Möglichkeiten
Northoff hätte der Veranstaltung fraglos noch mehr Glanz verliehen, gleichwohl war sie in den höheren Altersklassen der Männer qualitativ recht gut besetzt. Allen voran Olaf Többen (*1962) vom Pulheimer SC. Einer aus der Ära der starken, breitgefächerten deutschen Diskuswerfer im hohen 60-Meter-Bereich. "Olli" war dann auch an früherer Wirkungstätte für Bayer Leverkusen startend eine Klasse für sich, gewann in der M55 mit 44,75m und einem Riesenvorsprung von 7,37 Meter auf den Zweitplatzierten. Dass die Verhältnisse trotz noch sehr guter Spätform (ich weiß es aus dem gemeinsamen gelegentlichen Training mit ihm) mächtig auf die Leistungen drückte, dafür mag Ralf Unger (*1947/M70 vom TuS Kerpen-Buir als exemplarisches Beispiel dienen. Der Double-Gewinner (im Bild) mit Kugel und Diskus bei der Senioren-DM 2017 in Zittau blieb mit 13,10m (Erster) und 37,04m (Zweiter) 1,09 respektive 6,03 Meter hinter seinen allerdings auch sehr guten Saisonbestleistungen als jeweils Jahresbester. Mit der Kugel (14,19m) höchstwahrscheinlich sogar in Europa.
„Wundertüte“ Huppertsberg völlig unbeeindruckt von dem Schlam(m)assel
Völlig unbeeindruckt von dem Schlam(m)assel zeigte sich Hermann Huppertsberg (*1945/M70) von der DT Ronsdorf, ein Vorort von Wuppertal. „Huppi“, in diesem Jahr mehr so einer Mensch gewordenen Wundertüte mit erheblichen Ausschlägen nach unten gleich, warf bei seinem Doppel-Erfolg sehr starke 52,53m mit dem Hammer und respektable 40,11m (nicht 45,73m, wie der Hermes-Bote fälschlich berichtet) mit der 1-Kilo-Scheibe, schlug folglich den höher eingeschätzten Unger. Ralf hatte allerdings eingedenk über zweistündiger Wartezeit nach dem diesmal besonders schmutzigen Geschäft mit der Kugel (es wurde in einen Rasensektor hinein gestoßen) schon Frostbeulen.
Weitgereister Karl-Heinz-Beilig gewann zwei Titel
Es wurde aus manch anderen Landesverbänden, das „Open“ weidlich oder waidmännisch ausnutzend, mächtig gewildert. Jener mit der weitesten Anreise von 655 Kilometern aus dem brandenburgischen Cottbus schlug gleich zweimal zu. Der frühere 74,76-Meter-Hammerwerfer Karl-Heinz Beilig (*1950) aus der einstigen DDR gewann in seiner Spezial-Disziplin die M65 mit 45,73m und den stark umkämpften Diskuswurf – die vier Erstplatzierten innerhalb von 99 Zentimetern – mit 41,70m.
Peter Speckens aus 4,50 Meter Höhe vom Baum gestürzt
Und vergessen wir „Altmeister“ Peter Speckens (*1935) aus Übach-Palenbeg nicht. Der 82-jährige Grandseigneur der weltweiten Werfer-Zunft stürzte wenige Tage vor den Meisterschaften in der „Pillen-Stadt“ (Aspirin) bei der Baumpflege in seinem Garten 4,50 Meter zu Boden. Dabei hatte er noch Glück im Unglück, dass eine Hecke den Aufprall halbwegs abfederte. Der Schreck schien ihm gleichwohl noch in den Gliedern zu stecken. Insbesondere die 26,33 mit dem Diskus waren für ihn geradezu unterirdisch, 37,49m im Hammerwurf noch einigermaßen passabel. Seine Frau Irmgard hatte ihm eindringlich von dem für einen älteren Herrn waghalsigen Manöver abgeraten. Wer nicht hören will, muss eben mitunter fühlen. Aber „Et is ja nochmal jot jejange“, wie der Rheinländer zu sagen pflegt.
Die auch quantitativ durchweg schwachen besetzten Wettbewerbe des gemeinhin schöneren Geschlechts überantworten wir bei Interesse dem Studium der wieder einmal geordneten Unordnung der verlinkten Online-Ergebnisliste.
Handikap kostete Wurf-Allrounder Norbert Demmel nicht nur den Titel
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Aarhus/Krefeld, 06. August 2017) Schicht im Schacht. Letzte Ausfahrt Aarhus mit Entscheidungen bis in den heutigen Schlusstag hinein für die Fraktion Stoß/Wurf. Der ist gemeinhin den Ultra-Langstrecken und den abschließenden 4 x 400-m-Staffeln vorbehalten. Diesmal müssen neben einigen Klassen im Weit- und Hochsprung auch noch die oberen Altersetagen (ab M75) im Wurf-Fünfkampf heran; dem Wettbewerb für die Vielseitigen der Werfer/innen und solchen die sich dafür halten. Wobei die wirklich durch ihre Ausgeglichenheit in wenigstens vier Disziplinen bestechenden Athleten/innen dann doch eher Mangelware in diesem Hammerwurf-lastigen Fünfkampf mit dem stark artverwandten Gewichtwurf sind. Dieses Doppel pflegt auch meist den Ausschlag zu geben. Aber den Beweis haben wir nicht nur einmal durch etliche praktische Beispiele längst angetreten.
Viel Spaßgesellschaft aus „GER“ im Einsatz
Ganz viel „Spaßgesellschaft“ aus Deutschland war fast überall bei Männern und Frauen unterwegs. Bei der W35 gar fünf von sieben beim Doppelerfolg von Wilma Jansen (3.238 Punkte) und Michaela Will (3.201) mit den Rängen vier bis sechs. Sieben waren es gar in der M60, in der Reiner Horstmann (3.737) sich über die „Holzmedaille“ knapp hinter Bronze (3.762) und Silber (3.770) geärgert haben dürfte. Ein für ihn vermurkstes Kugelstoß-Ergebnis von 12,41m kostete Edelmetall. Kläglich der große deutsche Rest auf den Plätzen 9 und 11 bis 15 von insgesamt 15 Teilnehmern. Überhaupt hier wir da viele Hinterbänkler im schwarz-rot-goldenen Trikot im Einsatz des fünfteiligen Handwerks.
Doch kommen wir zum Vorzeige-Allrounder schlichtweg. Diese EM stand für den amtierenden M50-Weltrekordler (4.696) Norbert Demmel allerdings unter einem denkbar ungünstigen Stern (wir berichteten). Ohne sein größtes Handikap, eine speziell Kugelstoßen und Diskuswerfen zur Tortur machenden Kapselverletzung an der linken Wurf-Hand, befand sich der 54-jährige Münchner in der Form, seine eigene Bestmarke steigern zu können. So ließ er in seinen beiden „Schokoladenübungen“ mit 14,71 und 49,56m zu viele Punkte liegen, musste sich in der Schlussabrechnung dem drei Jahre jüngeren Dänen Jan Cordius höchst unglücklich mit 4.402 zu 4.511 Punkten in dem aufgeblähten 25-köpfigen Feld geschlagen geben. Der „Touri des Tages“ kommt hier ausnahmsweise mal aus Frankreich, brachte ohne Ausfall lediglich 1.636 Punkte zu Stande. Das schafften die drei Erstplatzierten mit zwei Disziplinen. Was da manch eine/n antreibt, grenzt schon an Masochismus.
Hilja Bakhoff steigert in der W90 den Europarekord ihrer Landsfrau Kutti
Neben Demmel steuerte Holger Fettke (3.924) in der W45 noch eine Silbermedaille bei, Andreas Will wurde in der im doppelten Wortsinne schwach besetzten M35 (fünf Teilnehmer) Dritter mit 2.418 Zählern. Da verkaufte sich das gemeinhin schönere Geschlecht per Saldo mit zwei Titeln (noch Margret Klein-Rhaber mit ordentlichen 4.179 Punkten in der W50), drei silbernen und einer bronzenen Medaille deutlich besser. Die Fünfkampf-Königin kommt allerdings mit Anni van Anholt aus den Niederlanden, die in der M70 mit 4.829 Punkten das alles in allem höchste Resultat anhäufte. Allein die Zweitplatzierte (3.651) distanzierte sie um 1.178 Zähler. Die Jung-Siebzigerin hätte auch den von den meisten ungeliebten Speewurf (20,01m/706 P.) weglassen können und immer noch klar gewonnen. Es sei nicht verschwiegen, dass die in der W90 einsame Hilja Bakhoff aus Estland den Europarekord (3.903) ihrer Landsfrau Nora Kutti aus dem Jahre 2015 von der WM in Lyon um 39 Punkte verbesserte.
Die weiteren Medaillenränge: W40: 2. Birgit Keller 3.575 P.; W45: 3. Dagmar Suhling 3.528 P.; W65: 2. Eva Nohl 4.086 P. – Alle Resultate unter diesem Link.