Senioren-DM: "Heilsbringer" Jochen Schweitzer mit Applaus gefeiert

(Erding/Krefeld, 18. September 2022) Fabrizieren wir nach Halbzeit der Deutschen Senioren-Meisterschaften im oberbayrischen Erding einen schwerpunktmäßigen Zwischenbericht nicht allein aus unserer originären Werfersicht, überlassen das übrige Terrain den Literaten in der Senioren-Spielecke auf der DLV-Netzseite mit ihrer handelsüblichen 1:0-Berichterstattung der Aneinanderreihung von Zahlen.
Gemeinhin werden bei besonders guten Leistungen die Protagonisten mit Beifallskundgebungen gefeiert. „Ball verkehrt“ in der Weißbier-Metropole, deren Getränk gelegentlich als Bierdusche in der näheren Nachbarschaft der Münchner Allianz-Arena zweckentfremdet wird. Nicht da, sondern im runderneuerten Sepp-Brenninger-Stadion stand ein Offizieller (in seinem Falle meiden wir bewusst das Schimpfwort Funktionär, die allzu oft nicht funktionieren) im Mittelpunkt stehender Ovationen. Als der Retter dieser Titelkämpfe, der in vielen Ehrenämtern angesiedelte BLV-Vizepräsident Jochen Schweitzer (im Bild), im Stadion-Interview sich in großer Bescheidenheit aussparend sagte, „dass es ohne den Leichtathletik-Bezirk Oberbayern und seinen Heimatverein keine DM für unsere Senioren gegeben hätte“, gab es lautstarken Applaus der weiblichen und männlichen Athleten. Ein sinnbildliches Halleluja und Hosianna für einen Würdenträger – das hat was.

Petrus erwies sich mit Schmuddelwetter als Spielverderber

Mit des Geschickes Mächten vermochte allerdings „der nicht über Wasser gehende“ 39-jährige Erdinger auch keinen Bund zu flechten. Es kam bis auf einige Nischen mit Sonnenschein in Form von Regen weit überwiegend von oben, dazu die Temperaturen knapp unter zehn Grad drückend. Der späte saisonale Termin, wo die meisten schon auf dem Zahnfleisch laufen, springen, stoßen und werfen, sowie das häufig nicht vorhandene Meisterschaftsgefühl mit kleinen Feldern in oftmals zusammengefassten Klassen bei natürlich getrennter Wertung tat sein Übriges für die überwiegend eher bescheidenen Leistungen. Ausnahmen bestätigen auch hier wie stets die Regel. Überlassen wir das in erster Linie dem Auge und der subjektiven Wahrnehmung des Betrachters in der verlinkten Ergebnisliste.

Ralf Mordhorst gewann nach einer Anreise-Odyssee das begehrte Double

Allerdings gehen wir noch auf in unserer Vorschau genannte Könner nicht nur der nationalen Extraklasse ein. Obwohl er eine Odyssee mit der Zuganreise von Lübeck nach München hinter sich hatte und erst Samstagnacht um 2 Uhr in seinem Hotel ankam, gewann Ralf Mordhorst (*1973) vom LAC Lübeck bei seiner letzten DM mit den schweren Geräten letztlich erwartungsgemäß das begehrte Double mit Kugel und Diskus. Bei seiner Paradedisziplin zur „High-Noon-Zeit“ 12 Uhr noch reichlich platt von den Strapazen, musste er sich bei seinem dennoch klaren Erfolg mit 45,41m (SBL 49,98m) bescheiden. Doch etwa zwei Stunden später verbesserte der „Halb-Drehstoßer“ trotz all der ungünstigen Voraussetzungen seine Saisonbestleistung um sechs Zentimeter auf 13,97m. Respekt!

Helmut Maryniak übertraf mit dem Diskus zweimal die 50-m-Marke

Gleichermaßen Chef im in diesem Fall größeren Ring mit 2,50m Durchmesser war zur Abendstunde nach 18 Uhr Helmut Maryniak (*1968; im Bild) vom LAC Passau bei immerhin acht Teilnehmern in der M50. Der urwüchsige Niederbayer, durchaus nach Werferart passend zum gestern eröffneten Oktoberfest gelegentlich auch ein Freund des „einarmigen Reißens“, übertraf mit 50,71 und 50,57m zweimal die 50-m-Marke, war ergo nicht sehr weit von seiner Saisonbestleistung (52,41m) entfernt. Der Vorsprung bereits auf den Zweitplatzierten war mit über fünf Metern gewaltig. So ist es halt: Ausnahmeathleten versauen die Preise. Da gilt es, sich mit seinen individuellen Möglichkeiten der eigenen Messlatte zu arrangieren.
Noch eine Randnotiz: WMA-Präsidentin Margit Jungmann aus Rehlingen hielt Wort und mischte sich gestern unters Fußvolk. Ob der 66-jährigen „Saarperle“ viele unangenehme Fragen zu der organisatorisch ziemlich verhunzten Masters-WM in Tampere gestellt worden sind, ist nicht überliefert.