Viele "Hirntote" kennen Corona offenbar nur als Kult-Biermarke
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne
Das Wort am Sonntag
(Mexiko/Berlin/Braunschweig/Krefeld, 02. August 2020) Es drängt sich der bis an Wahrscheinlichkeit grenzende heiße Verdacht auf, dass allzu viele „Hirntote“ Corona lediglich als Biermarke kennen. Kein Witz, mit der Biermarke. Es wird/wurde unter diesem spanischen Namen (übersetzt Krone) von der Grupo Modelo in Mexiko gebraut und war dort die meistverkaufte Gerstenkaltschale. Es erlangte auch internationales Ansehen und zählt(e) in 180 Ländern der Welt, fast auch schon eine Pandemie, zu den importierten Premium-Produkten dieser Art. Bis dann wegen des SARS-CoV-2-Erregers, kurz Corona genannt, der Markt einbrach, hat die Brauerei den Vertrieb des Kultbieres unter diesem Namen Anfang April (vorerst?) eingestellt.
Eine völlig falsch verstandene Freiheit
Aber all das und die wieder sprunghaft steigenden Infektionszahlen scherte die rund 20.000 Ignoranten gestern bei der Anti-Corona-Demonstration „Tag der Freiheit“ wider die Maskenpflicht und Abstandsregeln einen feuchten Kehricht. Dicht gedrängt und zumeist maskenlos pöbelte der Mob, darunter viele Rechtsradikale und Neo-Nazis, in unser aller Bundeshauptstadt Berlin munter drauflos, bis dann die Versammlung von der Polizei aufgelöst und dem Veranstaltungsleiter auf der Bühne buchstäblich der elektrische Saft für das Mikrofon abgedreht wurde.
Aufgrund Unverantwortlicher drohen neue restriktive Maßnahmen
Solange es solche Szenarien im Großen, aber leider auch im Kleinen gibt, können wir uns alle miteinander eine Eindämmung des Coronavirus‘ getrost abschminken und schon einmal auf neuerliche restriktive Maßnahmen einstellen. Mit Vernunft und Eigenverantwortlichkeit ist einem Teil der Masse Mensch offenbar nicht beizukommen. Diese Minderheit hat immer noch nicht begriffen, dass sie sich den Ast absägt, auf dem sie selber sitzt. Aber was noch viel perfider ist: Dass sie unschuldige Dritte den Gefahren einer Infektion bis hin zu einer COVID-19-Erkrankung aussetzt, die schlimmstenfalls tödlich endet. Daraus ließe sich ganz pauschal betrachtet auch versuchter oder bisweilen vollendeter Totschlag konstruieren. Die Täter der Infizierung wird man jedoch bedauerlicherweise nicht identifizieren können. Was hinzu kommt, dass sie uns bei wie langer eigener Restlaufzeit auch immer zudem eine schnellere Wiedererlangung der vollständigen Lebensqualität stehlen. Noch ein Delikt!
Mitunter kann einen die blanke, ohnmächtige Wut ergreifen
Das musste einfach mal raus, wenngleich es mit Senioren-Leichtathletik herzlich wenig zu tun hat. Aber schlussendlich geht es uns alle an, beim Appell an die verschüttete (oder nie vorhanden gewesene) Vernunft und Verantwortung der unvernünftigen, unverantwortlichen Mitbürger nicht müde zu werden. Denn wandelnde Vollpfosten laufen nicht nur bei Demos herum. Sie sind allgegenwärtig. Bekenne freimütig, dass mich diesbezüglich mitunter eine blanke, ohnmächtige Wut ergreift. Das geht vielen Gleichgesinnten so, wie ich als meinungsfreudiger Zeitgenosse fortgeschrittenen Alters der doppelten Risikogruppe aus zahlreichen Gesprächen mit Verwandten, Bekannten, Freunden und Sportkameraden zu berichten weiß.
Ungeachtet dessen einen schönen Sonntag sowie eine angenehme, ereignisreiche und kurzweilige 32.Kalenderwoche bis zum von Phrasendrescher Cheik-Idriss Gonschinska vom DLV so gepriesenen „Leichtturmprojekt“ bei den Deutschen Meisterschaften der Männer/Frauen am kommenden Samstag/Sonntag in Braunschweig. Wer mag, kann bei diesem geisterhaften, da zuschauerfreien Ereignis (sie nennen es natürlich Event) zumindest stundenweise via Pantoffelkino dabei sein.