Ein gemeinhin außerordentlich besonnener Mann sieht rot
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- Geschrieben von Axel Hermanns
Kolumne am Mittwoch
Einen Augenblick mal bitte
(Darmstadt/Mutterstadt/Krefeld, 14. Dezember 2022) Nur noch zehnmal schlafen bis Heiligabend. Den bei Rentnern, Pensionären und Freiberuflern am Mittag nicht mitgerechnet. Keine Bange: Das wird jetzt in täglicher Dauerschleife kein Abzählreim bis zum Fest der Feste. Ein bisschen was Substanzielles gibt es selbst in einer absoluten Saure-Gurken-Zeit in der (Senioren-)Leichtathletik schon noch zu berichten. Manch einer wartet schon mit Spannung auf die morgige Verkündung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) über den Ausgang zur Wahl der beiden Seniorensprecher. Insbesondere die in Konkurrenz tretenden zehn männlichen Kandidaten (der weibliche Part ist mit Jennifer Gartmann als einzige Frau bereits durch) und die nominell rund 200 sich daran beteiligenden Stimmberechtigten, was eine lausige Resonanz darstellt. Ohnmacht oder Kapitulation vor einem Dachverband, dem die Ü35-Generation entgegen aller vollmundigen Lippenbekenntnisse schnurzpiepegal ist?
Gerhard Zachrau beklagt ein fehlendes Konzept
Erst kürzlich ist die für den 04./05. März 2023 in Erfurt angedachte Senioren-Hallen-DM mit Winterwurf endgültig zu Grabe getragen worden. Gescheitert an latentem Kampfrichtermangel und aus finanziellen Gründen (wir berichteten). Das brachte auch „Christkind“ Gerhard Zachrau (*26.12.1949; im Bild) vom RKS Phoenix Mutterstadt als rührigen, dreigleisig fahrenden Veranstalter von Werfertagen in der Leichtathletik, im Rasenkraftsport und alternativen LSW-Wettbewerben in Rage. Vorausgeschickt, dass der alsbald 73-jährige Pfälzer als Polizeihauptkommissar a.d. gemeinhin nicht wie dereinst Charles Bronson in dem Filmklassiker „Ein Mann sieht rot“ von 1974 agiert, sondern besonnen und wohltemperiert in Wort wie Schrift auftritt.
Das liest sich diesmal dann so: „Ein DLV, der die kleinen aktiven Leichtathletik-Vereine mit gewaltigen Gebühren überzieht, hat mal wieder kein Geld. Da lache ich mich kaputt! Auch die Kampfrichter-Problematik hat sich schon seit über zehn Jahren abgezeichnet. Aber wirklich hat sich der DLV nie darum gekümmert. Fast überall haben wir mehrheitlich alte und uralte engagierte Kampfrichter. Doch wie lange halten die noch durch? Wo ist hier eine zukunftsorientierte Planung, wo sind die finanziellen und sonstigen Anreize? Wo ist eigentlich das Konzept???“
Ja, so schaut’s aus! Recht hat er, der in Harnisch geratene Gerhard. Leider einer der wenigen einsamen Rufer in der Servicewüste dieses von eigenen Gnaden ach so innovativen Verbandes mit seinen Leuchtturmprojekten von angeblich weltweiter Strahlkraft. Weihnachten ist öfter.