Wolfgang Ritte adelte die Nordrhein-Titelkämpfe mit einem Weltrekord
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- Geschrieben von Axel Hermanns
(Düsseldorf/Krefeld, 09. Januar 2023) Tief stapeln, hoch fliegen. Dier richtige Taktik, nicht zu große Erwartungen zu befeuern, um dann jedoch gehörig aufzutrumpfen. Getreu dem Motto „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ hatte der M70-Frischling Wolfgang Ritte (*07.01.53) vom SC Bayer 05 Uerdingen gegenüber LAMPIS bekundet, dass die Aufstellung eines Weltrekordes auch für ihn als bereits 47-maligen Verbesserer „kein Selbstläufer“ sei. Stimmt natürlich grundsätzlich, wie x verschiedene einschlägige Erfahrungen gelehrt haben. Zuletzt bei der Österreicherin Marianne Maier an Silvester (wir berichteten). Nicht jedoch bei Ritte Sport. Der 70-Jährige adelte die Offenen Nordrhein-Hallenmeisterschaften der Ü30-Generation gestern im Arena-Sportpark in Düsseldorf mit dem neuen Weltrekord im Stabhochsprung der M70, dabei die nationale (bislang 3,20m) und kontinentale Bestmarke (3,26m) zwangsläufig im Handstreich einkassierend.
Mit ausnahmslos gültigen Versuchen über alle gewählten fünf Höhen überflog er letztlich 3,45m, steigerte damit den bisherigen globalen Spitzenwert von 3,35m des Amerikaners Arthur Parry aus dem Jahre 2016 um zehn Zentimeter. Entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten der scheibchenweisen Verbesserung nach Art der Mailänder Salami (was diesmal mit keinem Alleinstellungsmerkmal in einem gemeinsamen, weiter laufenden Wettbewerb der M30 – 75 auch nicht möglich war) versuchte sich Ritte anschließend noch dreimal vergeblich an 3,55m.
Interessantes Titelduell zwischen Niels Depner und Markus Follmann
Doch wenden wir uns noch unserem eigenen originären Beritt zu, dem unter dem Hallendach bei Kunststoffboden ausnahmsweise nicht so schmutzigen Geschäft mit der Kugel am Hals. In Abwesenheit von Thomas Schmitt (*1989; jetzt SV Rot-Weiß Schlafhorst) erzielte Jung-Senior Sebastian Riedl (M30) vom TV Angermund mit 14,37m die metrisch beste Leistung. Ein interessantes Duell um den Titel lieferten sich Niels Depner (*1973) von SuS 09 Dinslaken bei seinem Einstand mit der 6-Kilo-Kugel in der M50 und der zwei Jahre ältere Markus Follmann vom LT DSHS Köln. Der jüngere Rückenstoß-Techniker behielt vor dem Drehstoßer mit 13,71 zu 13.58m relativ knapp die Oberhand. Ein Altersetage höher beeindruckte Standstoßer Thomas Schroers (*1967) vom VfL Repelen mit 13,90m.
Verbeugen wir uns noch vor dem „Alterspräsidenten“, der mangels Ausschreibung in die M85 herunter starten musste. Der für die LG Stadtwerke Hilden antretende 90-jährige gebürtige Niederländer Wilhelm Bexkens stieß 8,37m. Damit hätte er in der isolierten Nordrhein-Wertung sogar den zweiten Platz in der M80 belegt. Respekt! Für das beste Resultat bei den Seniorinnen sorgte Birgit Plifke (*1963) vom TSV Bayer 04 Leverkusen mit 12,54m bei ihrem Debüt mit der „Dreier“ in der W60. Bekannter ist sie unter ihrem Mädchennamen Petsch, hat eine Lebensbestleistung von 17,84m in ihrer sportlichen Vita (siehe Link) vorzuweisen.
Kein Gerücht: TV Angermund bewirbt sich womöglich für die Hallen-DM 2023
Solche Titelkämpfe sind auch stets Nachrichtenbörse, kursieren Gerüchte und Latrinenparolen, bei denen Ausgegorenes, Halbgares und Unwahres oftmals nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Konkret: Der TV Angermund mit seinem Frontmann Klaus Kirberg wäre angeblich interessiert, zum angedachten, aber letztlich gescheiterten Termin der Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften am 04./05. März 2023 in Erfurt, sich mit der Leichtathletikhalle in Düsseldorf als örtlicher Ausrichter im Verbund mit dem LV Nordrhein beim DLV zu bewerben. Da wir nicht im Nebel stochern und über blauen Dunst berichten woll(t)en, habe ich mich gestern Abend telefonisch bei Kirberg sachkundig gemacht. Die freimütige Antwort: „Ja, das stimmt! Aber es sind in den nächsten Tagen diesbezüglich noch einige Dinge mit der Sportamt der Stadt Düsseldorf zu klären, ob wir weitere Schritte einleiten können oder eben nicht.“ Versteht sich, dass wir am Thema dranbleiben.
Eine Missgeburt und Zumutung von einer Online-Ergebnisliste
Wann immer ich im Zuge der wonnevollen Berichterstattung für die geschätzte Leserschaft diese Missgeburt und Zumutung einer Online-Ergebnisliste „Made in SELTEC“ (Made könnte hier auch für die ekligen Aasfresser stehen) mühselig zu durchforsten habe, bin ich geneigt die gebotene journalistische Contenance restlos aufzugeben und dem ganzen blanken Unmut vollkommen ungeschminkt rhetorisch einmal freilen Lauf zu lassen. Das verkneife ich mir diesmal noch, nehme vielmehr eine Anleihe bei dem Boulevardblatt mit den vier großen, fetten Lettern: BILD dir deine Meinung unter dieser Verlinkung.